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Rat bei IfS-Menschengerechtes Bauen

Der Stellenwert barrierefreien Wohnens und Arbeitens wird in Vorarlberg immer mehr erkannt. Die IfS-Beratungsstelle Menschengerechtes Bauen verzeichnete 2004 um 12 Prozent mehr Neuanmeldungen als ein Jahr zuvor.

Wohnraumberatung und –anpassung aufgrund der Altersentwicklung sind nach wie vor die Schwerpunkte der Stelle. Aber auch die Projektberatung für öffentliche und halböffentliche Institutionen hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen.

„Die größte Zunahme bei den Anfragen verzeichnen wir nach wie vor bei älteren Menschen. Hier geht es vor allem darum, Wohnräume nachträglich den veränderten Bedürfnissen anzupassen“, berichtet Baumeister Ing. Hermann Mayer, Leiter der IfS-Beratungsstelle Menschengerechtes Bauen. Denn im Alter kann bereits eine Türschwelle von drei Zentimetern oder ein 13 Zentimeter hoher Duscheinstieg zum Problem werden, nennt Mayer als Beispiele.

Anliegen der Beratungsstelle ist es deshalb, bereits jungen Menschen die Vorteile barrierefreien Planens und Bauens näher zu bringen. „Die Bedürfnisse an die eigene Wohnung ändern sich im Laufe der Jahre. Kinder etwa haben andere „Wohnbedürfnisse“ als Singles. Und die Anforderungen an das Wohnen von älteren und kranken Menschen unterscheiden sich wieder deutlich von denen einer Jungfamilie“, weiß Mayer. Sinnvoll ist es deshalb bereits beim Planen des Eigenheims an spätere Stolperfallen zu denken. Denn: „Spätere Umbauten sind teuer.“

Neue Anreize ab 2006. Dennoch ist dieses Denken bei den privaten „Hüslebauern“ noch nicht selbstverständlich verankert. Neue Anreize für diese Zielgruppe erwartet sich Mayer von den neuen Wohnbauförderungs-Richtlinien, die 2006 in Kraft treten sollen. Damit neue Wohnungen gefördert werden, müssen sie ab diesem Zeitpunkt stufen- und schwellenfrei erreichbar sein. Außerdem müssen Türbreiten von 80 Zentimetern eingehalten werden und kombinierte Nasszellen einen Rollstuhl-Wendekreis von 1,5 Metern aufweisen. Eine langjährige Anregung des IfS wird da in die Tat umgesetzt.

„Die Landesregierung hat erkannt, was in den nächsten Jahren auf uns zu kommt“, freut sich Hermann Mayer und sieht die eigene jahrelange Öffentlichkeitsarbeit nun auf fruchtbaren Boden fallen. In 30 Jahren wird sich der Anteil der über 65-Jährigen in Vorarlberg von heute 32.000 auf 87.000 mehr als verdoppeln. „Mit dem finanziellen Anreiz der Wohnbauförderung steigt die Bereitschaft jüngerer Menschen, sich mit dem Thema barrierefrei Bauen auseinanderzusetzen – zu ihrem eigenen Vorteil.“

Gemeinnützige Bauträger erhalten bereits jetzt nur noch Fördermittel für barrierefrei errichtete Wohneinheiten. Mayer: „Sie haben zudem erkannt, dass eine barrierefreie Gestaltung der Wohnräume ein zusätzliches Verkaufsargument ist.“ In der IfS-Beratungsstelle Menschengerechtes Bauen im VWP in Götzis sind die Anfragen privater Wohnbauträger seither beträchtlich gestiegen – 2004 um rund 28 Prozent. „Wir haben im vergangenen Jahr 125 Projektberatungen durchgeführt. Dabei fungieren wir immer mehr als Servicestelle. Wie man barrierefrei baut, wissen Wohnbauträger mittlerweile selbst“, informiert Mayer.

Bundessozialamt fördert barrierefreies Bauen. Seit Anfang 2004 kooperiert die IfS-Beratungsstelle Menschengerechtes Bauen mit dem Bundessozialamt Vorarlberg. Dabei geht es in erster Linie darum, verbesserte Zugänge für Menschen mit Behinderungen in Arztpraxen, Ambulatorien, Apotheken, Kur- und Wellnesseinrichtungen zu schaffen. Das Bundessozialamt fördert diese Verbesserungsmaßnahmen mit einem Finanzierungszuschuss. „Das gleiche gilt auch für touristische Einrichtungen. Baut ein Hotel zum Beispiel zwei barrierefreie Hotelzimmer, werden die Kosten zu 50 Prozent gefördert“, informiert Hermann Mayer.

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