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Sicherheitskräfte verhinderten Proteste bei Fackellauf in Vietnam

Die olympische Fackel ist am Dienstag ohne Proteste und Zwischenfälle durch Vietnams südliche Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) getragen worden. Jubelnde Chinesen und Vietnamesen säumten Fähnchen schwenkend den Weg des Feuers durch die Innenstadt der Millionenstadt.

Ein massives Aufgebot von Sicherheitskräften verhinderte Demonstrationen, die zuvor von Studentengruppen und antichinesischen Aktivisten angekündigt worden waren. In der Hauptstadt Hanoi wurden sechs Menschen festgenommen, die gegen die Olympischen Spiele in Peking protestiert hatten.

In Saigon begleitete eine große Zahl von Sicherheitskräften, zum Teil in Zivil, die Fackel, die von 60 Läufern vom Opernhaus im Zentrum zu einem Militärstadion rund 13 Kilometer entfernt getragen wurde. Nur eine handverlesene Schar von wenigen hundert Menschen, vorwiegend Mitglieder der regierungstreuen kommunistischen Jugend, konnten an der Zeremonie direkt teilnehmen. Die Route des Fackellaufs war bis zuletzt aus Furcht vor Protesten geheim gehalten worden.

Im Internet hatten zuvor mehrere Gruppen zu Demonstrationen gegen China aufgerufen. Das massive Polizeiaufgebot machte Protestaktionen jedoch unmöglich. “Jedes Mal, wenn sich vier oder fünf Menschen zusammenstellten, wurden sie von der Polizei umzingelt”, berichtete ein Jugendlicher. Dennoch gelang es Demonstranten in Hanoi, für kurze Zeit ein Plakat zu zeigten, auf dem die olympischen Ringe als Handschellen dargestellt waren. Nach Augenzeugenberichten unterbanden Dutzende von Sicherheitskräften die Protestaktion.

Peking und Hanoi hatten ihr durch den Kambodscha-Konflikt und die vormalige pro-sowjetische Politik der vietnamesischen Führung schwer belastetes Verhältnis erst 1991 normalisiert. Doch gibt es weiter Streit um die Abgrenzung der Territorialgewässer und die Nutzungsrechte der maritimen Bodenschätze. 1979 hatten mehr als 200.000 chinesische Soldaten die vietnamesische Grenze überschritten; zwar wurde die Operation zu einem Fiasko für Peking, aber dreißigtausend Vietnamesen kamen dabei ums Leben. Der Einmarsch war als “Bestrafung” dafür gedacht, dass vietnamesische Truppen das von Peking unterstützte Terrorregime der Roten Khmer in Kambodscha gestürzt hatten. Anti-chinesische Proteste richten sich in Vietnam in der Regel gegen territoriale Ansprüche Pekings auf Inseln im Südchinesischen Meer wie die ohstoffreiche und strategisch wichtige Spratly-Inselgruppe.

Die nächste Etappe der Fackel, die auf ihrer Reise um die Welt von zahlreichen Demonstrationen gegen chinesische Menschenrechtsverletzungen begleitet worden war, ist am Freitag Hongkong. Danach wird der Fackellauf in China fortgesetzt.

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