Händeschütteln im Sekundentakt, unzählige Selfies, “Hallo, grüß Gott”, immer freundlich bleiben – für den Bundeskanzler ist der Nationalfeiertag ein Großkampftag. “Wann schlafen Sie eigentlich?”, will denn auch ein Besucher von Sebastian Kurz (ÖVP) wissen, der am Freitag zum ersten Mal als Kanzler in sein Büro am Ballhausplatz geladen hat.
Die Bevölkerung folgt der Einladung zum Tag der Offenen Tür wie jedes Jahr in Massen, die Schlange vorm Kanzleramt reicht bis weit in die Löwelstraße hinein, Wartezeiten von einer Stunde sind keine Seltenheit. Drinnen können die Besucher wieder einen Blick hinter die Kulissen werfen, am Ende des Rundgangs wartet als Höhepunkt der Kanzler in seinem Büro. Dass der es überhaupt vom Heldenplatz zurück ins Kanzleramt geschafft hat, war schon eine Herausforderung, scharten sich doch zahlreiche Fans für ein Foto um ihn.
Selfies mit Bundeskanzler Sebastian Kurz
Auch im Kreisky-Zimmer reißen die Selfie-Wünsche nicht ab – aber immerhin geht es hier halbwegs geordnet zu. In Gruppen von gut 50 Personen werden die Besucher durchgeschleust, die Belohnung fürs brave Anstellen ist ein ordentlicher Schnappschuss für jeden. Die immer gleiche Einleitung von Kurz wird da schnell zu Nebensache: Leopold Figl sei der Erste gewesen, der in dem Büro arbeitete, am längsten saß Bruno Kreisky hier, “normal schaut’s mehr nach Arbeit aus, aber wir haben extra zusammengeräumt” – schon während der Kanzler erzählt, sind die meisten mit dem Handy beschäftigt.
“Gibt es Fragen?” Kaum. Manch einer traut sich, zögerlich: “Wann schlafen Sie eigentlich?”, will ein Herr wissen. “Manchmal zu wenig, um ehrlich zu sein, aber ich schlafe schon jede Nacht”, nimmt Kurz den Ball erleichtert auf. Er könne zum Glück überall schlafen, sein Team lache sogar gelegentlich über ihn, weil ihm im Flieger schon vorm Start die Augen zufallen. “Darf ich ein Foto machen?”, fragt ein Mädchen. “Ja, dann lassen wir das mit dem Reden”, meint der Kanzler freundlich und posiert weiter.
Tag der offenen Tür am Nationalfeiertag
Gruppe um Gruppe dasselbe Spiel, aber Kurz erlaubt sich keine Ermüdungserscheinungen. Wie schon im Wahlkampf gibt er sich zu hundert Prozent professionell, nach Patzern hält man vergeblich Ausschau. Jeder Gast wird persönlich begrüßt, ob asiatische Touristenmädchen im glitzernden Prinzessinnenkleid, Gardesoldaten oder ein Ehepaar aus Zogelsdorf, wo die Großmutter des Kanzlers lebt. “Mama und Papa sind grad draußen”, teilt er den Bekannten mit.
Böse Worte bekommt Kurz heute nicht zu hören, im Gegenteil: Eine junge Frau ist wie ein Popstar-Groupie der Ohnmacht nahe, als sie ein Foto und ein Autogramm des Kanzlers ergattert – und fällt ihm kurzerhand um den Hals. Kurz nimmt auch das gelassen hin. Lange dauert ihr Vergnügen ohnehin nicht: Der Tross muss weiter – der nächste wartet schon vor der Tür.
(APA/Red)
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