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Rauch ist großer Wahlgewinner der Landtagswahl

Die Grünen verzeichnen einen großen Zuwachs in Rankweil, Heimat Gemeinde von Johannes Rauch.
Die Grünen verzeichnen einen großen Zuwachs in Rankweil, Heimat Gemeinde von Johannes Rauch. ©APA
Grünen-Chef Johannes Rauch entpuppte sich als großer Wahlsieger der Vorarlberger Landtagswahl.
Jubel bei den Grünen

Mit dem Urnengang am Sonntag konnte er den Aufwärtstrend seiner Partei bei der Nationalrats- und EU-Wahl weiter fortsetzen. Damit rückt auch der vielfach im Wahlkampf beschworene Schluss der Westachse der Schwarz-Grünen Regierungen einen Schritt näher. Ein Ziel, das der Rankweiler 2009 verfehlt hatte.

Trend nach oben entwickelt

Im politischen Geschehen im westlichsten Bundesland ist Vorarlbergs Grünen-Chef Johannes Rauch seit Jahren eine Konstante. Unter seiner Führung haben die Grünen einen steten, wenn auch langsamen Aufstieg vollzogen. Dieser Trend hat sich im vergangenen Jahr deutlich nach oben entwickelt. Bereits bei der Nationalratswahl legten die Grünen in Vorarlberg auf 17,01 Prozent zu, die EU-Wahl brachte sogar das österreichweit beste Ergebnis mit 23,29 Prozent.

Im Wahlkampf machte der 55-jährige Rauch keinen Hehl daraus, dass er die Absolute der ÖVP für Geschichte hält. Dementsprechend hoch waren auch seine Erwartungen für die Partei. Eine Rechnung, die aufging.

“Anders gepolt”

Ob auch die Rechnung in Richtung Schwarz-Grün aufgeht, wird sich bald zeigen. Im Wahlkampf lehnte sich Rauch in Bezug auf die Feldkircher Tunnelspinne und die Verbindung in die Schweiz hinaus, indem er wiederholt forderte, eine andere, “billigere” Lösung zu suchen. Dies freute weder Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP), noch erhöhten sich damit die Chancen einer Regierungsbeteiligung für die Grünen. Klar aber ist: “Billig” werden die Grünen keinen Regierungspartner abgeben, umso mehr ob ihrer Stärkung durch den Wähler. Überhaupt: In die Landtagswahl ging Rauch dieses Mal entspannt. Nach einer Krebserkrankung vor rund zehn Jahren und einer Auszeit, die er sich unmittelbar nach der vergangenen Nationalratswahl nahm, sei er nun “anders gepolt”. “Ich muss zu meinem Glück nicht Landesrat werden”, sagte er zu Beginn des Wahlkampfs gegenüber der APA. Es gehe ihm um das Land Vorarlberg.

“Bestmöglich krisensichers” Vorarlberg

Der ehemalige Sozialarbeiter Rauch versteht sich und seine Partei nach wie vor als Ideengeber und Innovationstreiber im Ländle. Mit der Energieautonomie oder dem 365-Euro-Ticket für den Öffentlichen Verkehr haben die Grünen in den vergangenen fünf Jahren auch Themen angestoßen, über die mittlerweile im Vorarlberger Landtag Konsens herrscht. Im Vorarlberger Wahlkampf sah es der Grünpolitiker als seine Aufgabe, die Wichtigkeit eines “bestmöglich krisensicheren” Vorarlberg hervorzustreichen. Im Klartext: weg vom Öl und Gas, hin zur Energiewende und hin in Richtung Bioland und Mehrversorgung mit eigenen Lebensmitteln.

Drei Stunden für Facebook

Im Umgang mit seinen Wählern ist der Grünen-Chef in den Jahren volksnah geblieben. Um Anfragen per Mail und über soziale Netzwerke kümmert er sich noch immer selbst, daran soll sich auch künftig nichts ändern. Mindestens drei Stunden pro Tag investiert Rauch nach seinen Angaben in Postings auf Facebook und die Beantwortung von persönliche Anfragen in sozialen Netzwerken und per Mail.

Mitbegründer des “Grünen Forums”

Als Grüner der ersten Stunde – Rauch war in seiner Heimatgemeinde Rankweil 1987 Mitbegründer des “Grünen Forums” – erreichte er mit seiner Fraktion kontinuierlich Wahlerfolge, bei der Landtagswahl 2009 allerdings nur ein Plus von 0,4 Prozentpunkten. Beflügelt haben die Grünen die Ergebnisse der Nationalratswahl 2013 (17 Prozent) und der EU-Wahl (23,3 Prozent), bei der sie sogar Platz zwei hinter der Volkspartei belegten.

22,6 Prozent in Rankweil

Einen fulminanten Sieg konnte der Grüne-Spitzenkandidat Johannes Rauch in seiner Heimatgemeinde Rankweil einfahren. Nach bereits für Grün hohen 14,82 Prozent bei der Landtagswahl 2009 erzielte die Öko-Partei bei diesem Urnengang 22,6 Prozent der Wählerstimmen, ein Plus von 7,8 Prozentpunkten. Stärkster Verlierer mit einem Minus von 8,9 Prozentpunkten war die ÖVP.

Vorstandssprecher nach Stichwahl

Rauch wurde am 24. April 1959 geboren, ist seit 1981 verheiratet und Vater zweier Töchter. Der diplomierte Sozialarbeiter ist seit Februar 2004 Berufspolitiker. Zuvor führte er seit 1997 die Geschäfte der im selben Jahr gegründeten “Arbeitsinitiative für den Bezirk Feldkirch”. Politisch war er von 1990 bis 1996 als Umweltgemeinderat in Rankweil aktiv. Bei den Vorarlberger Grünen sitzt er seit 1995 im Landesvorstand, zwei Jahre später wurde er nach einer Stichwahl gegen Grünen-Legende Kaspanaze Simma Vorstandssprecher. Seinen Ausgleich findet Rauch beim Laufen und Radfahren.

Grüne mit zweitbestem Ergebnis in Bund und Ländern

Mit ihren 17,1 Prozent haben die Vorarlberger Grünen nicht nur ihr bestes Ergebnis im Lande geschafft, sondern sich auch österreichweit die Silber-Medaille geholt: Sie schafften den zweit-höchsten Stimmenanteil aller Bundes- und Landtagswahlen seit Gründung der Grünen. Außerdem haben sie gute Karten für den – von ihnen angestrebten – Einzug in die sechste Landesregierung.

Nur die Salzburger waren im Vorjahr stärker als ihre Vorarlberger Kollegen heuer. Die Aufdecker-Rolle Astrid Rösslers im wahlauslösenden Finanzskandal bescherte den Grünen dort das erste zweistellige Plus (12,8 Prozentpunkte) und mit 20,2 Prozent das beste Ergebnis aller Wahlen. Umso beachtlicher ist das Ergebnis, das Johannes Rauch bei der heutigen Landtagswahl schaffte – zumal er auch gegen die Konkurrenz der NEOS zu kämpfen hatte, die in Salzburg noch nicht dabei waren.

Die machten den Grünen allerdings bei der Nationalratswahl im vorigen Herbst zu schaffen. Da lukrierten sie mit 12,4 Prozent deutlich weniger, als sie erhofft hatten. Aber Eva Glawischnig schaffte in ihrer ersten Wahl als Spitzenkandidatin immerhin das beste NR-Ergebnis seit Parteigründung.

Flaute von 2006 klar überwunden

Die Flaute, unter der die Grünen seit 2006 gelitten hatten – und die auch nach Glawischnigs Antritt Anfang 2009 noch anhielt – ist mittlerweile allerdings klar überwunden. Das letzte Minus setzte es 2010 in Wien (wo sie dennoch in die Regierung einzogen), bei den sieben Wahlen seither legten die Grünen immer zu.

Und sie sind nicht mehr nur Oppositions- und Kontrollpartei, 2013 brachte ihnen einen großen Machtzuwachs: In drei der vier Ländern, die den Landtag wählten, kamen sie in die Regierung – in Kärnten gemeinsam mit SPÖ und ÖVP, in Tirol mit der ÖVP und in Salzburg mit ÖVP und Team Stronach. Die zwei “alten” Koalitionen der Grünen – Schwarz-Grün in Oberösterreich und Rot-Grün in Wien – stehen nächstes Jahr am Prüfstand der Wähler.

(APA)

Vorarlberger Landtagswahl im Überblick

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