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Schneedruck auf Bäumen: Herausforderung für Stromnetze

Die massiven Schneefälle stellen eine Herausforderung für die Stromnetze dar.
Die massiven Schneefälle stellen eine Herausforderung für die Stromnetze dar. ©pixabay.com (Themenbild)
Die massiven Schneefälle in Österreich können auch für die Stromnetze eine große Herausforderung werden. Der Schneedruck auf den Bäumen birgt eine Gefahr für Strom-Freileitungen.

Gefährdet sind Freileitungen, auf die Äste oder ganze Bäume fallen können, wenn der Schneedruck zu groß wird. Freileitungen befinden sich primär im freien Gelände. Im verbauten Ortsgebiet, wo auch die Spannungsebenen niedriger sind, wird vor allem unter die Erde verlegt.

Höchstspannungsleitungen mit 380 kV oder 220 kV, auf die nur zweieinhalb Prozent der Länge des Stromnetzes entfallen, sind durch umstürzende Bäume nicht gefährdet, da hier ohnedies sehr hohe Sicherheitsabstände auch zur Vegetation vorgeschrieben sind.

Somit geht es vor allem um die Freileitungen auf den Mittel- und Niederspannungsebenen, also mit Spannungen zwischen 1 kV und 110 kV bzw. von unter 1 kV. Letztere stellen als Freileitungen mit 31.957 Kilometern Länge 12,4 Prozent des heimischen Stromnetzes dar, der Großteil auf dieser Niederspannungsebene ist aber unterirdisch als Kabel verlegt (140.663 km bzw. 54,5 Prozent). Bei den 1- bis 110-kV-Netzen sind es 25.217 km (9,8 Prozent) Freileitungen und 42.193 km (16,3 Prozent) Kabel.

Schneefälle stellen Herausforderung für Stromnetze dar

Das gesamte heimische Stromnetz wies Ende 2017 eine Länge von 258.271 km auf (davon 74.595 km oder 28,9 Prozent als Freileitungen und 183.676 km oder 71,1 Prozent als Kabelleitungen).

Bei den Niedrigspannungsebenen geht der Trend eindeutig in Richtung Verkabelung, heißt es aus Oesterreichs Energie, dem Branchenverband der heimischen E-Wirtschaft. Grund ist, dass Freileitungen unsicherer sind – und von den Menschen als unschön wahrgenommen werden. Bei den 1- bis 110-kV-Leitungen ist der Verkabelungsgrad binnen sechs Jahren von 15 auf 16,3 Prozent gestiegen, auf der Ebene 1 kV und darunter ist er sogar von 50,7 auf 54,5 Prozent geklettert, heißt es aus dem Verband.

Die Netzbetreiber stehen bei der Entscheidung pro oder kontra Freileitung oder Verkabelung durchaus vor einem Dilemma. Einerseits wollen sie die Ausfallsicherheit möglichst hoch halten – das spricht für Kabel, weil bei Freileitungen fallende Bäume das Hauptproblem sind. Andererseits sind Verkabelungen ungleich teurer und oft auch schwierig, etwa wegen Grundeigentümerfragen.

Hoch- und Höchstspannungsleitungen: Angriffsfläche bei Kälte

“Es gibt eine gewisse Tendenz, in der Mittelspannungsebene den Verkabelungsgrad zu erhöhen”, sagte am Donnerstag ein Netztechniker im Gespräch mit der APA. Einige größere Städte in Österreich seien zu annähernd 100 Prozent verkabelt, “dort gibt es praktisch keine Ausfälle” aufgrund der Witterung. Doch rein technisch könne ein Erdkabel eine Freileitung nicht 1:1 ersetzen, betonte er unter Verweis auf die Gefahr sogenannter “Erdschlüsse”, eine unerwünschte Fehlerstrom-Problematik.

Bei Hoch- und Höchstspannungsleitungen sei eher das Thema, dass es bei extremer Kälte zu einem Eisbelag kommen könne, wodurch die Angriffsflächen für einen Sturm größer werden. Das könne dann, selten aber doch, auch Stützen umfallen lassen. Auch dass Strommasten durch Lawinen geknickt werden, könne vorkommen. Dagegen seien bauliche Vorkehrungen möglich, aber auch nur dann, wenn man das Lawinenrisiko kenne. Falle ein ganzer Schutzwald der Lawine zum Opfer, helfe da nichts.

Die Niederspannungsebene (kleiner als 1 kV) versorgt etwa Haushaltskunden mit Strom, die Mittel- und Hochspannungsebene (1 kV bis 110 kV) größere Abnehmer. Die Höchstspannungsebene (220 bis 380 kV) dient der verlustarmen Übertragung großer Mengen elektrischer Energie; auch große Kraftwerke speisen den erzeugten Strom direkt auf dieser Netzebene ein.

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