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„Sex sells!“: Nun auch in der Politik?

Die dänische Nachwuchspolitikerin Nikita Klæstrup (20) sorgt mit ihren freizügigen Outfits weltweit für Aufsehen.
Die dänische Nachwuchspolitikerin Nikita Klæstrup (20) sorgt mit ihren freizügigen Outfits weltweit für Aufsehen. ©instagram.com/nikitaklaestrup
Seit Kurzem sorgt die dänische Nachwuchs­politikerin Nikita Klæstrup (20) mit ihren freizügigen Postings und ihrem Kleidungsstil weltweit für Aufsehen. W&W hat bei heimischen Politikerinnen nachgefragt, was sie darüber denken.

Ihr Abendkleid verdeckt das nötigste und lässt kaum Raum für Fantasie. So „offenherzig“ erschien die junge Politikerin auf dem 110-Jahre-Jubiläum ihrer Partei. In einem Interview mit dem Schweizer Blick erklärte sie ihre Outfitwahl so: „Bei uns in Dänemark sind Politiker meist alte, langweilige Männer. Ich bin kein langweiliger, alter Mann und das will ich auch zeigen. Ich möchte beweisen, dass das ein Vorurteil ist, das nicht länger Gültigkeit hat. Es ist gut, dass Frauen sich so geben können, wie sie wollen. Ich ziehe mich halt gerne so an.“ Für Agnes Wachter von den JUNOS würde so etwas nie in Frage kommen: „Ich befinde mich derzeit in der Ausbildung zur Rechtsanwältin. In diesem Beruf ist das äußere Erscheinungsbild nicht unbedeutend, strahlt es doch eine gewisse Seriosität aus. Es wäre für mich daher respektlos meine Mandanten vor Gericht im Freizeitlook zu vertreten.“

Die letzte Stufe des Feminismus

Die 20-jährige Dänin glaubt mit ihrer freizügigen Art ein Vorbild zu sein: „Eine Frau sollte tun und lassen können, was sie will. Ob sie arbeiten oder zu Hause bleiben will, ob sie Hausfrau und Mutter sein oder Pornodarstellerin werden möchte. Dabei soll sie immer ernst genommen werden. Ich bin der Beweis dafür, dass das geht. Im Prinzip bin ich die letzte Stufe des Feminismus.“ Nicole Hosp, FPÖ-Landtagsabgeordnete, glaubt nicht, dass man mit sexy Fotos in der Politik erfolgreich ist: „Natürlich sollten sich Frauen zeigen können, wie sie wollen. Bei derartig freizügigen Bildern muss man aber auch mit Vorurteilen und Kritik rechnen.“

Diese Frauen mach(t)en Politik schöner Sarah Wagenknecht (rechts) gehört der Deutschen Partei „Die Linken“ an, Miss Earth 2012 Sandra Seidl zieht für die BZÖ in die Wien-Wahl, Eva Kaili ist Abgeordnete im Griechischen Parlament und die Italienerin Mara Carfagna war bis November 2011 Ministerin im Kabinett von Berlusconi.

Neci Gönay, Junge Volkspartei, 26: „Die Bilder von Nikita Klæstrup halte ich schon für sehr gewagt. Wer mich kennt, weiß, dass ich selber schöne Kleider mag und modebewusst bin. Trotzdem bin ich als politisch engagierte junge Frau in der Öffentlichkeit tätig und möchte vor allem durch meine Sacharbeit überzeugen. Ich selbst habe schon einige Anfragen von Modemagazinen bekommen, welche ich jedoch allesamt abgelehnt habe. Ich bin Sachpolitikerin und so möchte ich in der Öffentlichkeit auch wahrgenommen werden.“

Nina Tomaselli, Die Grünen, 29: „Grundsätzlich gilt bei Kleidung : Alles kann, nichts muss – auch für Politiker Innen. Das Äußere sagt nichts über die Kompetenz eines Menschen aus. Traurig ist jedoch, dass Nikita Klæstrup international aufgrund ihrer Freizügigkeit auffällt, mit ihren politischen Inhalten hätte sie wohl kaum die gleiche Aufmerksamkeit erlangt. Ich halte persönlich überhaupt nichts von gesellschaftlichen Kleidervorschriften, deshalb trifft man mich des Öfteren auf der Straße mit Turnschuhen und weiten Hosen.“

Nicole Hosp, Freiheitliche Partei, 32: „Jeder sollte selbst wissen, wie er sich präsentiert, und von der Öffentlichkeit gesehen bzw. wahrgenommen werden möchte. Ich bin aktiv in sozialen Netzwerken unterwegs. Man sollte sich – ob als Privatperson oder in der Öffentlichkeit – immer bewusst sein, was man postet und welche Konsequenzen es haben kann. Ich persönlich halte mich bei öffentlichen Veranstaltungen an einen Dresscode, da ich in meiner Funktion ein öffentliches Amt bekleide und meine Partei und das Land repräsentiere.“

Conny Simma, Sozialistische Jugend,19: „Ich denke, dass Nikita Klæstrup Feminismus falsch verstanden hat und auch dementsprechend auslegt. Es geht dabei nicht darum, dass jede Frau sich halbnackt zeigen darf, sondern dass sie dem Mann gleichgestellt sein soll. Es bringt keiner alleinerziehenden Mutter, die von ihrem geringen Lohn nicht nur sich, sondern auch ihre Kinder ernähren muss, etwas, wenn sich eine sogenannte Jungpolitikerin auszieht, anstatt aktiv für eine bessere Lage der Frau zu kämpfen.“

Agnes Wachter, JUNOS, 26: „Diese Postings sind im wahrsten Sinne eine heiße Angelegenheit, aber im Endeffekt ist es Nikitas Entscheidung. Dass sie damit aneckt, war ihr sicherlich bewusst. Jetzt muss sie die erhaltene Aufmerksamkeit nur richtig zu Nutzen wissen, politische Inhalte wurden jedenfalls medial noch keine transportiert, aber vielleicht ist das in Dänemark anders. Eine Verjüngungskur und Image-Aufbesserung für unsere Politik ist definitiv notwendig. Derzeit ist für viele Jugendliche die Politik nicht greifbar und uninteressant.“

(WANN & WO)

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