Insgesamt wurden bei den Schulwegunfällen im Vorjahr 610 Kinder im Alter zwischen sechs und 15 Jahren verletzt - und damit auf den ersten Blick fast 20 Prozent mehr als 2017. Die Zunahme an verletzten Kindern am Schulweg ist jedoch primär auf eine höhere Genauigkeit bei der Unfallerfassung zurückzuführen.
"Klar ist trotzdem: Jeder Unfall muss vermieden werden. Schulwegtraining und Sensibilisierung ist gerade bei jungen Schülern unerlässlich. Unbedingt erforderlich ist auch die Rücksichtnahme anderer Verkehrsteilnehmer", sagt Marion Seidenberger, ÖAMTC-Verkehrspsychologin. "Bei fast jedem zweiten Schulwegunfall waren die Kinder zu Fuß unterwegs. Eltern müssen die Herausforderungen für ihre Kinder kennen und darauf eingehen."
Unfälle mit Schulkindern auf dem Schulweg 2018
Die häufigste Ursache für die Schulwegunfälle im Vorjahr war Unachtsamkeit bzw. Ablenkung - 31 Prozent der Unfälle sind darauf zurückzuführen. Der zweithäufigste Grund war Vorrangverletzung bzw. Missachtung einer roten Ampel (26 Prozent).
Schulweg realistisch und kindgerecht üben
In drei Wochen beginnt im Osten Österreichs das neue Schuljahr. "Jetzt ist der optimale Zeitpunkt, mit den Kindern den Schulweg zu üben", weiß die Expertin.
Schulweg planen: Eltern sollten sich vorab einen optimalen Weg überlegen. Der kürzeste Schulweg ist nicht unbedingt der sicherste. Sofern vorhanden, sollten Sicherheitsumwege für Zebrastreifen oder Ampeln genutzt werden
Volle Konzentration: Training benötigt Zeit, Geduld und die volle Aufmerksamkeit für das Kind. Eltern, die nebenbei Nachrichten schreiben oder Geschwister mitbetreuen, ziehen nötige Konzentration vom übenden Kind ab. Außerdem müssen sich die "Trainer" ihrer Vorbildfunktion bewusst sein.
Richtige "Tagesform": "Die Stimmung und die Aufnahmebereitschaft des Kindes sind nicht zu unterschätzen. Oft ist der spätere Vormittag bzw. eine konfliktfreie Zeit ein guter Zeitpunkt zum Üben - mit dem Ziel, sich an die Schulbeginnzeit heranzutrainieren", erklärt die ÖAMTC-Expertin.
Realistisch üben: Wo und womit das Kind den Schulweg absolvieren wird - genau so soll geübt werden (z. B. ein Stück zu Fuß, dann mit dem Bus). Das Üben an einem Werktag ist sinnvoller als an einem verkehrsarmen Sonntag. Die gepackte Schultasche darf mit zum Training - so entwickeln Kinder das Gefühl für die "Last".
Anderes Sichtfeld: "Kinder haben aufgrund ihrer Körpergröße noch keinen ausreichenden Überblick. Um mögliche Sichthindernisse zu berücksichtigen, sollten Eltern in die Hocke gehen", rät Seidenberger. "Aufgrund ihres noch eingeschränkten Gesichtsfeldes können Kinder seitlich nahende Gefahren nicht gut 'aus den Augenwinkeln' erkennen: Auch bei grüner Ampel sollten sie daher den Pendelblick anwenden."
Andere Reaktionszeit: Kinder benötigen im Vergleich zum Erwachsenen entwicklungsbedingt etwa die doppelte Zeit zum Reagieren. Zudem sind sie noch leicht ablenkbar und handeln oft ichbezogen, Gefahren werden teils nicht richtig erkannt. Besitzt das Kind ein Handy, gehört es am Schulweg in die Schultasche.
Rechts-Links-Zuordnung: "Für einen Schulanfänger ist es nicht immer leicht, links und rechts zu unterscheiden - das funktioniert erst mit etwa zehn Jahren besser. Daher besser erklären, in beiden Richtungen auf andere Verkehrsteilnehmer zu achten", empfiehlt die ÖAMTC-Expertin.
Klar und kurz: Pro Training sollte ein klares Thema (z. B. Ampelnutzung) kurz und verständlich erklärt und "vorgeführt" werden. Dann gemeinsam einige Male wiederholen, nachfragen und abschließend das Kind mit eigenen Worten wiederholen lassen. Lieber kurze Übungseinheiten mit vielen Wiederholungen.
Ausnahmen besprechen: "Klappt der Schulweg schon gut, thematisiert man Herausforderungen - indem man Fragen stellt wie: Was machst du, wenn eine Baustelle den Gehweg versperrt?", sagt die Verkehrspsychologin. "So lernt das Kind mitzudenken und selbst eine sichere Lösung zu finden.
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