Punktesammeln für Schmusen und Sex mit Funktionären – und damit absurdes Ansehen in der Schülervertretung genießen. Dieses umstrittene Punktesystem soll in der Schülerunion, also der ÖVP-nahen Schülervertretung in Österreich, jahrelang gang und gäbe gewesen sein und bringt sie jetzt in Bedrängnis. War das nur die Spitze des Eisbergs? Puls4 hat zwei Aussteiger dazu befragt.
In der ÖVP-nahen Schülervertretung kursierte eine Liste, auf der ein Punktesystem für Schmusen und Sex abgebildet ist, wie “Der Standard” berichtet. So erhält jemand vier Punkte, wenn er mit einem Schulsprecher Sex hat. Für Schmusen gibt es zwei Punkte. Je höher die Position einer Person, mit welcher man Geschlechtsverkehr hat, umso mehr Punkte gibt es. Für einen Bundesobmann oder eine Bundesobfrau gibt es beispielsweise 36 Sex-Punkte.
Funktionäre wenden sich entsetzt ab
Aufgebracht wurde der Fall über ein Facebook-Posting von Emil Bannani, in dem der Bundesschülervertreter seinen Rücktritt aus der Schülerunion erklärt, nachdem er Missstände in seinem Verein anprangerte. Die Punkteliste selbst soll laut ehemaligen Funktionären “von ganz oben” via Whatsapp verbreitet worden sein, sobald man sich einige Zeit in der Schülerunion stark gemacht habe. Gerade auf Seminaren habe es gegolten, möglichst viele Punkte zu sammeln. “Dann werden die Punkte verglichen”, so Bannani – meist zwischen Burschen und Mädchen untereinander. Auch Wetten sollen abgeschlossen worden sein.
Liste dient auch als Mobbing-Instrument
Auch als Mobbing-Instrument würde die Liste dienen, so Bannani: “Leute sagen dann über andere, dass niemand was mit ihnen hat, weil diejenigen hässlich seien.” Schülervertreter, die nichts von der Liste gewusst hätten und irgendwann davon erfahren würden, würden durch das System emotional tief verletzt.
Über die Jahre hinweg soll das umstrittene Punktesystem zwischendurch gelöscht, dann jedoch wiederbelebt und auch aktualisiert worden sein.
Der aus Vorarlberg stammende Bundesobmann, Sebastian Ratz, und Bundesgeschäftsführerin Lena Milacher betonen laut dem “Standard”, dass die skandalöse Liste von Altfunktionären ins Leben gerufen worden sei und dass die Schülerunion das Punktesystem “absolut nicht toleriert”. Zum Zeitpunkt der Kenntnisnahme habe man das sofort unterbunden und weiterkommuniziert.
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