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"Ried ist ein Ort von großem Wert"

Schwarzach (VN) -  Naturschutzrat-Vorsitzender Georg Grabherr zeigt auch Verständnis für verkehrsgeplagte Menschen. Für die E- neu-Variante ist Naturschützer Prof. Georg Grabherr nicht zu haben.

„Wer weiß, wie das Land Vorarlberg vor Jahren über das normale Maß hinaus Verordnungen zum Schutz der einmaligen Riedlandschaft gesetzt hat, fühlt sich diesen Maßnahmen verpflichtet. Ich denke da an die Grünzonenverordnung, an die Unterschutzstellungen im Lauteracher Ried, an die Streuwiesenverordnung. Wir können nicht akzeptieren, wenn die landeseigene Rechtsordnung da untergraben wird. Wir sind der Naturschutzrat für die Menschen. Aber natürlich hast du als Naturschutzrat eine stärkere Betonung der Naturwerte.“

Klare Haltungen

Es sind klare Haltungen, die der Universitätsprofessor als Vorsitzender des Naturschutzrates verkörpert. Doch Grabherr sagt auch: „Uns liegen die Menschen, die unter dem Verkehr leiden, sehr am Herzen.“ Zur derzeit untersuchten Variante E-neu, die eine Straßen-Riedquerung vorsieht, nimmt Grabherr unmissverständlich Stellung.

„Selbstverständlich wollen wir den jetzt laufenden Untersuchungen nicht vorgreifen. Aber was immer herauskommt: Aus unserer Sicht würden Beeinträchtigungen der Natur stattfinden. Und das Riedistein ganz besonderes Stück Natur, das sich zu schützen lohnt.“ Gerne spricht der Experte über die seltenen Vogelarten, die im Ried vorkommen. „Sie sind bestandsmäßig an der Grenze. Viel darf da nicht mehr passieren – sonst gibt es sie nicht mehr.“ Überhaupt sei das Ried ökologisch an der Grenze.

Kooperation

Klar macht Professor Grabherr allerdings auch: „Wir als Organisation sind nicht diejenigen, die klagen würden – sollte das E-neu-Projekt doch durchgehen.“ Das würden andere machen. „Ziemlich sicher Privatpersonen. Und wenn die eine derartige Variante beeinspruchen würden, wären wir sicher diejenigen, die das zur Kenntnis nähmen.“ Allerdings lässt Grabherr auch anklingen, dass der Naturschutzrat sich einer Kooperation nicht verweigern würde, sollte es letztlich eine Entscheidung pro E-neu geben. „Wenn es so käme, würden wir selbstverständlich mit den Planern an einen Tisch sitzen und das für die Natur Beste einfordern. Es bliebe uns dann auch gar keine andere Wahl mehr.“

Auch Positives

Als einsamer Rufer in der Wüste, der alles verteufelt, will sich der an der Universität Wien beschäftigte Ökologe nicht sehen. Es gebe in Vorarlberg sehr wohl auch Positives über den Umgang mit der Natur zu berichten. „Wenn man sich etwa die Qualität der Gewässer anschaut, oder Initiativen wie die Wiesenmeisterschaft, dann sind das sehr erfreuliche Fakten. Noch ist Vorarlberg ein Land, das sehr lebenswert ist. Wir müssen sehen, dass das so bleibt“, skizziert der Vorsitzende des Naturschutzrates sein Amtsverständnis.

“Mellau-Damüls war negativer Meilenstein”

Die Natur in Bedrängnis sieht der Vorsitzende des Vorarlberger Naturschutzrates, Georg Grabherr, bei verschiedenen Projekten. Viel zu viel würde wirtschaftlichen Interessen geopfert.

» Geplante Skiverbindung Lech/Warth beim Auenfeld. „Das Gebiet ist eine jener größeren Landschaftskammern, die noch kaum erschlossen ist und daher besonders wertvoll. Von der Qualität her ist das etwas völlig anderes als eine Straße, wo es wenigstens um die Verbesserung der Lebenssituation von Menschen geht. Es wäre dies ein rein wirtschaftliches Projekt, das Menschen nicht brauchen.“

» Der diskutierte Golfplatz in Lech. „Es gibt Golfplätze, in die sogar etwas Natur hineingepflanzt wird. Und auch wenn’s nicht dazu passt – immerhin. Der gewünschte Golfplatz in Lech ist jedoch ein absolut verzichtbares Projekt.“

» Die derzeit gebaute Skiverbindung Nova/Hochjoch im Montafon. „Ein Projekt, bei dem die Landschaft und daher Vorarlberg verliert. Ein Projekt aus rein wirtschaftlichen Interessen.“

» Bereits realisierte Verbindung Mellau-Damüls. „Mit diesem Projekt wurde ein negativer Meilenstein gesetzt. Ein Beispiel dafür, wie man in den letzten Jahren der Natur wieder mehr genommen hat.“

» Rohrspitz. „Für mich ist es unverständlich, warum der Besitzer eine so überdimensionierte Anlage will. Dass man etwas saniert und einmal neu macht, okay. Aber doch nicht in diesem Ausmaß.“

Zur Person

Prof. Georg Grabherr, 65, ist im Brotberuf Institutsvorstand des Departments für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie an der Universität Wien. Der geborene Bregenzer ist Vorsitzender des Vorarlberger Naturschutzrates, der die Landesregierung in Umweltfragen berät. Neben Grabherr gehören dem Naturschutzrat derzeit Rainer Siegele, Karlheinz Hähle und Ernst Bickel an.
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