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Selberlenken war gestern: Selbstfahrende Autos erobern die Straßen

Mercedes-Vorstand Zetsche mit dem selbstfahrenden Stern.
Mercedes-Vorstand Zetsche mit dem selbstfahrenden Stern. ©PEDERSEN/epa/APA
Mercedes erfindet das Auto neu: Mit der Vorstellung des selbstfahrenden Autos F 015 hat der Autohersteller ein neues Zeitalter der Mobilität eingeläutet. Schon bald soll der Wagen auf den Straßen fahren – doch es gibt eine Reihe von Problemen zu überwinden. Wir haben für euch herausgesucht, wie Autofahren in der Zukunft aussehen wird.
Mercedes auf CES
Die CES 2015

Der Wagen gleicht eher einem Konferenzraum als einem Auto, wie wir es von heutigen Straßen kennen. Denn der Mercedes F 015 ist einerseits riesig. Über fünf Meter lang, knapp über zwei Meter breit. Mit einem Radstand von 3,61 Meter schlägt er sogar die Luxuskarosse Maybach.

Andererseits kann man sich rundherum im Wagen allerlei auf zahlreichen Displays anzeigen lassen. Die Präsentation für das nächste Meeting noch schnell auf dem Weg dorthin machen? Kein Problem. Das Armaturenbrett ist ein großes Display, in den Türen sind vier weitere und auch in den Seitenwänden sind mehrere Bildschirme untergebracht. Doch das ist nicht das, was den F 015 zur Zukunft des Automobils macht.

Selbstfahrendes Auto bald serienreif

Aber das ist nicht, was den Mercedes F 015 eigentlich auszeichnet. Es handelt sich um die erste ernsthafte Studie eines selbstfahrenden Autos. Und die Serienreife liegt näher, als man das glauben möchte. Laut Daimler-Chef Dieter Zetsche soll der Wagen im nächsten Jahrzehnt regulär auf die Straße kommen. “Wir werden sicher schon in den nächsten Jahren auch mit höheren Geschwindigkeiten auf Strecken wie Autobahnen autonom unterwegs sein”, sagte Zetsche auf der Technik-Messe CES in Las Vegas. Man müsse Schritt um Schritt vorgehen.

Rechtliche und ethische Probleme

“Ein Auto, wie es draußen auf dem Messestand steht, sehe ich im nächsten Jahrzehnt auf der Straße.” Dabei sei die Klärung offener rechtlicher und ethischer Probleme für den Zeitplan entscheidend – “die wesentlichen Technologien dafür sind schon serienreif”. Dabei gehe es neben Haftungsfragen auch um das Verhalten der Technik bei einem Unfall.

Auto trifft eigene Entscheidungen

Zetsche hatte das Problem schon bei der Präsentation des von Grund auf für das autonome Fahren entwickelten Prototypen F015 ungewöhnlich offen für einen Autokonzern-Chef angesprochen. Es gehe um Situationen, “wenn die einzige Wahl zwischen dem Zusammenstoß mit einem kleinen Auto oder einem großen Lastwagen ist, oder es in einen Graben oder in eine Wand zu fahren – oder man riskiert, eine Mutter mit Kinderwagen oder einen 80-jährigen Großvater zu erfassen”.

Das Auto entscheide dabei nicht selbst, sondern folge nur dem vorgebenen Algorithmus, betonte Zetsche. “Diese Entscheidungen werden von den Herstellern und dem Gesetzgeber gemeinsam getroffen werden müssen.” Solche Situationen würden zwar in der Zukunft ungleich seltener eintreten als heute – “aber auch für diese wenigen Fälle muss man diese Diskussion führen”.

„Es wird Unfälle geben“

Die ethische Frage ist ein ernsthaftes Problem für die Ära der selbstfahrenden Autos. “Es wird Unfälle geben”, sagte ein Manager eines großen internationalen Autozulieferers in Las Vegas. Darauf müsse man sich vorbereiten. Es sei eine Gefahr für die Branche, dass diese Situationen in der öffentlichen Wahrnehmung mehr Aufmerksamkeit erwecken als die vielen vermiedenen Unfälle.

Daimler sorgte auf der traditionell auf die Elektronik-Industrie ausgerichteten Messe für viel Aufsehen mit dem F015. Auch der deutsche Konkurrent Audi setzte einen Meilenstein für die Technik mit der rund 900 Kilometer langen Tour eines selbstfahrenden Wagens des Modells A7 aus dem Silicon Valley nach Las Vegas. “Ich glaube, dass die deutschen Hersteller vorne sind”, sagte Zetsche. “Jetzt geht es darum, dass wir diese Position auch halten.”

Siegeszug selbstfahrender Autos

Auf der Motor Show Detroit wurde zudem eine Studie präsentiert, die einen Siegeszug der selbstfahrenden Autos sieht. Sie werden einer Studie zufolge in den kommenden 20 Jahren die Straßen erobern. Sie könnten bis 2035 fast zehn Prozent des weltweiten Jahresabsatzes ausmachen, das wären rund zwölf Millionen Pkw, ergab eine Untersuchung der Beratungsfirma Boston Consulting Group. Die Experten beriefen sich auf eine Umfrage unter US-Autofahrern.

Demnach können sich 44 Prozent vorstellen, in den nächsten zehn Jahren ein selbstfahrendes Fahrzeug zu kaufen. 20 Prozent zeigten sich sogar bereit, dafür mindestens 5.000 Dollar (rund 4.250 Euro) mehr auszugeben. Große Autohersteller wie General Motors, Audi und Mercedes-Benz arbeiten bereits an halbautomatischen Bedienungssystemen, die noch auf eine gewisse Beteiligung des Fahrers angewiesen sind.

Die Präsentation des F 015:

(SALZBURG24/APA/dpa/Reuters)

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