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Salzburger wollte Gattin durch "beseitigen" lassen

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Wollte ein 38-jähriger Physiotherapeut aus dem Flachgau seine Frau umbringen lassen, damit die Bahn frei ist für seine Geliebte? Und dann, als das mutmaßliche Mordkomplott gescheitert ist, den "Auftragstäter" mit einem Brotmesser ermorden?

Mit dieser filmreichen Kriminalstory musste sich heute, Freitag, ein Salzburger Schwurgericht (Vorsitz: Helmuth Torpier) befassen. Der vorbestrafte Angeklagte beteuerte, er wollte seine Frau nur entführen lassen. Ein Urteil stand noch aus.

„Gott sei Dank, es ist auch wirklich nichts passiert“, zeigte sich Staatsanwalt Karl Rene Fürlinger in seinem Anklagevortrag erleichtert. Das Dilemma begann, als sich der gebürtigen Lungauer im Oktober 2005 in eine Patientin verliebte. „Es war ein närrische Liebe, er kam nicht davon los. Eine Scheidung ging nicht, weil er um seine Existenz fürchtete. Das Geld kam von der Ehefrau, die in der Praxis mitarbeitete“, schilderte Fürlinger.

Wind von der Affäre bekam die Frau während eines Urlaubes im Mai 2006 auf Mallorca: Sie hatte das Telefonat des „Zerrissenen“ mit seiner Freundin mitgehört. Die Folge: Eine Paartherapie, bei der er beteuerte, sich nicht trennen zu wollen. In der Zwischenzeit soll der Salzburger aber den in Konkurs geratenen, achtmal vorbestraften Geschäftsmann Hubert P., der ihm einen Wechsel über 3,5 Mio. Schilling schuldete, beauftragt haben, einen Mörder für seine Frau zu suchen.

Es sollte eine Vergewaltigung, ein Raubüberfall oder ein Autounfall vorgetäuscht werden. P., der wegen schweren Betruges eine fünfjährige Gefängnisstrafe abgesessen hatte, sollte seine „Knast“-Kontakte nützen und jemanden zur Ausführung der Tat finden. Die Belohnung: Schuldenerlass und 30.000 oder gar 300.000 Euro aus einer Lebensversicherung und eine Wohnung.

Der Angeklagte bestritt aber jede Mordabsicht. „Von Umbringen war nie die Rede. P. schlug mir vor, meine Frau entführen zu lassen. Ich war einverstanden.“ Ein vorliegender Abschiedsbrief der verzweifelten Frau sollte ihr Verschwinden rechtfertigen.

Längstens ein halbes Jahr sollte die Entführung dauern, in der Zwischenzeit hätte er eine Wohnung in der Stadt Salzburg verkaufen wollen, das Geld daraus dem Geschäftsmann für die Anmeldung eines Patentes gegeben, damit dieser die Schulden an ihm begleichen könne. Die Praxis im Flachgau hätte er dann behalten können, so der Angeklagte. Wenn seine Frau von der Entführung zurückgekommen wäre, hätte sie sich mit den neuen Tatsachen abgefunden. Warum er zu seiner Geliebten gesagt habe, es gebe andere Möglichkeiten zur Beseitigung seiner Frau, fragte Fürlinger. „Gemeint war: Sie sollte sich in einen anderen verlieben,“

Der Coup scheiterte: P. erzählte den Schwiegereltern des Angeklagten von dem Mordkomplott. Am 9. Juli 2007 überstürzten sich die Ereignisse. Vor der Familie und im Beisein eines befreundeten, ehemaligen hochrangigen Salzburger Polizisten schaltete P. einen Anruf des Angeklagten laut. Darin wurde P. gedrängt, „Christine in den Graben zu schieben“. Doch als der Salzburger das Auto seiner Frau gegen Abend unversehrt in der Garage stehen sah, „merkte ich, dass er mich betrogen hat. Ich fuhr in die Stadt und wollte mir das Leben nehmen.“

Um 22.00 Uhr stieg P. am Ignaz Rieder Kai zu ihm ins Auto. Das Brotmesser wurde vom Beifahrersitz auf den Rücksitz gelegt. Ein Cobra-Zugriff machte dem Spuk ein Ende. Der Physiotherapeut sagte in seiner ersten Einvernahme zum Polizisten Markus E., er habe zuerst P. und dann sich selbst töten wollen. „Das habe ich schöngeredet. Ich war so durcheinander.“ P. meinte, dass ihn der Salzburger nicht umbringen wollte. „Aber ich habe den Auftrag erhalten, seine Frau umbringen zu lassen.“ Dazu Verteidiger Robert Morianz. „Sein Leben (von P., Anm.) besteht daraus, dass er andere Leute täuscht.“ Rund zehn Zeugen sollten noch einvernommen werden.

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