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Schulstart bringt Familien in finanzielle Bedrängnis

Schulstart eines Erstklässlers kostet bis zu 300 Euro.
Schulstart eines Erstklässlers kostet bis zu 300 Euro. ©Bilderbox/Symbolbild
 Schwarzach - Einkommensschwache und kinderreiche Familien sind von hohen Schulstartkosten besonders betroffen. Die Zahl der Familien mit schulpflichtigen Kindern, welche die Volkshilfe Vorarlberg in den vergangenen fünf Jahren unterstützte, hat sich verdoppelt.

Auch in diesem Jahr bereitet sich die Volkshilfe auf einen Ansturm vor. Alleine im vergangenen Jahr erhielten einkommensschwache Familien mit insgesamt 320 Kindern eine Unterstützung von bis zu je 200 Euro.

Immer mehr rutschen in die Armutsfalle

Den Erfolg der Aktion erklärt sich Volkshilfe-Präsidentin Annegret Senn mit der steigenden Bekanntheit dieses Volkshilfeangebots und der schnellen und unbürokratischen Hilfe. Zudem sei deutlich spürbar, dass in den vergangenen Jahren vor allem Alleinerzieher und Mehrkindfamilien vermehrt in eine manifeste Armut gerutscht sind. „Wir haben eine Stammklientel, die jedes Jahr um Unterstützung ansucht. Deren Situation hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verschlechtert“, schildert Senn die Situation. Einer begleitenden Volkshilfe-Studie zufolge gleiten aber auch immer mehr Menschen mit Erwerbseinkommen und guter Ausbildung in die Armutsfalle. “In den vergangenen Jahre war es auffällig, dass der Mittelstand in Vorarlberg sukzessive wegbricht”, erklärt Senn weiter.

Oft reichen zwei Einkommen nicht mehr aus

Das Hauptprobleme sieht Senn vor allem darin, dass die Einkommen ebenso wie die staatlichen Transfers gesunken, die Lebenshaltungskosten und die Verschuldung im Gegenzug zum Teil massiv gestiegen sind. “Aus diesem Teufelskreis brechen nur die wenigsten aus. Selbst Haushalte mit zwei Einkommen klopfen immer öfters an unsere Türe”, ergänzt Senn die Situation der Betroffenen. Jede zusätzliche Belastung, wie eben der Schulstart, stellt diese Familien vor größte Herausforderungen.

Möglichweise könnte, laut Volkshilfe Vorarlberg, auch das Konzept der Gesamtschule Erleichterung für Familien bzw. Eltern bringen.

Schulstart kann bis zu 300 Euro kosten

Ein Startpaket für einen Erstklässler kostet bis zu 300 Euro. Für alle weiteren Schüler macht sich der Schulstart mit durchschnittlich 150 Euro bemerkbar. Mittlerweile gibt es immer mehr Familien, die der Schulstart finanziell überlastet, erklärt Annegret Senn. Sie fordert daher auch von den Lehrerinnen ein Entgegenkommen, da diese oft auf beste Qualität Wert legen und den Schülern vorschreiben, was gekauft werden muss. Dazu komme, dass in manchen Schulen die Schulmaterialien vom Lehrpersonal besorgt würden und die Eltern dann die Rechnung präsentiert bekommen.

Dazu meint Schullandesrat Sigi Stemer: „Schultasche, Federschachtel und Hausschuhe braucht jeder Schüler. Alles andere wird den Kindern in den ersten Schultagen von den Lehrpersonen mitgeteilt. Bei den Schulsachen sollte auf Qualität geachtet, Unnötiges aber vermieden werden.“

Die Mittel für die Aktion der Volkshilfe werden aus dem Margit-Fischer-Fonds der Volkshilfe und aus den Einnahmen der jährlichen Haussammlung erbracht. Dafür sind dutzende Spendensammler den ganzen September in Vorarlberg unterwegs, damit den betroffenen Familien schnell und gezielt geholfen werden kann.

Weitere Unterstützungsmöglichkeiten

Doch über die Unterstützung der Volkshilfe hinaus gibt es auch Mehrkindfamilien, die auf Beihilfen, Förderungen und andere finanzielle Hilfe angewiesen sind. VOL.AT hat die Möglichkeiten zur Unterstützung zusammengefasst.

Beihilfe für Schulveranstaltungen

Die Winter-, Schulsportwochen und Wienfahrten sind wichtige schulische Programmpunkte und für Kinder und Jugendliche schöne Erlebnisse in ihrer Schullaufbahn. „Die Teilnahme an solchen Veranstaltungen soll, wenn möglich, nicht an der finanziellen Situation einer Familie scheitern“, so Landesrat Sigi Stemer.

Über die Direktionen können Anträge an die Schulabteilung des Landes bzw. den Landesschulrat gestellt werden. Die Unterstützungen sind je nach Bedürftigkeit gestaffelt und betragen zwischen52 Euro und 100 Euro für Pflichtschulen bzw. bis zu 180 Euro für höhere Schulen. „Die Voraussetzung ist die soziale Bedürftigkeit“, erklärt Stemer.

Schülerbeihilfe

Bedürftige Schüler, die eine mittlere oder höhere Schule in Vorarlberg besuchen, können um eine Schul- und/oder Heimbeihilfe beim Landesschulrat ansuchen. Formulare liegen in den Direktionen auf. Voraussetzungen sind soziale Bedürftigkeit und der Nachweis eines günstigen Schulerfolges. Verlangt werden ein Notendurchschnitt in den Pflichtgegenständen von nicht höher als 2,90. Für Heimbeihilfe genügt ein Notendurchschnitt von 3,10. Heimbeihilfe gebührt Schüler, die zum Zweck des Schulbesuchs außerhalb des Wohnortes der Eltern wohnen und denen der tägliche Hin- und Rückweg nicht zumutbar ist. Fahrkostenbeihilfe gibt es nur für Schüler, die Heimbeihilfe beziehen. Die jährlichen Grundbeiträge liegen bei 1.130 Euro für Schülerbeihilfe, 1.380 Euro für Heimbeihilfe und 105 Euro für Fahrkostenbeihilfe. In besonderen Fällen werden sie erhöht.

Nachhilfeförderung

Auch Nachhilfe wird finanziell gefördert. Die einkommensgestaffelte Hilfe gilt für Schüler, die im Herbst eine Wiederholungsprüfung ablegen. Die Unterstützung wird für bis zu 15 Nachhilfeeinheiten pro Fach gewährt und beträgt bis zu 75 Prozent der Kosten, maximal aber 15 Euro pro Stunde. Antragsformulare liegen in den “aha”-Stellen Dornbirn, Bregenz und Bludenz auf. „Vorarlberg hat außerdem im Familienreferat verschiedene Möglichkeiten, einkommensschwache Familien zu unterstützen“, so Stemer zu den weiteren Möglichkeiten Unterstützung zu bekommen.

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