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Schrittweise Schulöffnung: So denken die Vorarlberger Lehrervertreter

©APA, Symbolbild: APA
Wie Minister Faßmann am Freitag verkündete, ist im Mai eine schrittweise Schulöffnung geplant. VOL.AT hat bei Vorarlberger Lehrervertretern nachgefragt, was sie davon halten.

Bei einer Pressekonferenz am Freitagvormittag gab Minister Faßmann erste Details zur stufenweisen Schulöffnung bekannt. Ab dem 4. Mai kehren alle Schüler der Abschlussklassen - somit auch die Maturanten - zurück. Mit dem 15. Mai folgen die Sechs- bis 14-Jährigen, ab 29. Mai alle, die 15 Jahre oder älter sind.

Nach dem Homeschooling sei es nun wichtig, die Schüler zurück in die Klassen zu bringen. Diese werden in zwei Gruppen aufgeteilt, die getrennt unterrichtet werden - Gruppe A am Montag, Dienstag und Mittwoch, Gruppe B am Donnerstag und Freitag. Schularbeiten sollen entfallen, der Lernstoff soll aufgeholt werden.

VOL.AT hat bei Vorarlberger Lehrervertretern nachgefragt, was sie davon halten.

Kein unnötiges Risiko eingehen

Die schrittweise Öffnung und das langsame Herangehen sei grundsätzlich notwendig und richtig, so Gerhard Pusnik, AHS-Lehrervertreter und Obmann der Lehrerinitiative Vorarlberg. Was er nicht so optimal finde sei, dass parallel dazu die Vorbereitung und Durchführung der Reifeprüfung stattfinde. Auch ohne Stundenplanänderungen werde es nicht funktionieren.

Seltsam sei, dass ausgerechnet Musik wegfallen solle. Wichtig sei, dass die Schulen die Möglichkeit bekommen, dieses Wiederankommen im Unterricht gemeinsam mit Lehrern und Lehrervertretern vorher zu klären. Das sorge auch dafür, dass es machbar sei.

Dass Risikogruppen - auch Lehrkräfte - geschützt werden müssen, sei bekannt. Selbstverständlich werde man darauf bestehen, dass nicht unnötig ein Risiko eingegangen werde.

Was die vorgesehenen Bestimmungen angehe, werde man schrittweise anfangen und Erfahrungen sammeln müssen. Besonders wichtig sei es, darauf zu achten, dass der Abstand eingehalten werde. Diese Umsetzung werde auch in der Schule klappen, auch wenn es sicher nicht ganz einfach sei.

Lösung sehr gut

"Diese Einteilung in zwei Gruppen wird in der Berufsschule nicht funktionieren, weil das organisatorisch gar nicht geht", erklärt Beate Sonnweber, Lehrervertreterin der Berufsschulen, auf VOL.AT-Anfrage. Sie glaube trotzdem, dass es praktikable Lösungen für die Berufsschulen geben werde. Ein Skypemeeting mit der Ministerialrätin soll hier weiterhelfen.

"Bisher waren die Lösungen für den Berufsschulbereich eigentlich sehr gut und ich bin positiv gestimmt, dass es auch jetzt im Sinne der Lehrlinge die Möglichkeit geben wird, das Schuljahr normal zu beenden", so Sonnweber. Auch mit der Möglichkeit, die Fachpraxis im Unterricht in Präsenzzeit zu erledigen und den Rest digital.

Berufsschulen seien immer getrennt zu sehen, weil die Kombination aus Arbeit und Schule eine Sonderstellung darstelle. "Es wäre wünschenswert, wenn der Präsenzunterricht reduziert werden würde auf die praktischen Fächer in der großen Werkstatt", findet sie. Die Theoriefächer sollen weiter über das Distancelearning stattfinden. Die Gruppen in der Fachpraxis seien bereits kleiner. So wäre es möglich, Abstand zu halten.

ZU APA

Schulautonome Lösung gefragt

"Es ist höchste Eisenbahn, dass hier mal was passiert und dass die Kollegen informiert werden", gibt Willi Witzemann, Pflichtschul-Lehrervertreter, zu verstehen. "Jetzt hat man ein Datum, auf das man hinarbeiten kann." Bisher sei das alles sehr vage gewesen. Die Splittung sei eine gute Vorgehensweise, ein wichtiger Punkt sei aber auch die Reduzierung der Lerninhalte. "Dass hier nicht der Eindruck entsteht, dass man alles nachholen muss", so Witzemann.

Etwas schwierig sei es, wenn die Betreuung angeboten werden solle. Das sei schwierig umzusetzen. "Vom Personal her ist es kein Problem, denke ich mal." Die Schulen seien flexibel genug. "Die Kollegen wissen genau, wie sie vorgehen müssen und das schulautonom lösen können", so der Lehrervertreter.

Es ist für den Pflichtschul-Lehrervertreter fraglich, warum das Ministerium nicht schon heute eine Richtlinie für Schulen herausgegeben hat. "Ich hoffe, dass das demnächst wirklich zeitnah passiert, dass sich die Kollegen hier darauf einstellen können", erklärt er. Sie seien unter Druck und hätten sehr viel Arbeit. Das könne man nicht über längere Zeit so weiterlaufen lassen.

"Jetzt alles über die Digitalisierung zu machen ist schwierig - besonders in der Volksschule", gibt er an - nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer.

Beurteilung als Herausforderung

Dass jetzt eine Klarheit da sei, sei sehr positiv zu finden, erklärt Katharina Bachmann, BMHS-Lehrervertreterin, im VOL.AT-Telefoninterview. Zu wissen, wie die nächste Zeit aussehen werde, sei gut. "Für uns in der BHS, denke ich, muss man schauen, wie sich das umsetzen lässt, was hier vorgesehen ist mit dem phasenweisen Unterricht", meint sie. Das sei im Moment noch nicht so klar, zumal die Informationen noch nicht ganz vollständig seien.

Das Wegfallen des Nachmittagsunterrichtes wäre bei den Berufsbildenden Mittleren Schulen eher schwierig umzusetzen. Musik hingegen sei sowieso nur in wenigen Schulen ein Thema. Was ein Problem werden könne, sei die Beurteilung aufgrund des Semesterzeugnisses. "Wir haben in vielen Schulen die neue Oberstufe, bei der das erste Semester bereits abgeschlossen ist und das zweite separat gesehen wird", so Bachmann.

Wenn man wirklich nur die Mitarbeitsaufzeichnung habe, sei es schwierig, eine Note zu gestalten. "Das wird sicher eine andere Beurteilung werden, als wenn es Präsenz und Schularbeiten gäbe."

Ein anderes Problem sei die sehr unterschiedliche Infrastruktur der Schulen: Einige hätten keinen Wasserzugang in Klassen, nur auf den Gängen. Generell müsse es sicher möglich sein, Anpassungen am Stundenplan vorzunehmen. Das Wichtigste sei, dass Schulen selbst autonom entscheiden können, wie sie mit den Bestimmungen umgehen, um "die beste Lösung für Schüler und Lehrkräfte zu finden".

(Red.)

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