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Salzburger Festspiele: Stefan Zweig in Theater, Film und Lesung

Stefan Zweig, einer der erfolgreichsten und meistgelesen Autoren im Vorkriegs-Österreich, hat sich fast zeitgleich mit der Gründung der Festspiele in Salzburg niedergelassen und lebte hier bis zu seiner Emigration 1934. Trotzdem hat er mit den Festspielen weder zu Lebzeiten noch danach viel zu tun. Heuer, zum 90-Jahr-Jubiläum der Festspiele, präsentiert Schauspielchef Thomas Oberender einen kleinen Stefan Zweig-Schwerpunkt.

“Wir arbeiten hier fast auf Sichtweite zu Stefan Zweigs ehemaligen Quartier auf dem Kapuzinerberg”, so Oberender heute, Dienstag, Nachmittag, bei einem Pressegespräch im Landestheater, wo am 28. Juli die Theaterversion von Zweigs Novelle “Angst” rund um die Erpressung einer ehebrecherischen Anwaltsgattin uraufgeführt werden soll. Autor und Dramaturg Koen Tachelet hat die Erzählung für die Bühne adaptiert: “Man muss die Innenwelten der Figuren öffnen, die nur in der Fantasie der Hauptfigur Irene existieren. Irenes Mann Fritz etwa oder das erpresserische Dienstmädchen. Die sind ganz weit hinten, und ich habe sie vorgeholt. Jetzt ist kein Unterschied mehr zwischen Wahn und Wirklichkeit.”

Regisseur Jossi Wieler ergänzte: “Ich glaube nicht, dass jeder Stoff nach einer Dramatisierung sucht, auch wenn es Mode sein mag. Aber dieser Stoff hat außergewöhnlich viel dramatische Kraft.” Warum Zweig, der ja auch eine lange Reihe von Theaterstücken geschrieben hat, nicht auch aus “Angst” ein Bühnenstück gemacht hat, beantwortete Oberender so: “Ich glaube, dass die Wiederentdeckung von Zweigs Dramen noch lange dauern wird. Und ich glaube, dass er als Humanist dem Drama immer auch ein wenig im Wege steht. Für mich ist Zweig ein leidenschaftlich kraftvoller Erzähler, während er als Dramatiker aus heutiger Sicht gezügelt wirkt.”

Auch die Sprache selbst sei erzählerisch. “Aber ihre Wirkung ist hochdramatisch”, wie Dramaturg Tachelet hinzufügte. Und Hauptdarstellerin Elsie de Brauw: “Zweigs Sprache ist hervorragendes Futter für einen Schauspieler. Der Subtext ist enorm wichtig, und da liefert Zweig mehr als man überhaupt schaffen kann.”

Einen Tag nach der Premiere von “Angst” wird Klaus Maria Brandauer die Nouvelle “Widerstand gegen die Wirklichkeit” lesen. Dieser zu Zweigs Lebzeiten nie vollständig publizierte Text ist hierzulande kaum bekannt, in England und Frankreich aber erstaunlich erfolgreich. Die Lesung im Landestheater ist allerdings längst ausverkauft.

Das Filmkulturzentrum Das Kino begleitet den kleinen Stefan Zweig-Schwerpunkt der Salzburger Festspiele mit einer Reihe namens “Die Liebe, ein Abgrund. Stefan Zweigs Novellen im Kino” vom 1. bis 13. August. Zu sehen sind “Angst” (Italien, 1954) von Roberto Rossellini mit Ingrid Bergman in der Hauptrolle. Weiters “Brennendes Geheimnis” (GB/D 1988) von Andrew Birkin mit Faye Dunaway und Klaus Maria Brandauer sowie “Schachnovelle” (D 1960) von Gerd Oswald mit Curd Jürgens, Mario Adorf und Dietmar Schönherr.

Das Stefan Zweig Centre Salzburg veranstaltet zusammen mit dem Salzburger Landestheater einen Stefan Zweig Spaziergang durch des Salzburg Stefan Zweigs. Vorträge und Publikumsgespräche vervollständigen das Angebot zur Literatur des großen Wahl-Salzburgers.

(S E R V I C E – “Angst” von Stefan Zweig in einer Fassung von Koen Tachelet, Uraufführung, Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen, Regie: Jossi Wieler, Bühne und Kostüme: Anja Rabes, Mit Katja Bürkle, Elsie de Brauw, Stefan Hunstein, André Jung, Salzburger Landestheater, Premiere: 28. Juli, 19.30 Uhr, Weitere Aufführungen: 30., 31.7., 2., 3., 5., 6.8., Karten: 0662 / 8045 – 500.

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