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Schweizer sind kaufkräftige Gäste

Noch vor 15 Jahren pilgerten die Vorarlberger in Scharen zum Einkaufen in die benachbarte Schweiz. Doch heute tummeln sich die Schweizer in den Vorarlberger Geschäften.

Doch ist diese Zeit des „Nudeltourismus“ – Nudeln wurden in der Schweiz besonders gerne gekauft – längst abgelaufen. Heute tummeln sich die Schweizer in den Vorarlberger Geschäften. Pro Jahr lassen sie so geschätzte 60 Mio. Euro im Ländle liegen, sagte Manfred Fiel, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Vorarlberg, im Gespräch mit der APA.

Ein Blick auf die Nummerntafeln der Autos vor den grenznahen Vorarlberger Geschäften verdeutlicht die Situation: Die Schweizer sind nicht nur „im Kommen“, sie sind schon lange da. Vor allem (aber nicht nur) Lebensmittel sind im Ländle seit dem EU-Beitritt deutlich billiger als in der Eidgenossenschaft. “1994 sind noch 973 Mio. Schilling (70,7 Mio. Euro) von Vorarlberg in die Schweiz geflossen. Was damals über den Rhein gegangen ist, kommt heute herüber“, sagte Fiel in Bezugnahme auf Ergebnisse von Kaufkraftstromuntersuchungen. Vor drei Jahren, so eine der Studien, seien 27 Mio. Euro von Schweizern in den Vorarlberger Handel gegangen. Dieser Wert habe sich seither aber „mindestens verdoppelt“, schätzte Fiel.

Vorarlbergs größtes Einkaufszentrum, der Dornbirner Messepark, macht mittlerweile etwa 15 Prozent seines Gesamtumsatzes mit Einkäufern aus der Schweiz und Liechtenstein. Im Vorjahr wurden laut Messepark-Geschäftsführer Burkhard Dünser 150,3 Mio. Euro umgesetzt, um 0,9 Prozent mehr als im Jahr davor. „Der Run aus der Schweiz ist ungebrochen“, berichtete Dünser. Der Messepark werde den Schweizer Markt weiter aktiv bearbeiten und auf Vorteile wie Umsatzsteuerrückerstattung oder die gelockerten Zollbestimmungen hinweisen.

Fiel und Dünser sind sich einig, dass man daran arbeiten muss, diese Situation zu erhalten. Bei einem Blick in die Zukunft zeigte sich Fiel überzeugt, „dass sich im Schweizer Handel einiges tun wird“. Er gab zu bedenken, dass der Vorarlberger Handel „sehr stark abhängig von Kunden aus dem Ausland“ ist. Konkret nahm Fiel Bezug auf das Preisniveau der in der Schweiz Ende Oktober eröffneten Aldi-Märkte. In der Grenznähe zu Vorarlberg wurde in Altenrhein (Kanton St. Gallen) eine Filiale aufgesperrt. „Da wird wieder einiges Geld in der Schweiz bleiben“, vermutete Fiel.

Auch die Schweizer wollen sich ihre Butter nicht so einfach vom Brot nehmen lassen. Migros Ostschweiz gab in dieser Woche bekannt, dass das in früheren Jahren geradezu von Vorarlbergern gestürmte Einkaufszentrum Rheinpark in St. Margrethen (Kanton St. Gallen) für 70 Mio. Franken (45 Mio. Euro) renoviert wird. Nach Angaben von Claudia Schumm-Robustelli, Leiterin Public Relations der Migros Ostschweiz, ist der Einkaufstourismus nicht der primäre Grund für die „Verjüngungskur“ für den 1974 errichteten Rheinpark. „Wir sind aber überzeugt, dass wir mit dem neuen Rheinpark den Einkaufstourismus ins nahe Ausland zwar nicht stoppen, ihm aber im Rheintal kräftig entgegenhalten können“, sagte Schumm-Robustelli.

Keinen angsterweckenden Eindruck macht die Renovierung des Rheinparks auf Dünser. „So lange die Preise bei uns billiger sind, wird ein Umbau nichts nützen“, sagte der Geschäftsführer. Es gebe für die Vorarlberger keinen wirklichen Grund mehr, zum Einkaufen in die Schweiz zu fahren.

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