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Runder Tisch: "Authentisches Bild"

Die Fernsehzuseher dürften mit jener Natascha Kampusch, die am Mittwochabend in einem ORF-Fernseh-Interview ihre Geschichte erzählt hat, ein authentisches Bild der jungen Frau bekommen haben.

„Sie ist authentisch, so wie wir sie in dem Interview gesehen haben“, sagte ihr Anwalt Gabriel Lansky in einem Runden Tisch nach der Sendung.

Ob sich Kampusch ein Stück weit hinter einem Panzer versteckt, wurde von den Experten bejaht. „Den Panzer braucht sie auch weiter zum Überleben“, sagte Kinderpsychiater Max Friedrich von dem Betreuungsteam. „Sie hat aber natürlich auch eine sehr sensible Seite“, so die Wiener Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits. Besonders berührend fand Friedrich jene Szene in dem Interview, in der Kampusch beschrieben hatte, wie sie in ihrer Fantasie mit ihrem zukünftigen Ich korrespondiert hat.

Ein „spannendes Phänomen“ war für Friedrich die mitunter antiquierte Sprache von Kampusch, etwa dass sie in dem Interview wenig gebräuchliche Mitvergangenheitsformen gebraucht hat. Dies dürfte einerseits an den Bezugspersonen von der jungen Frau vor ihrer Entführung liegen, andererseits dürfte ihr Entführer als „Bildungsvermittler“ ihr eine sehr gewählte Sprache nahe gebracht haben.

Ihr schwieriges Schicksal dürfte auch mit ein Auslöser für die starke soziale Ader von Kampusch sein. Immer wieder hatte sie in dem Interview betont, mit ihrer Popularität anderen Menschen helfen zu wollen. Daneben dürfte Kampusch aber unter schweren Schuldgefühlen leiden, für den Tod ihres Peinigers verantwortlich zu sein. Friedrich betonte, dass dieser Aspekt Teil der psychotherapeutischen Behandlung der 18-Jährigen ist.

Das Haus, in dem Natascha festgehalten wurde, dürfte in den kommenden Wochen noch für Schlagzeilen sorgen. Der Anwalt von Kampusch deutete an, dass die junge Frau das Haus, wo sie so lange gefangen war, gerne für sich hätte – allerdings ohne den Einflussbereich der Mutter zu beeinträchtigen.

In den kommenden Tagen benötige Kampusch vor allem Ruhe vor den Medien. Nach den Interviews sei nicht „Feuer frei“ gegeben, meinte Friedrich. Im Gegenteil werde man weiter genau darauf achten, die Privatsphäre der 18-Jährigen zu schützen.

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