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Schließungen wie am Fließband

Tschagguns, Koblach, Wolfurt, Hittisau, Schwarzach - Innerhalb einer Woche sperrt die Post ­weitere fünf Postämter im Land zu.

Buchstäblich wie am Fließband werden die Postämter in Vorarlberg aufgelöst. Gestern sperrte, wie berichtet, das Postamt Wolfurt zu. Am Freitag folgt jenes in Schwarzach und vorgestern stellte das Postamt in Hittisau seinen Betrieb ein. Insgesamt fünf Gemeinden werden binnen einer Woche ohne Post sein oder sind es bereits. In vier Fällen füllen Postpartner die Lücken. In Tschagguns, wo seit letztem Freitag schon Schluss ist, führt die Gemeinde zumindest einen Teil der Aufgaben weiter. RSA- und RSB-Briefe sowie Pakete ohne Nachnahmegebühr können im Gemeindeamt abgeholt werden. Für sämtliche anderen postalischen Dienstleistungen müssen die Tschaggunser künftig nach Schruns.

Menschlicher Verlust

Die Stimme von Bürgermeister Herbert Bitschnau klingt nach Resignation. „Das neue Postmarktgesetz ermöglicht es, einfach zuzusperren“, merkt er verbittert an. Räumt allerdings ein, dass er sich mit den zuletzt erreichten Zahlen auch nicht getraut hätte, eine Poststelle etwa im Tourismusbüro zu führen. Bemühungen, einen Postpartner zu finden, schlugen aus eben diesem Grund fehl. „Eine Poststelle in Tschagguns würde sich nicht rechnen“, musste Bitschnau zur Kenntnis nehmen. Damit die Einwohner aber nicht ganz im Regen stehen, entschied sich die Gemeinde für vorgenannte Lösung. Weit schwerer als die Schließung der Post scheint in der Bevölkerung indes der menschliche Verlust zu wiegen. Die bisherige Postamtsleiterin, die eine neue Stelle in St. Gallenkirch gefunden hat, sei ein wichtiger Kommunikationsfaktor gewesen, der jetzt natürlich fehle, so der Bürgermeister. In Koblach, Wolfurt, Hittis­au und Schwarzach springen Postpartner in die Bresche. In Hittisau kann man ab heute mit der Brotbestellung auch gleich den Brief aufgeben. In Koblach bringt statt der Post die aqua mühle allen was, und in Wolfurt bzw. Schwarzach konnte die Integra als Postpartner gewonnen werden.

Schicksal hängt an Zahlen

Das Ende der Fahnenstange dürfte wohl noch nicht erreicht sein. Das Schicksal jeder Filiale hängt von deren betriebswirtschaftlichen Entwicklung ab. „Klein- und Kleinstfilialen sind nicht zu halten“, bekräftigt Post-Pressesprecher Martin Riedl, was die Postführung schon im Frühjahr kundtat. Es gebe aber keine vorgefasste Schließungsliste. Das neue Postmarktgesetz verpflichtet den einstigen gelben Riesen, mindestens 1650 Geschäftsstellen zu führen. Im ländlichen Bereich müssen 90 Prozent der Bevölkerung im Umkreis von 10 Kilometern eine Poststelle erreichen können, im Stadtbereich sind es zwei Kilometer. „Daran halten wir uns mit Punkt und Beistrich“, sagt Riedl. Hat der Regulator nach Prüfung die Schließung eines Postamts genehmigt, geht es meist sehr schnell. Knappe drei Monate bleiben den Gemeinden, die Situation neu zu regeln. Was immer wieder Anlass zu Kritik gibt.

Schließungen im Detail

Tschagguns: Seit 2. Juli geschlossen, kein Postpartner.
Koblach: Seit 5. Juli ist die aqua mühle vor Ort.
Wolfurt: Ab heute übernimmt die Integra.
Hittisau: Seit 6. Juli geschlossen, ab heute ist die Bäckerei Berkmann Postpartner. Schwarzach: Schließt am 9. Juli, am 12. Juli eröffnet die Integra.

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