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Schwarzgeld willkommen

Feldkirch -  Die Schweiz ist europaweit als angebliches Schwarzgeldparadies im Gerede. Gestern veröffentlichte die Schweizer Zeitung SonntagsBlick jedoch einen Test, aus dem u. a. hervorgeht, dass Schwarzgeld auch bei verschiedenen Banken in Vorarlberg willkommen ist.

SonntagsBlick-Reporter besuchten vergangene Woche 15 Bankfilialen im Vierländer­eck in der Bodenseeregion und boten Schwarzgeld aus einer Erbschaft in der Höhe von 250.000 Franken bis eine Million Euro zur Verwahrung an. Dabei, so unterstreicht das Blatt, hätten die Repor­ter deutlich darauf hingewiesen, dass die Vermögen vom Erblasser nicht versteuert worden ­seien. Gefragt hätten die Reporter die jeweiligen Berater, ob und wie das Geld überwiesen werden könne. Das Testergebnis zeigt, dass alle sechs besuchten Banken in Vorarlberg das Schwarzgeld genommen hätten. Zusammenfassend heißt es, „regelmäßig verwiesen die Berater darauf, sie hätten keine Meldepflicht. Zudem verfüge Österreich über ein sehr starkes Bankgeheimnis“.

Gespräch unter vier Augen

„Im Vorarlberger Städtchen Feldkirch sind Steuerhinterzieher willkommen. Fragt man am Schalter mit Schweizer ­Akzent nach Anlagemöglichkeiten, laden die Angestellten umgehend zum Gespräch unter vier Augen“, schreibt der SonntagsBlick. „Steuern sind Ihre Sache, das müssen Sie selber regeln“, wird der Privatkundenberater der Bank Austria zitiert. In Österreich sei das Geld sicher. Und weiter: „Wir sind nicht meldepflichtig“, so der Inhaber eines Beraterdiploms der Bankakademie Wien. Der laut dem Bericht auch noch einen Trumpf ausspielt: Anders als in der Schweiz habe das Bankgeheimnis in Österreich Verfassungsrang. Zitiert wird auch ein Angestellter der Sparkasse Feldkirch: „Bei uns müssen Sie keine Angst haben, dass eine CD mit Daten auftaucht. Dafür sind wir zu klein.“ Und weiter heißt es im SonntagsBlick: Auch in Bregenz seien Banken scharf auf Schwarzgeld. „Der Reporter gibt sich als deutscher Staatsbürger aus und erzählt den Bankberatern folgende Geschichte: Er hat eine Million Euro Schwarzgeld geerbt, versteckt bei einer Schweizer Großbank. Die Medienberichte über gestohlene Daten hätten ihn verunsichert. Er will deshalb die Konten in der Schweiz auflösen und das Geld bar über die Grenze bringen. „Die Spuren des Schwarzgeldes zu verwischen, hält der Berater von der Filiale der Volksbank Vorarlberg für eine gute Idee.“

„Angst ist verständlich“

Er könne die Angst sehr gut verstehen, sagt der Zeitung zufolge auch der Berater der Sparkasse Bregenz. „Doch er rät, mit dem Transport noch zuzuwarten, denn die Grenze sei nicht so sicher wie früher.“ Fazit des Tests für die Schweizer in Österreich: „Alle sechs getesteten Bankfilialen zeigten sich offen für Schwarzgeld.“ „Den Bankenchefs, die sich zu einer Stellungnahme durchrangen, sind die Testresultate peinlich. Steuerehrlichkeit sei Sache des Kunden, nicht der Bank, lautet der Tenor“, schreibt der SonntagsBlick weiter. Der Leiter der Vermögensberatung bei der Sparkasse Feldkirch habe behauptet, der Berater sei nicht davon ausgegangen, „dass es um unversteuerte Werte“ gehe. In Deutschland zeigen sich dem Bericht zufolge drei von vier Banken offen für Schwarzgeld. Nur die Deutsche Bank lehnte ab. Auch in der Schweiz gebe es weiterhin Banken, welche unversteuerte Vermögen annehmen: So die Filialen der Thurgauer Kantonalbank und der Raiffeisenbank in Weinfelden TG. Anders reagieren die Bank Wegelin in St. Gallen sowie die VP-Bank und LGT in Liechtenstein: Ihre Bankberater schicken den SonntagsBlick-Reporter mit seinem Schwarzgeld zum Steuerberater. Spitzenvertreter der Vorarlberger Banken waren für die VN kaum erreichbar. So meinte z. B. Raimund Schreier von der Bank Austria, ihm sei der Vorfall nicht bekannt.

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