Am 22. September findet in der Fachhochschule in Dornbirn der Selbsthilfe-Infotag statt. In Vorarlberg gibt es 45 Selbsthilfegruppen mit über 1000 Mitgliedern. Mit dem Infotag möchte der Verein „Selbsthilfe Vorarlberg“ auf sein Angebot hinweisen und noch mehr Bewusstsein schaffen, was Selbsthilfe für Betroffene leisten kann. Einer der Redner am Selbsthilfe-Infotag ist Dr. Gerald Fleisch. Er schätzt die Arbeit der Selbsthilfegruppen und sieht sie als wichtige Ergänzung zur medizinischen Behandlung. Im Interview nimmt er Stellung zu Selbsthilfe.
Was halten Sie von der Arbeit der Selbsthilfegruppen?
Ich finde es gut, dass es sie gibt. Sie sind eine Ergänzung – vor, während und nach der medizinischen Behandlung. „Selbsthilfe“ ist für mich ein schöner Begriff: Man zeigt Eigeninitiative und Selbstachtung. Der Patient, die Patientin ist aktiv, übernimmt selbst Verantwortung und lässt sich nicht ins System fallen. Hinzu kommt die gute Ergänzung zu unserem Angebot. Durch die Gruppen werden wir sehr entlastet. Ich halte Selbsthilfe für sehr innovativ und initiativ.
Mit welchen Gruppen arbeiten die Landekrankenhäuser intensiv zusammen?
Die Frage ist eher, mit welchen wir nicht zusammenarbeiten, es sind so viele. Und jede für sich ist wertvoll. Um ein Beispiel herauszugreifen: Die Frauenselbsthilfe nach Krebs ist eine sehr aktive und wichtige Gruppe.
„Der mündige Patient“ – ist er eher eine Gefahr oder eine Ressource?
„Mündig“ ist schon mal gut, weil er den Mund aufmacht und sagt wie es ihm geht und wenn er Eigenverantwortung zeigt für seine Gesundheit. Schwierig wird es, wenn jemand mit Halbwissen aus dem Internet daher kommt, denn das Internet ist ohne menschlichen Kontakt, ohne Empathie und ohne Quellensicherheit. Mein Tipp ist deshalb: Lieber in die Selbsthilfegruppe als ins Internet.
Ist das Angebot an Selbsthilfegruppen ausreichend oder sehen Sie noch weiteren Bedarf?
Es kann gar nicht genug Selbsthilfegruppen geben. Je mehr man Patienten und Angehörigen anbietet um sich auszutauschen, umso besser.
Welche Leistungen der Selbsthilfegruppen sind für die Vorarlberger Krankenhäuser besonders wichtig?
Sie nehmen uns die Sorge, dass der Patient mit seinen Fragen, Zweifeln und Ängsten alleine ist, sobald er das Krankenhaus verlässt. Für seine Genesung ist es wichtig, dass er Menschen hat, mit denen er sich austauschen kann – die vielleicht dasselbe Schicksal teilen. Für uns ist es wichtig, dass wir Patienten auch nach ihrem Aufenthalt bei uns gut aufgehoben wissen. Wir haben eigene Sozialabteilungen, die mit den Patienten besprechen, wie es nach ihrer Entlassung weitergeht. „Komplexes Entlassungsmanagement“ heißt das. Gerade hier spielen Selbsthilfegruppen oft eine zentrale Rolle.
Selbsthilfe Vorarlberg
Die Selbsthilfe Vorarlberg ist Verein mit Sitz in Dornbirn. Sein Ziel ist, die einzelnen Selbsthilfegruppen im Land professionell zu unterstützen. Der Verein wird vom Land Vorarlberg subventioniert.
Factbox:
Selbsthilfe-Infotag Programm
Samstag, 22. September
Fachhochschule Vorarlberg, Hochschulstraße 1, 6850 Dornbirn
9 Uhr Empfang
ab 10 Uhr Fachvorträge:
Dr. Gerald Fleisch: „Vorarlberger Landeskrankenhäuser und Selbsthilfe“
Mag. Monika Maier: „Neue Herausforderungen für die Selbsthilfe“
Prof. (FH) Priv.-Doz. Dr. Frederic Fredersdorf: „Ergebnisse internationaler Studien über den psychosozialen Mehrwert von Selbsthilfe“
Moderation: Christoph Feurstein
13.30 – 17 Uhr: Selbsthilfemesse und Gesundheitscheck
Ca. 40 Selbsthilfegruppen präsentieren ihre Aktivitäten
– Hörtest (Landeszentrum für Hörgeschädigte)
– Sehtest (Optik Sutter)
– Lungenfunktionstest (Österreichische Lungenunion)
– Knochenmarktypisierung (Geben für Leben)
– Gesundheitsprävention, Heilbehelfe (VGKK)
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