Der ehemalige Richter des Bundesverwaltungsgerichtes Friedrich Kinzlbauer behauptet, dass schon Schlepper den Flüchtenden raten, als letztes Mittel eine Konversion zum Christentum in Betracht zu ziehen. Denn wenn in der Heimat den Konvertierten die Todesstrafe für den Abfall vom Islam droht, wäre so eine Abschiebung nicht mehr möglich. Dass nun massenhaft muslimische Flüchtlinge zum Katholizismus übertreten, sei jedoch in Vorarlberg nicht der Fall, erklärt die Diözese Feldkirch auf VOL.AT-Anfrage. Man wisse, dass es hier in anderen Bundesländern Auffälligkeiten gegeben habe. In Vorarlberg sei die Zahl der Konvertiten jedoch sehr überschaubar, einen Missbrauch vermutet man daher nicht.
Biondi taufte 11 Konvertiten
Einer, der die Materie kennt, ist Obervikar Stefan Biondi der Pfarre Tisis. Er hat seit 2015 insgesamt elf Flüchtlingen bei ihrer Taufe und Firmung begleitet. Die Auflagen seien streng: Die Vorbereitung auf die Taufe von Flüchtlingen müsse vonseiten der Bischofskonferenz mindestens ein Jahr dauern. In dieser Zeit müsse man auch die Motivation der Konvertiten prüfen, wie ernst es ihnen mit dem Glauben sei. Seine Erfahrung sei, dass diese Menschen oft den Islam als Fessel empfanden, ihn teilweise regelrecht hassten. Der Übertritt zum Katholizismus müssten sie vor Verwandten und Freunden oft geheim halten, es sei alles andere als eine einfache Entscheidung für die Betroffenen.
Freikirchen aktiver als römische Kirche
Zwar werden viele Unterkünfte von der Caritas betreut, es gelte jedoch ein Missionierungsverbot. Offensiver seien hier manche Freikirchen unterwegs, betont Biondi. Diese hätten teilweise übereilt getauft, hier dürfe man nicht Christentum mit Katholizismus gleichsetzen. Keiner “seiner” Konvertiten lebe in Tisis, aber jeder zweite von ihnen suche noch regelmäßig die Sonntagsmesse in Feldkirch auf. Gemeinsam lernen sie noch immer über den Glauben, kochen und essen zusammen. Die Bindung zum eigenen Lehrer und Täufer sei groß, oft größer als zur Pfarrgemeinde im Wohnort der Konvertiten, was Biondi etwas schmerzt.
Biondi kritisiert Scheinmoral
Etwas, was Biondi mehr schmerzt, ist die Bewertung der katholischen Taufe. Viele Vorarlberger würden die Sakramente wie Taufe und Firmung einfordern als Selbstverständlichkeiten, ohne selbst einen Bezug dazu zu haben. So seien Eltern oder Taufpaten oft selbst kein Mitglied der Kirche mehr. Und auch bei den erwachsenen Taufkandidaten seien wenige so vorbereitet wie die Konvertiten aus dem Islam. Er kritisiert hier eine Scheinmoral, dass man den Muslimen bei ihrer weitreichenden Entscheidung Scheintaufen unterstelle, während man selbst das Taufbewusstsein vermissen lasse.
(Red.)
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