Im April wurde der international Gesuchte in der südfranzösischen Küstenstadt Nizza verhaftet und musste seine Luxusappartements mit einer engen Gefängniszelle tauschen. Ab 9. November wird dem 53-Jährigen nun am Landesgericht Feldkirch der Prozess gemacht. Die Anklage: schwerer gewerbsmäßiger Betrug und Veruntreuung. Schadenssumme: fünf Millionen Euro. Akten über Akten die juristische Aufarbeitung der dubiosen Wertpapiergeschäfte wird für die Vorsitzende des Schöffengerichts, Richterin Angelika Prechtl-Marte, kein Spaziergang. Der wohl umfangreichste Betrugsprozess der Vorarlberger Rechtsgeschichte wurde auf acht Verhandlungstage angesetzt, unzählige Aktenbände müssen studiert werden, allein die Anklageschrift umfasst 14 Seiten, 18 Zeugen sind geladen. Darüber hinaus ist mit einem Geständnis des Angeklagten nicht zu rechnen, sieht er sich doch nach wie vor selbst als Opfer von Betrügern.
Geflüchtet
Dabei sollte der Prozess schon im Sommer des vergangenen Jahres über die Bühne gehen. Doch anstatt auf der Anklagebank Platz zu nehmen, tauchte der mutmaßliche Millionenbetrüger, der trotz der hohen Schadenssumme nicht in U-Haft genommen worden war, einfach unter. Zuerst in der Finanzmetropole London, wo er sich wenig später mit einem internationalen Haftbefehl im Nacken den Behörden stellte, auf Kaution freikam und sich kurz vor der Auslieferung neuerlich aus dem Staub machte. In Nizza dann die Festnahme dank Kommissar Zufall. Wie VN-Recherchen ergaben, war der Finanzjongleur bei einer rasanten Autofahrt durch die Küstenstadt in eine Polizeikontrolle geraten.
Anwalt gekündigt
Wer den Angeklagten ab 9. November verteidigen wird, scheint noch unklar. Sein ehemaliger Anwalt, der Feldkircher Strafverteidiger German Bertsch, hat sein Mandat Ende September zurückgelegt. Über das Medieninteresse an dem Prozess freue er sich, lässt der mutmaßliche Betrüger ausrichten. Wie die VN erfuhren, hat der 53-Jährige in der U-Haft begonnen, seine Lebensgeschichte niederzuschreiben und erhofft sich nun ein wenig Publicity für sein literarisches Erstlingswerk. Einiges zu erzählen hätte er ja.
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