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Rathauslinde nach 160 Jahren gefällt

©Aufgrund einer Erkrankung musste die Linde vor dem Rathaus gefällt werden.
Die am vergangenen Montag gefällte Linde neben dem alten Rathaus erreichte mit rund 160 Jahren ein stolzes Lebensalter.

Dornbirn. Wie lange der Baum hier bereits gestanden hatte, konnte anhand der Jahresringe festgestellt werden. Der am Fuß des Baumes rund 1,25 Meter starke Baumstumpf zeigte aber auch eindeutig: Nur noch dünne Bereiche im Außenbereich waren lebendig und hielten den mächtigen Baumriesen aufrecht.

Im Inneren des Stamms hatten ein Pilzbefall und die Reaktion des Baumes auf die Erkrankung das Holz absterben lassen. Dasselbe Bild zeigten die Stämmlinge oberhalb des Hauptstamms. Auch sie waren nur noch in den äußeren Ringen lebendig. Die Untersuchungen der Linde im Vorfeld hatten bereits auf diese Problematik hingewiesen, weshalb der Baum aus Sicherheitsgründen auch gefällt werden musste. Nach dem Fällen war klar: es war zwar eine traurige, aber richtige Entscheidung.

Nur noch dünne Bereiche im Außenbereich waren lebendig und hielten den mächtigen Baumriesen aufrecht. ©Stadt Dornbirn

Absterben im inneren Bereich

Die mit der Pflege des Baumkatasters beauftragte Stadtgärtnerei haben mehrere Baumscheiben der Linde gesichert, unter anderem auch, um den Verlauf des Pilzbefalls zu prüfen. Dabei wurde sichtbar, in welchen Phasen sich der Baum durch das Abschotten von Bereichen im Stamm vor der Erkrankung schützen wollte. Die Schädigung wurde mit den Jahren allerdings immer größer, was zum Absterben des inneren Bereichs des Hauptstamms und der oberen Stämmlinge geführt hat. Vor rund sechs Jahren wurde mit intensiven Pflegemaßnahmen versucht, das Leben des Baums zu verlängern. Dabei wurde die Linde, die zu diesem Zeitpunkt rund 24,5 Meter hoch war, stark eingekürzt und die Hauptäste mit Gurten gesichert. Im Jahr 2020 wurden auch direkt daneben zwei neue Linden gepflanzt, die sich in den kommenden Jahren ebenfalls zu großen Bäumen entwickeln werden.

Anhand der Jahresringe, die nur noch schwer lesbar waren, konnte Stadtgärtner Thomas Wohlgenannt das ungefähre Alter der Linde feststellen. Der Baum wurde vor ungefähr 160 Jahren gepflanzt und ist damit Zeuge von 16 Jahrzehnten Stadtgeschichte. Unter anderem erlebte er im Jahr seiner Pflanzung, wie Dr. Johann Georg Waibel nach Dornbirn zurück kehrte und in seiner Heimatstadt eine Ordination eröffnete. Er war auch Zeuge als Johann Georg Waibel sechs Jahre später zum Bürgermeister gewählt wurde und erhielt im Jahr 1910 – als mittlerweile 47 Jahre alter Jüngling – ein Denkmal des 39 Jahre lang tätigen Bürgermeisters zur Seite gestellt. Das Denkmal und die Linde im Hintergrund waren über Jahrzehnte ein beliebtes Fotomotiv.

Das Denkmal und die Linde im Hintergrund waren über Jahrzehnte ein beliebtes Fotomotiv. ©Stadt Dornbirn

Was geschah sonst noch im Pflanzjahr der Rathauslinde?

  • 1863 wurde Dornbirn von Lustenau aufgefordert, der Erhöhung des Landgrabens zuzustimmen. Nach einer gemeinsamen Begehung einigte man sich, dass Lustenau 2/3 und Dornbirn 1/3 der Kosten übernehmen sollte.
  • 1863 wurde eine landwirtschaftliche Vieh- und Feldfrüchteausstellung in Dornbirn abgehalten.
  • 1863 gab es einen großen Windfall in den Gemeindewäldern, ein Aufforstungsprogramm wurde gestartet.
  • 1863 stahl Josef Gorbach von Lochau ein Kreuz und wurde mit 26 Stockstreichen bestraft.
  • 1863, am 18. Oktober wurde das 50jährige Jubiläum der Schlacht bei Leipzig auch in Dornbirn gefeiert. Es gab Böllerschießen, ein Festessen und abends eine Bergbeleuchtung. Die Albrich-Chronik berichtet, dass noch 5 Dornbirner Veteranen lebten, die diese Schlacht mitgemacht haben. Sie wurden bewirtet und geehrt.
  • 1863 gab es in Dornbirn eine Verfassungsfeier mit Konzert des Männerchors und Bankett in der Krone im Hatlerdorf.
  • 1863 kehrte Dr. Johann Georg Waibel, dessen Denkmal ja in der Nähe der Linde steht, als Arzt nach Dornbirn zurück.
  • 1863 kam Klaudia Herburger auf die Welt. Sie heiratete den Baumeister Josef Schöch, der die von ihm erbaute Privatstraße nach ihr benannte. So kam die Klaudiastraße in Dornbirn zu ihrem Namen.
  • 1863 wurden der Rollschuh und der Feuerlöscher geboren. In diesem Jahr wurden dazu die Patente angemeldet.
  • 1863 starb mit Jacob einer der Gebrüder Grimm.
  • 1863 war Kaiser Franz Josef bereits 15 Jahre lang im Amt.
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