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Schwer verliebt im Altersheim

Langenegg - Der Frühling gehört den Liebenden. Vor der Liebe ist keiner gefeit. Sie kann einen jederzeit erwischen. Auch noch im Alter. Xaver und Gerda haben sich im Altersheim kennen und lieben gelernt.

Gerda Wohlgenannt (66) hätte nicht mehr damit gerechnet, dass sie der großen Liebe begegnen würde. Sie war reife 61, als sie Xaver Egender begegnete – im Johann Georg Fuchs Pflegeheim Langenegg. „Eines Tages sind wir am selben Tisch gesessen. Wir sind ins Gespräch gekommen. Ja und ab da haben wir uns gegenseitig zum Kaffee eingeladen“, erinnert sich Gerda an das erste Zusammentreffen vor fünf Jahren.

Gerda fand Xaver gleich sympathisch. Er punktete bei ihr, „weil er so väterlich ausschaut und eine ruhige Art hat“. Und wie das so ist mit der Liebe, wuchs sie mit den Jahren. Heute sagt Gerda über ihr Xaverle (so nennt sie ihn liebevoll): „Ich habÑ noch nie einen Mann so gemocht wie ihn.“

Liebesmäßig nicht verwöhnt

In Sachen Liebe hatte das Leben sie bis dahin nicht gerade verwöhnt. „Ich hatte ein, zwei Verehrer, aber es waren keine langen Beziehungen.“ Gerda lebte mit ihrer Mutter zusammen. Als diese starb, „war ich ganz allein im Haus“. Jemand sagte ihr, dass sie ins Altersheim nach Langenegg könne. So kam es, dass die Alleinstehende bereits mit 47 Jahren ins Heim zog.

Mittlerweile lebt sie hier schon seit 19 Jahren. Xaver ist auch schon seit 13 Jahren hier. Er kam, weil er seiner Tochter die Wohnung überlassen wollte.

Auch er rechnete nicht mehr damit, dass er sich noch einmal verlieben würde. Seine erste große Liebe verlor Xaver (74) durch ein tragisches Unglück. „Meine Frau ist ertrunken. Und mit ihr meine jüngste Tochter.“

Doch Xaver will jetzt nicht über die – zum Teil schmerzvolle – Vergangenheit reden, sondern über die Gegenwart. Und die ist viel schöner, seit es in seinem Leben Gerda gibt. „Man braucht eine Bezugsperson im Heim“, sagt er und blickt dabei seine Gerda liebevoll an. Die nickt. Und sagt: „Seit ich ihn kenne, fühlÑ ich mich im Heim nicht mehr allein.“

Noch nie gestritten

Die beiden sehen sich oft am Tag. „Wir treffen uns beim Essen und beim Nachmittagskaffee. Und am Abend schauen wir gemeinsam fernsehen“, erzählt Xaver. Manchmal geht seine Gerda aber abends ins Caf-, „aber nicht wegen der Männer“, wie sie beteuert, „sondern weil ich manchmal aus dem Heim weg möchte“.

Das in die Jahre gekommene Paar sitzt auf der Couch einträchtig nebeneinander. Das Bild, das sie abgeben, trügt nicht. Denn die beiden haben – seit sie sich kennen – noch nie miteinander gestritten. „Gerda soll ihr Verhalten behalten. Ich will sie nicht ändern. Im Alter funktioniert das auch gar nicht mehr“, sagt Xaver und klingt dabei sehr reif. Die 66-Jährige lächelt. Und möchte auch noch etwas loswerden: „Er ist immer gut zu mir.“ Nachsatz: „Nur manchmal ist er ein bisschen schüchtern.“

„Ich würde ihn heiraten“

Xaver weiß, worauf sie anspielt: „Gerda hätte gern, dass ich ihr mehr zeig’, dass ich sie lieb hab’.“ Und in der Tat. Der gebürtigen Dornbirnerin wäre es recht, „wenn er mich öfters in den Arm nähme und busseln würde“. Aber sie ist klug genug, um zu wissen, dass man einen Mann dazu nicht zwingen kann. Auch aufs Standesamt kann man keinen gegen seinen Willen zerren.

Aber Gerda hat auch nicht im Sinn zu heiraten. „Das tät’ mir Angst machen, denn ich kann nicht kochen.“ Dennoch: „Wenn der Xaverle mich fragen würde, ob ich seine Frau werden will, würde ich ja sagen.“ Spricht’s und gibt dem verdutzten Xaver einen dicken Schmatz auf den Mund.

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