Die erste Beatifikation in der noch jungen und kleinen Diözese Feldkirch bedeute einen “logistischen und organisatorischen Kraftakt”, so die Vorarlberger Kirchenvertreter bei einem Pressegespräch am Dienstag. Mit der Seligsprechung Lamperts wolle man auch eine Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und der Rolle der Kirche damals leisten.
Die Seligsprechung Lamperts, 13 Jahre nach Einleitung des entsprechenden Verfahrens, soll als “weithin sichtbares Zeichen der Menschlichkeit” und als “Signal gegen das Vergessen” verstanden werden. Das Glaubenszeugnis Lamperts solle möglichst viele Menschen erreichen und sie ermutigen, sich mit Zivilcourage und in Gottvertrauen für andere einzusetzen. Die Kirche habe einen Auftrag zur Heilung und Versöhnung, so Generalvikar Benno Elbs. Die Auseinandersetzung mit der Schuld und den Wunden der NS-Zeit sei ein Dauerauftrag. So gab es im Vorfeld rund 50 Veranstaltungen, mit dem Ziel, etwas von Lamperts Leben zu lernen. Auch heute noch brauche es “Menschen, die sich in den Weg stellen”, betonte Elbs.
Im Rahmen der Messe am Sonntag werde Bischof Elmar Fischer für das Versagen der Kirche um Vergebung bitten und symbolisch einen um die Osterkerze gewickelten Stacheldraht entfernen, sagte Pastoralamtsleiter Walter Schmolly. Die Kirche sei im NS-Regime einerseits Repressionen ausgesetzt gewesen – rund 50 Priester aus dem Diözesanklerus waren mindestens einmal inhaftiert, vier Vorarlberger Geistliche wurden in KZs getötet -, andererseits war man “zu sehr angepasst”. Die Teilnehmer an der Seligsprechungsfeier sollen in die Kirche unter der “Wolke der Zeugen” eintreten, einer ORF-Radioproduktion mit den Namen der Vorarlberger NS-Opfer, als “Zeichen, dass Lampert nicht allein stand”.
“Rom-Check ganz unkompliziert”
Der “Rom-Check” für die Seligsprechung sei “ganz unkompliziert” verlaufen, die Feldkircher Vorschläge seien stets wohlwollend aufgenommen worden, berichteten die Liturgieverantwortlichen Walter Juen und Matthias Nägele. An den von Kardinal Angelo Amato geführten Feierlichkeiten, die auch in ein transparentes Zelt auf dem Marktplatz, in die Franziskanerkirche und live im ORF übertragen werden, nehmen rund 1.700 Gäste mit Platzkarten teil. Angemeldet haben sich laut Projektleiter Hans Rapp bisher 31 Bischöfe und Äbte, darunter der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, rund 30 Personen aus der Familie Lamperts aus Göfis bei Feldkirch sowie Abordnungen aus Stettin und Halle an der Saale, wo Lampert in DDR-Zeiten zum Patron für das Bemühen um Religionsfreiheit wurde. Die Kosten für das gesamte Seligsprechungsverfahren samt Feier wurden mit rund 200.000 Euro beziffert.
ORF-Landesintendant Wolfgang Burtscher beschrieb die geplante Live-Übertragung wegen der Lichtverhältnisse in der St. Martin-Kirche und der vielen Schauplätze innerhalb der zwei Stunden als “große Herausforderung”. 29 Techniker seien im Einsatz, außerdem die Hörfunkübertragungswagen der Landesstudios Vorarlberg und Tirol, ein Satellitenauto, fünf Kameras und eine Steady-Cam. Allein fünf Mitarbeiter kümmerten sich um die fernsehtaugliche Ausleuchtung des Gotteshauses, für die 100 Scheinwerfer installiert werden.
Video: Wer war Carl Lampert?
Video: Dr. Walter Juen über die Seligsprechung von Carl Lampert
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