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Paul Grüninger: Schweizer Flüchtlingsretter in Israel geehrt

Paul Grüninger, vermutlich im Jahr 1939.
Paul Grüninger, vermutlich im Jahr 1939.
Im Beisein des Schweizer Bundesrates Johann Schneider-Ammann wurde am Montag in Israel die Paul-Grüninger-Strasse in der Stadt Rischon Lezion eingeweiht. Das berichtet das Schweizer Nachrichtenportal "fm1today.ch". Mit der Straße wird der verstorbene St. Galler Polizeikommandant und Flüchtlingsretter (1891-1972) geehrt.
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Paul Grüninger hatte während des Zweiten Weltkriegs hunderte von Juden illegal die Einreise in die Schweiz ermöglicht und damit vor dem Tod in den Gaskammern der Nazis gerettet. “Die restriktive Flüchtlingspolitik der Schweiz, vor allem in den Jahren 1938 und 1942, ist sehr wahrscheinlich der dunkelste Moment unserer Geschichte”, sagte der Bundesrat am letzten Tag seiner dreitägigen Nahostreise.

Grüninger nahm hunderte von Juden und andere Flüchtlinge trotz schweizerischer Grenzsperre in St. Gallen auf. Um sie zu schützen, missachtete er Weisungen des Bundes und Gesetze. 1939 entliess die St. Galler Regierung den Polizeikommandanten fristlos.

Verfemt und vergessen

 1940 wurde er wegen Verletzung der Amtspflichten und Urkundenfälschung verurteilt. Er wurde verfemt und später vergessen. Bis zu seinem Tod im Jahre 1972 lebte Grüninger in Armut.

“Grüninger hat die helfende Hand ausgestreckt und entschieden, er könne nicht untätig sein, während wenige Kilometer entfernt Menschen seine Hilfe benötigten”, wie fm1today.ch Schneider-Ammann zitiert: “Er entschied sich gegen den Strom, gegen den Zeitgeist und gegen etablierte Regeln und Prozeduren.”

Moral vor Eigennutz

Grüninger habe entschieden, dass ethische Werte wichtiger seien als seine Pflicht als Polizeikommandant. Er habe Menschlichkeit über seine Karriere, seinen sozialen Status oder seine persönliche Gesundheit gestellt, sagte Schneider-Ammann: “Paul Grüninger stellte moralischen Mut über Apathie, Eigennutz und Bequemlichkeit.”

Sein Beispiel bleibe eine Quelle riesiger Inspiration heutzutage, da die Welt unaufhörlich Unterdrückung, Krieg, massive Grausamkeiten und Verletzungen der Menschenrechte erlebe, sagte der Schweizer Bundesrat: “Jene, die Ungehorsam wagen, wenn sie mit Verbrechen und Ungerechtigkeit konfrontiert sind, retten Leben.”

In Gedenken an Grüningers Wirken enthüllten Schneider-Ammann und der Bürgermeister von Rischon Lezion, Dov Zur, das Strassenschild mit Grüningers Namen. Auch Jacques Picard, Professor für moderne jüdische Geschichte und Kulturen in Basel und Mitglied des Stiftungsrats der Paul-Grüninger-Stiftung, war an der Zeremonie zugegen.

In der Schweiz gibt es drei Orte, die Grüningers Namen tragen auch die Brücke von Diepoldsau nach Hohenems trägt seinen Namen. Im jahr 2013 war hier eine Erinnerungstafel an den namensgebenden Polizeikommandanten entfernt und in den Rhein geworfen worden.

(red)

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