AA

Rund um Wiener Cluster mehr als 400 Personen in Quarantäne

Post-Verteilungszentren Hagenbrunn betroffen
Post-Verteilungszentren Hagenbrunn betroffen ©APA/BUNDESHEER/ROBERT HARTL
Rund um den großen Wiener Coronavirus-Cluster befinden sich mehrere hundert Personen in Quarantäne.

Bisher wurden "mehr als 400 Absonderungsbescheide" ausgestellt, sagte Andreas Huber vom medizinischen Krisenstab der Stadt. Die Containment-Maßnahmen sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Allein im Postzentrum in Wien-Inzersdorf gab es bisher 500 Tests, 70 Mitarbeiter waren positiv.

Im niederösterreichischen Post-Verteilungszentren Hagenbrunn wurden 63 Mitarbeiter positiv getestet, die in Wien wohnen, erläuterte Huber. Bestätigt wurden der APA auch Medienberichte, wonach in der Logistikzentrale eines großen Möbelhauses in Wien-Floridsdorf ebenfalls sechs Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt sind. Diese Fälle dürften ebenfalls auf Leiharbeiter zurückzuführen sein.

In einem vorübergehend geschlossenen Kindergarten in Wien-Liesing, wo eine mit einem Leiharbeiter zusammenlebende Mitarbeiterin und ein Kind infiziert sind, wurden inzwischen alle Kinder und Betreuer untersucht. Es gab keine weiteren Erkrankten. In Kindergärten wird in Wien weiterhin bei Verdachtsfällen getestet.

Großflächige Tests angekündigt

Im Bereich von Pflege-, Obdachlosen- und Flüchtlingseinrichtungen kündigte die Stadt dagegen weitere großflächige Tests an. Diese Strategie ist "aus unserer Sicht erfolgreich, dass wir genau hinschauen und in die Tiefe schauen", hieß es auf APA-Nachfrage aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Bei dem Cluster hätten rund 90 Prozent symptomlos Erkrankte identifiziert werden können.

Knapp über 1.000 Testungen seien bisher im Flüchtlingsbereich durchgeführt worden. Rund 40 Infizierte sind laut Stadt Wien ebenfalls auf diesen Cluster in Verbindung mit Leiharbeiten zurückzuführen. Allein in einer Unterkunft in Erdberg waren 24 Bewohner infiziert. Ebenfalls knapp 1.000 Testungen gab es in Betreuungseinrichtungen für Obdachlose, dabei wurde ein Infizierter ausfindig gemacht. Eine Unterkunft in Hietzing wurde unter Quarantäne gestellt und die Bewohner teilweise in anderen Einrichtungen untergebracht.

Anschober sieht keine "Causa Wien"

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) stellte sich unterdessen angesichts der im beginnenden Wahlkampf laut werdenden Kritik der ÖVP an der Corona-Strategie der Gemeinde Wien hinter die Wiener Gesundheitsbehörden. Aus seiner Sicht gibt es "keine Causa Wien", denn vom jüngsten Infektionscluster in zwei Post-Verteilerzentren und einem Flüchtlingsheim sei auch Niederösterreich betroffen.

"Es ist ein Thema, das im Übrigen keine Causa Wien ist, wo Wien und Niederösterreich betroffen sind und hervorragend zusammenarbeiten", sagte Anschober. Infektions-Cluster in einzelnen Bereichen seien zu erwarten gewesen. Wichtig sei nun ein schnelles Containment, betonte Anschober. Die Gesundheitsbehörden beider Länder haben aus seiner Sicht "die richtigen Schritte gesetzt".

Clustern im Bereich prekärer Arbeitsverhältnisse

Außerdem kündigte Anschober an, der vom Wiener Gesundheitsstadtrat Hacker aufgeworfenen Frage von Infektions-Clustern im Bereich prekärer Arbeitsverhältnisse nachgehen zu wollen. Einen Vergleich zwischen Wien und dem Skiort Ischgl, aus dem heimkehrende Urlauber das Coronavirus in zahlreiche Länder "exportiert" hatten, lehnt Anschober ab: "Es ist nicht Wien, sondern wir haben in einem bestimmten Arbeitsbereich - prekäre Arbeitssituationen - ein Thema in Niederösterreich und Wien. Wir schauen uns das aber auch über diese beiden Bundesländer hinausgehend in Zukunft an."

Nicht einmischen in "parteipolitische Zuweisungen" um die Verfolgung der Infektionsketten in Wien wollte sich am Montag Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). "Wir werden uns daran nicht beteiligen", sagte Kogler am Montag vor Journalisten. Er habe den Eindruck, dass Gesundheitsstadtrat Hacker die Testungen "ganz genau verfolgt". Das Gesundheitsministerium sei mit den Wiener Landesstellen in intensivem Austausch, so Kogler.

(APA)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Österreich
  • Rund um Wiener Cluster mehr als 400 Personen in Quarantäne