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Rote Karte für Problemkind

Die Schule fühlt sich mit Problemkind Fadil (15) im Stich gelassen. Der 15-Jährige besucht die vierte Klasse der Hauptschule Schruns-Dorf. Es ist die fünfte Schule seiner Laufbahn.

„Den Dezember über war er suspendiert, das hat aber leider nichts gebracht. Nur eine abermalige Verschlechterung der Schulleistungen war die Folge“, sagt Direktor Peter Both. Seit Jahren bemühen sich Lehrer und Schulleitung nach einer Lösung – doch die Lehrer fühlen sich von Jugendwohlfahrt und Behörden im Stich gelassen.

Im vergangenen Jahr zeichnete sich eine Rettung für den 14-Jährigen abÖ lange vor dem aktuellen Prozess. Obwohl seine Eltern sich gegen das sozialpädagogische Internat am Jagdberg sträubten, willigten sie überraschend ein, es mit dem Heilpädagogischen Zentrum Carina zu versuchen. Doch in Feldkirch-Tisis war laut Both kein Platz für Fadil. Noch heute steht der Bosnier auf der Warteliste.

Gelbe und rote Karte

Für den täglichen Unterricht mit Fadil wurde eine Lösung geschaffen. „Die Mitschüler haben mittlerweile im Zusammenleben rein körperlich keine Probleme mehr“, drückt es Direktor Both aus. Die Schrunser Hauptschullehrer können Ruhestörer der Klasse verweisen. Das passiert ohne Worte – nur mit gelben oder roten Karten, genau wie auf dem Fußballplatz. „Normale Schüler werden dann im Raum 15 Minuten von einem Konfliktlehrer einzeln betreut, während der Unterricht normal weitergeht“, sagt Direktor Both. Bei Fadil dauert es üblicherweise eine Stunde, bis er sich beruhigt hat.

Jugendwohlfahrt

Durch die Verurteilung ist nun auch das Pflegschaftsgericht und die Jugendwohlfahrt Bludenz eingeschaltet. Oft schaffen ausländische Eltern in solchen Situationen ihre Kinder außer Landes. Auch Fadils Eltern sollen dies bereits angedeutet haben.

In wenigen Monaten hat der 15-Jährige seine Schulpflicht erfüllt – er steht dann ohne Abschluss da.

„Der Punkt, an dem man Fadil hätte helfen können, ist längst vorbei“, musste der Direktor längst resignieren.

Gewalt an Schulen

An Vorarlbergs Schulen steigt die Gewaltbereitschaft. Darauf macht Primar Reinhard Haller anlässlich der Verurteilung eines 15-jährigen Schülers aufmerksam. Gewalt an Schulen sei weit verbreitet und entspreche dem momentanen Zeitgeist, betont Haller. Besonders schwer fassbar ist die versteckte psychische Gewalt. Schulen müssten sich bewusst mit dem Thema Gewalt auseinandersetzen etwa in Form eines Anti- Gewalt- Trainings.

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