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Rupp: "Großes Unverständnis" für Milchstreik

Hörbranz - Der Vorarlberger Käsehersteller Rupp AG feiert sein 100-jähriges Jubiläum. Bei einem Pressegespräch äußerte Josef Rupp "großes Unverständnis" für den momentanen Milchstreik.

Das Unternehmen mit dem berühmten Werbeslogan “s’ beschte Eck vom Käs” wurde 1908 vom Großvater des jetzigen Geschäftsführers Josef Rupp gegründet. Zum Jubeljahr schenkte sich die Käserei selbst ein neues Firmengelände in Hörbranz. Das Gebäude mit einer Nutzfläche von 12.700 Quadratmetern kostete rund 20 Mio. Euro, wie Rupp, flankiert von Bruder Ludwig und Harald Fischli, am Freitag bei einem Pressegespräch bekanntgab.

Der Großvater des Firmenchefs, Josef Rupp I, machte sich 1908 nach dem Besuch einer Schweizer Molkereischule selbstständig. Er baute sich drei Betriebe in Eichenberg, Schwarzenberg und Doren auf und soll auf dem Fahrrad die Runde gemacht haben, um die Käseherstellung zu kontrollieren. Schon in den 20er Jahren wurde der Großteil der Produktion exportiert, 1935 begann die Schmelzkäseherstellung. In den 50er Jahren übernahm Josef Rupp II den Betrieb, in dieser Zeit wurden die noch heute bekannten Marken kreiert. So schlug etwa 1950 die Geburtsstunde für das “Enzian-Käsle”, das die bekannteste Schmelzkäsemarke Österreichs ist. Nach dem frühen Tod ihres Mannes führte Gertrud Rupp das Unternehmen weiter auf Wachstumskurs. Rupp war in dieser Zeit mit Innovationen, wie den ersten Schmelzkäsescheiben, erfolgreich. Seit rund 15 Jahren leitet Josef Rupp III die Käserei.

Den Protestmaßnahmen der Landwirte gegen den Milchpreis stehe er “mit großem Unverständnis” gegenüber, erklärte Rupp. In Vorarlberg sei der Milchpreis “sehr gut”, hierzulande erhalte man mehr als die geforderten 40 Cent pro Liter, anders verhalte es sich, wenn man nach Deutschland liefere. Dabei handle es sich aber ohnehin langfristig nicht um eine österreichische sondern um eine europäische Frage. Die EU habe entschieden, dass 2015 die Milchquoten fallen, dann werde auch der Milchpreis fallen. Die Bauern müssten zusehen, dass sie Förderungen erhielten, die nicht vom Produkt abhängig seien, und man müsse auf starke regionale Produkte setzen. “Denn ein Bauer bei uns kann nicht zu Welthandelspreisen Milch produzieren”, erklärte Rupp.

Die Integration des Anfang Jänner 2008 übernommenen langjährigen Mitbewerbers “Alma” sei “sehr gut verlaufen”. Etwa 90 der ursprünglichen 108 Alma-Mitarbeiter seien noch im Unternehmen, die Anlagen habe man rascher integrieren können als angenommen. Seit zwei Wochen laufe die Schmelzkäseproduktion komplett in Hörbranz, die Naturkäse-Abpackung verbleibe noch für zwei Jahre in Hard. Die Entscheidung, was mit der Liegenschaft in Lochau, dem bisherigen Rupp-Firmensitz, passieren wird, sei noch offen, erklärte Rupp. In den nächsten Monaten soll über die Zukunft des rund 30.000 Quadratmeter großen Areals entschieden werden.

Als kommende Herausforderungen für das Unternehmen bezeichnete Rupp den Generationenwechsel bei den Gesellschaftern. Zudem will sich die Käserei verstärkt auf die Bereiche Snack- und Industrieprodukte einstellen. Der Fertiggerichte-Markt sei stark wachsend, in den USA würde zwei Drittel der Käseproduktion in Fertigprodukten verarbeitet, informierte Fischli. Ebenfalls Potenzial sieht man bei Rupp in der Entwicklung von Snacks. Bei der Schmelzkäseproduktion rechnete Rupp damit, dass sich der Markt in den kommenden zehn Jahren konsolidieren wird. “Auch darin sehen wir einen Teil unseres Wachstums”, erklärte der Rupp-Chef. Ausbauen will man auch die Aktivitäten im arabischen Raum.

Die Rupp AG erwirtschaftete 2007 mit 280 Mitarbeitern einen Umsatz von 85 Mio. Euro. Der Umsatz für 2008 werde bei etwa 120 Mio. Euro liegen, eine noch unbekannte Größe sei aber, wie stark sich die Übernahme von Alma auswirken werde, so Rupp. 2007 wurden 22.000 Tonnen Käse produziert, 80 Prozent davon wurden exportiert.

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