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Sechs Überlebende in verschüttetem Hotel in Italien gefunden

Sechs Menschen lebend geborgen
Sechs Menschen lebend geborgen ©AP
Die Behörden haben am Freitagnachmittag die Rettung von lediglich sechs Menschen aus den Trümmern des verschütteten Hotels Rigopiano in Farindola im mittelitalienischen Abruzzen bestätigt.
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Sie seien wohlauf, berichtete der stellvertretende Innenminister Filippo Bubbico. Bisherige Berichte, nach denen acht Personen insgesamt geborgen worden seien, wurden damit korrigiert.

Zu den Überlebenden zählen Adriana Parete, Frau des 38-jährigen Kochs, der als erster Alarm geschlagen hatte, sowie ihr achtjähriger Sohn. Nach ihrer Tochter Ludovica wird noch gesucht. Laut der Mutter sei das Kind am Leben, befinde sich jedoch in einem weiteren Raum unter den Trümmern des Hotels, die eine Art von Glocke gebildet hätten. Es bestünde noch Hoffnung, weitere Menschen lebend zu bergen, sagte Bubbico.

Gerettet wurde auch ein weiterer Bub, der mit seinen Eltern im Hotel zu Gast war. Noch unklar ist, ob sich seine Eltern retten konnten. Die Suchaktion wird mit 135 Einsatzkräften fortgesetzt. Wegen hoher Lawinengefahr seien die Bergungsarbeiten jedoch riskant.

Überlebende hatten Feuer gemacht

Die sechs Personen, die am Freitag lebend aus dem von einer Lawine verschütteten Hotel Rigopiano geborgen werden konnten, hatten ein Feuer in einer Nische gemacht, in der sie Zuflucht gefunden hatten. Das rettete ihnen das Leben, berichteten die Einsatzkräfte.

Zwei Gerettete befanden sich auf der Intensivstation des Krankenhauses der Adria-Stadt Pescara. Die Überlebenden verbrachten insgesamt 43 Stunden unter dem Schnee bevor sie geborgen wurden. Bei der Suchaktion wurden die Retter von einem überlebenden Mitarbeiter des Hotels unterstützt, der die Räumlichkeiten des Gebäudes gut kennt.

Die Hoffnung, weitere Überlebende zu finden wächst. Experten zufolge könnten Verschüttete bis zu fünf Tagen nach der Lawine ausharren, wenn sie genügend Sauerstoff erhalten.

Hoffnung unter Angehörigen

Die Nachricht der Bergung von sechs Überlebenden löste Hoffnung unter den Angehörigen der Vermissten aus. Sie warteten in einer Einrichtung in der Ortschaft Penne am Fuß des Gran Sasso auf Nachrichten von den Rettungsmannschaften. “Schon am Vormittag hatten wir konkrete Hoffnung, noch Überlebende finden zu können”, sagte Bubbico. Die italienische Gesundheitsministerin, Beatrice Lorenzin, dankte den “heldenhaften Rettern”, die pausenlos am Unglücksort im Einsatz seien.

hubschrauber
hubschrauber

135 Retter seien am Unglücksort im Einsatz. Es handelt sich um “eine komplexe und gefährliche Bergungsaktion”. Lawinenexperten seien im Einsatz, um die Gefährlichkeit der Lage zu prüfen, berichtete Zivilschutzsprecherin Titti Postiglione. Das Militär sei im Einsatz, um die Straßen zum Hotel wieder befahrbar zu machen. Mehrere Hubschrauber brachten die Überlebenden ins Spital nach Pescara.

Bisher vier Leichen geborgen

Nach Medienberichten vom Freitag wurden bisher vier Leichen geborgen. Der Zivilschutz bestätigte zwei Tote. Zwei Überlebende wurden bereits am Donnerstag in Sicherheit gebracht.

Ermittlungen zur Gebäudesicherheit

Nach dem Lawinenabgang auf das Hotel Rigopiano in Farindola an einem Hang des Gran-Sasso-Massivs in der mittelitalienischen Apennin-Region Abruzzen wollen die Justizbehörden ergründen, ob das Vier-Sterne-Ressort auf 1.200 Meter Höhe eine unsichere Hanglage hatte. Das in den 1970er-Jahren als Berghütte errichtete Gebäude war 2007 in ein bei VIPs beliebtes Spa-Hotel ausgebaut worden.

“Erdbeben und Schnee sind die Hauptverantwortlichen dieses Unglücks. Doch das Hotel befindet sich auf einem Hang, auf dem es der Lawinengefahr stark ausgeliefert war. Die Tatsache, dass hinter dem Hotel ein Wald lag, ist kein Sicherheitsfaktor. Im Gegenteil, eine Lawine, die einen Wald mitreißt, ist wegen der Bäume und des Gerölls noch gefährlicher”, betonte der Ingenieur aus der Abruzzen-Hauptstadt L’Aquila, Dino Pignatelli, laut der römischen Tageszeitung “Il Messaggero”.

Die Staatsanwältin von Pescara, Cristina Tedeschini, ermittelt wegen Fahrlässigkeit im Zusammenhang mit der Katastrophe. Sie will die Entstehung des Hotels Rigopiano im Besitz des Unternehmers Roberto Del Rosso prüfen, der mit weiteren 30 Personen im Schnee vermisst wird. Del Rosso hatte das Hotel von seinem Vater geerbt, der eine einfache Berghütte in ein elegantes Hotel umgewandelt hatte, berichtete “Il Messaggero”.

abbruzen
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Auch George Clooney war Hotel-Gast

2007 hatte Del Rosso weiter massiv in das Ressort investiert und es zum Vier-Sterne-Hotel aufgestockt. Der exklusive Spa-Bereich und neue Kongressräume waren vom damaligen Senatspräsidenten, dem aus den Abruzzen stammenden Franco Marini, eingeweiht worden. Stars wie US-Schauspieler George Clooney und andere Künstler sowie Politiker zählten zu den Gästen.

In Zusammenhang mit den Erweiterungsarbeiten des Hotels waren 2010 Korruptionsermittlungen gegen zwei Bürgermeister von Farindola eingeleitet worden. Diese endeten jedoch mit einem Freispruch. Inzwischen lief gegen Del Rosso eine Untersuchung wegen betrügerischen Bankrotts. Er soll den Besitz des Hotels einer fiktiven Gesellschaft übertragen haben, um sie Gläubigern zu entziehen. Schulden in Höhe von 2,5 Millionen Euro lasteten auf dem Unglückshotel, von dem nach der Lawine am Mittwoch nur Trümmer unter dem Schnee übriggeblieben sind.

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