AA

Schuldenkrise setzt dem Euro wieder zu - Italien im Blick

Die europäische Schuldenkrise holt den Euro wieder ein: Italien nahm heute am Kapitalmarkt knapp acht Mrd. Euro auf und musste den Anlegern dafür höhere Risikoprämien anbieten.
Weniger Kredite erwartet
Sorge bei Frankenkrediten
Die Gemeinschaftswährung verbilligte sich zeitweise um deutlich mehr als einen US-Cent auf 1,4254 Dollar. Die Gefahr vor einem Übergreifen der Schuldenkrise auf weitere Euro-Staaten sei noch nicht gebannt, sagte ein Händler.

 Bei der Auktion von Anleihen unterschiedlicher Laufzeiten hat Italien 7,966 Milliarden Euro eingesammelt. Ziel waren 5,5 bis 8,5 Milliarden Euro. Die Bruttorendite für die zehnjährigen Papiere war mit 5,77 Prozent so hoch wie seit Februar 2000 nicht mehr. “Die höheren Renditen sind keine Überraschung, aber beruhigen auch nicht gerade”, sagte der Händler. “Langfristig ist das kein tragfähiges Niveau (…)”, urteilte Anleihenstratege Marc Ostwald von Monument Securities.

Refinanzierungskosten steigen

Mit den steigenden Zinsen klettern auch die Refinanzierungskosten für die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone, was erneut Zweifel an der nachhaltigen Lösung der Euro-Krise auslösen könnte. Denn auch Griechenland rückte am Donnerstag erneut in den Fokus: Die Ratingagentur Standard & Poor’s hatte die Bonität des hoch verschuldeten Landes am Mittwochabend auf Ramsch-Niveau heruntergestuft. Der von der EU geplante Schuldentausch komme einem selektiven Zahlungsausfall gleich, erklärte die Agentur. S&P ist die letzte der drei großen Rating-Agenturen, die nach der Übereinkunft des Euro-Gipfels auf ein neues Rettungspaket unter Beteiligung privater Gläubiger vor einem Zahlungsausfall warnt. Die Renditen zehnjähriger griechischer Anleihen legten leicht zu und lagen bei 14,907 Prozent.

Schon am Mittwoch hat der Internationale Währungsfonds Frankreich zum stärkeren Abbau seiner Schulden gedrängt, damit das Land seine Kreditwürdigkeit als Spitzenschuldner erhalten kann. Ohne weitere Ausgabenkürzungen vor allem im Renten- und Gesundheitssystem lasse sich das Ziel nicht erreichen, das Defizit bis 2013 auf den zulässigen Wert von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu senken, erklärte der IWF am Mittwoch. Die Grande Nation gilt als das schwächste Glied in der Kette der sechs mit AAA ausgezeichneten Euro-Länder. Die anderen Elite-Schuldner sind Deutschland, Österreich, Finnland, Luxemburg und die Niederlande. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hatte vorige Woche gewarnt, ohne weitere Reformen drohe Frankreich die Abstufung.

“Der Euro wird aktuell wieder mehr zur ‘valuta non grata'”, stellen die Analysten der Commerzbank fest. Doch auch jenseits des Atlantiks sehe es nicht besser aus: “das politische Gerangel um eine Erhöhung der Schuldengrenze geht weiter und die wirtschaftliche Erholung bleibt schwach, wie das Beige Book der Fed (…) erneut unterstrich.” Nach Einschätzung der US-Notenbank hat sich das Wirtschaftswachstum in den USA zu Anfang des zweiten Halbjahres weiter abgeschwächt – vor allem der Arbeitsmarkt bliebt zuletzt das große Sorgenkind.

Notfallplan bei US-Pleite

Für den Fall, dass sich Demokraten und Republikaner im Schuldenstreit nicht einigen und die USA tatsächlich zahlungsunfähig werden, hat die Fed bereits Notfallpläne erarbeitet. Zugleich denken nicht wenige Zentralbanker – unter anderem Fed-Chef Ben Bernanke – inzwischen laut darüber nach, ob nicht schon bald die Zeit reif sein könnte für eine neue Runde von Staatsanleihenkäufen. Das zweite derartige Programm über 600 Milliarden Dollar war Ende Juni ausgelaufen.

Weil die Verunsicherung angesichts der Schuldenmisere in Europa und den USA groß ist, steuern immer mehr Anleger die sicheren Häfen Schweizer Franken und Yen an. Der Dollar markierte mit 0,7990 Franken den vierten Tag in Folge ein Rekordtief. Zur japanischen Währung rutschte er auf 77,64 Yen ab und lag damit nur knapp über dem am Vortag erreichten Viereinhalb-Monats-Tief.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Wirtschaft
  • Schuldenkrise setzt dem Euro wieder zu - Italien im Blick