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Roma und Sinti auf der Leinwand - Zigeunerfilmfestival in Salzburg

Von 9. bis 12. Juni steigt im Salzburger Kulturzentrum ARGEkultur ein Festival mit 14 Filmen über Roma und Sinti. Die Filme stammen aus Tschechien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Israel, den USA, Kosovo und Österreich.
Ergänzt wird diese Veranstaltung über Leben, Leiden und Kultur der Zigeuner mit drei Konzerten sowie mit einem Symposion. Darin sollen die Lebensumstände der mit acht Mio. Menschen größten Minderheit Europas erörtert werden, wie der Filmemacher und Kurator dieses Festivals, Hermann Peseckas am Montagvormittag bei einem Pressegespräch erklärte.

“Es geht nicht um das Leid der Zigeuner im Nationalsozialismus”, so Peseckas. “Pogrome, Verfolgung und Vertreibung gegenüber Zigeunern existieren heute wie damals. Daher zeigen wir fast ausschließlich Filme jüngeren Datums und Filme, die sich mit den gegenwärtigen Lebensumständen der Zigeuner befassen.”

Eröffnet wird das vom Film-Verein Studio West präsentierte Festival mit “Pretty Dyana”, einem augenzwinkernd humorvollen Streifen über die aus dem Kosovo geflohenen Roma am Stadtrand von Belgrad. Diese verdienen sich ihr Leben mit dem Reparieren und Umbauen des Autotypes “Dyanes” von Citroen. In “Ceija Stoika” rekonstruiert Filmemacherin Karin Berger das Leben der 76-jährigen österreichischen Romni, und in Yoram Poraths Film “Romale” geht es um das Leben von Zigeunern auf einer Giftmine in der Ostslowakei.

Nur ein Film, nämlich “A Gypsy in the Central Committee of the Bulgarian Communist Party” ist von einem Mitglied einer Zigeunerfamilie gedreht worden, und zwar von Ludmila Zhivkova. Alle anderen Filme, ausgenommen den von “Romavideodrom” initiierten Kurzfilmen, stammen von Nicht-Zigeunern, den sogenannten “Gadsche”. “Die Frage, ob die Zigeuner mit den filmischen Porträts über sich und ihre Kultur überhaupt einverstanden sind, wird ebenfalls ein Thema des Symposions am 10. und 11. Juni sein”, erläuterte Peseckas.

Finanziert wird dieses Festival nicht nur von Stadt, Land und Bund, sondern auch von EU und Weltbank, die im Zehn-Jahres-Projekt “Roma-Dekade” für soziale und kulturelle Aktivitäten Geld bereitstellt. Da gehen sich auch drei Konzerte im Rahmenprogramm des Filmfestivals aus. Am Eröffnungstag, dem 9. Juni, kommt Dotschy Reinhardt mit ihrem Jazzensemble, und beim Schlussfest spielt “King” Naat Veliov und das Original Kocani Orkestar. Dieser musikalische Familienbetrieb ist zuständig für den Lebensunterhalt des gesamten Dorfes Kocani im Kosovo. Und am Ende spielen die Bayern La Brass Banda, die als ehemalige Blasmusiker alpinen Zuschnitts die musikalische Front gewechselt haben und sich radikal der Zigeunermusik widmen.

Auf dem Platz vor der ARGEkultur in Salzburg wird die Radiofabrik ein Hörmahnmal errichten. Damit soll jenen 300 Salzburger Roma und Sinti gedacht werden, die hier kaserniert und von den Nazis in einem der Konzentrationslager ermordet wurden. Das akustische Mahnmal bleibt öffentlich zugänglich bis Mitte Juli stehen.

Details zum Film- und Musikprogramm sowie zum Symposion unter 0662 / 84 87 84 und http://www.romavideodrom.net

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