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Sexualkundeverein Teenstar darf vorerst nicht in die Schule

TeenStar wird vorerst nicht in den Schulen unterwegs sein.
TeenStar wird vorerst nicht in den Schulen unterwegs sein. ©APA/Harlad Schneider
Der christliche Sexualkundeverein Teenstar soll vorerst nicht zu österreichischen Schulen dürfen. Der Verein erklärte aber, dass viele veröffentlichten Unterlagen bereits veraltet seien. Der Verein vertritt die Werte der katholischen Kirche, ist aber im offenen Diskurs über die verschiedensten Themen.

Das Bildungsministerium erwägt einen Bann des christlichen Sexualkundevereins Teenstar von Schulen. Bis Dezember sollen die Prüfungsergebnisse vorliegen, wo dessen Angebote dem Lehrplan bzw. Grundsatzerlass zu Sexualpädagogik widersprechen. Fix ist: “Eine Fortführung der Aktivitäten wird in der derzeitigen Form (z.B. Homosexualität als Schicksal) nicht möglich sein”, hieß es am Mittwoch zur APA.

Katholische Werte an Schulen vermittelt

Die “Salzburger Nachrichten” hatten bereits im Sommer über Kritik an der angeblich “streng katholischen Lebenskunde” von TeenSTAR geschrieben. Propagiert werde etwa natürliche Familienplanung, kein Sex vor der Ehe und dass die sexuelle Orientierung durch eine Kombination aus Therapie, Selbsthilfegruppen und Seelsorge veränderbar sei. Masturbation werde als schädlich dargestellt. Am Dienstag berichteten die Wiener Stadtzeitung “Falter” und der ORF über angeblich vom Verein genutzte Schulungsunterlagen, die ihr von der Homosexuellen Initiative HOSI Salzburg zugespielt wurden. TeenSTAR vermittle demnach ein “christlich, fundamentalistisches, ultrakonservatives Weltbild, das von einigen wenigen ganz fundamentalistischen Strömungen in Österreich vertreten wird”, so Peter Haller von der HOSI in der ZiB2.

TeenSTAR ist weltweit tätig, in Österreich war der Verein bisher vor allem in Salzburg aktiv. Die dortige Bildungsdirektion (bisher: Landesschulrat) hat bereits mit Oktober Schulen die Zusammenarbeit mit dem Verein untersagt, bis eine Überprüfung der Lehrinhalte durch die Schulaufsicht abgeschlossen ist.

Überprüfung bis Dezember

Das Bildungsministerium hat außerdem laut parlamentarischer Anfragebeantwortung vom September angeordnet, dass bundesweit alle (geplanten) Sexualkunde-Workshops externer Anbieter bei den Bildungsdirektionen gemeldet werden und diese sofort eingreifen müssen, falls das Angebot den Vorgaben widerspricht oder Qualitätsmängel aufweist.

Bis Anfang Dezember soll die Überprüfung aller relevanten Materialien und Methoden von TeenSTAR durch das Bildungsministerium abgeschlossen sein und an die Ergebnisse die Bildungsdirektionen kommuniziert werden. Die bisherige Sichtung habe allerdings ergeben, dass gewisse Inhalte nicht dem Grundsatzerlass zur Sexualpädagogik entsprechen und deshalb nicht mehr an Schulen vermittelt werden dürfen. Sollte TeenSTAR sein Konzept adaptieren und kritisierte Inhalte ändern, könnte der Verein allerdings wieder an Schulen aktiv werden. “Wenn der Verein sagt, das sind zentrale Inhalte, wird eine Zusammenarbeit in bisheriger Form nicht mehr möglich sein”, betont Generalsekretär Martin Netzer gegenüber der APA.

Qualität wird überprüft

Übrigens handle es sich dabei nicht um eine “Lex TeenSTAR”, so Netzer. Die generellen Kriterien (etwa altersadäquate Vermittlung der Themen auf aktuellem Stand der Wissenschaft) würden schließlich für alle Vereine gelten, die Angebote an Schulen machen. Mit Abschluss der Überprüfung soll deshalb eine entsprechende Klarstellung rausgehen, wie die Schulen und Bildungsdirektionen die Einhaltung der Qualitätskriterien sicherstellen können.

SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner zeigte sich in einer Aussendung schockiert über die Medienberichte und kündigte eine weitere parlamentarische Anfrage an Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) über das Ergebnis der Prüfung und die Konsequenzen der Causa an. Auch Monika Vana, Vizepräsidentin der Grünen im Europaparlament, fordert ein rasches Eingreifen Faßmanns. Missionierung habe im Klassenzimmer nichts verloren, betonten die Proponentinnen des Frauenvolksbegehrens.

Institut für Ehe und Familie vermutet Unterstellungen

Beim Institut für Ehe und Familie, das mit dem Verein kooperiert, zeigte sich Leiter Johannes Reinprecht im APA-Gespräch über die Vorwürfe irritiert. “Nach unseren Erfahrungen und Überprüfungen ist das Angebot von TeenSTAR durchaus solide, positiv und wertorientiert und in keinster Weise diskriminierend. Mein Eindruck ist, dass es hier um Unterstellungen geht.” Er halte “andere Angebote am ‘sexualpädagogischen Markt’ für in der Tat bedenklich”.

Veraltete Unterlagen veröffentlicht

Der christliche Sexualkundeverein TeenSTAR hat in einer Stellungnahme gegenüber der APA betont, die in der Wochenzeitung “Falter” zitierten Schulungsunterlagen seien “gerade im Hinblick auf die Thematik der Homosexualität veraltet und seit Monaten in Überarbeitung”.

Im Rahmen des Programms werde jeder Mensch in seiner sexuellen Selbstbestimmung respektiert, heißt es zu Homosexualität. Man vermeide es bei TeenSTAR allerdings, “Jugendliche vorschnell auf eine bestimmte sexuelle Orientierung (z. B. auch Bisexualität) festzulegen oder sie dazu zu ermutigen, sich über ihre erotischen Gefühle, die noch in Veränderung begriffen sein können, zu definieren”. Kindern und Jugendlichen, die sich dem anderen Geschlecht zugehörig, transsexuell oder intersexuell fühlen, werde “mit Wertschätzung begegnet”: “Es wird ihnen zusammen mit ihren Eltern empfohlen, sich bei subjektiv empfundenem Bedarf für eine Begleitung an die entsprechenden fachlichen Einrichtungen zu wenden.”

Teenstar im offenem Gespräch

Sex erst in der Ehe entspricht laut TeenSTAR den Bedürfnissen junger Menschen nach verbindlichen Beziehungen. Für Sexualität “als Ausdruck von Liebe in verlässlicher und intimer Beziehung” habe sich “in allen Zivilisationen (…) der Rahmen der Ehe bewährt”.

Natürliche Familienplanung werde in den Kursen “nach dem neuesten wissenschaftlichen Stand” vermittelt, aber auch alle anderen Verhütungsmethoden würden “ausführlich besprochen”. Empfehlung für einer bestimmte Methode gebe es nicht.

(APA/Red)

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