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Rätselraten über finanzielle Situation der People's Viennaline

Sämtliche hier angeführten Unternehmen gehören dem Vorarlberger Unternehmer Markus Kopf
Sämtliche hier angeführten Unternehmen gehören dem Vorarlberger Unternehmer Markus Kopf ©Stiplovsek
Wien/Altenrhein - Die Altenrhein Luftfahrt GmbH hat 2015 ein negatives Eigenkapital von elf Millionen Euro und einen Bilanzverlust von zwölf Millionen Euro angehäuft. Eine insolvenzrechtliche Überschuldung wird nur durch Rangrücktritte der People's Air Group verhindert, berichtet die Wirtschaftspresseagentur am Dienstag.
Verbindung Altenrhein-Wien
Verbindung Altenrhein-Köln/Bonn

Seit 2011 betreibt die Altenrhein Luftfahrt GmbH die Regionalfluglinie People’s Viennaline mit Heimatflugplatz im benachbarten Altenrhein (CH), die sich bislang insbesondere auf das Angebot einer Flugverbindung zwischen Altenrhein und Wien konzentriert hat. Und ebenfalls seit der Gründung der Airline wird in Luftfahrtkreisen darüber diskutiert, ob und wie eine solche Verbindung mit dem eingesetzten Flugzeugtyp, einem Embraer-170-Jet mit 76 Sitzplätzen, zumindest kostendeckend betrieben werden kann. Die jüngst veröffentlichte Jahresbilanz der Altenrhein Luftfahrt GmbH, die ihren Sitz mittlerweile von Dornbirn nach Wien verlegt hat, dürfte diesbezüglichen Spekulationen weitere Nahrung geben.

Denn die Altenrhein Luftfahrt GmbH, die das Luftfahrtbetreiberzeugnis AOC (Air Operator Certificate) für die People’s Viennaline in Österreich besitzt, ist gemäß Bilanz massiv überschuldet. So zeigt sich für 2015 ein negatives Eigenkapital von minus 11,09 Millionen Euro. Das negative Eigenkapital ist seit der Gründung 2011 – damals waren es minus 5,7 Millionen Euro – mit nur einmaliger Unterbrechung sukzessive angewachsen. Das gleiche Bild ergibt sich beim Bilanzverlust. Er erhöhte sich zwischen 2011 und 2015 von vormals minus 6,7 Millionen Euro auf minus 12,1 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten stiegen unterdessen von 7,9 Millionen Euro auf 15,3 Millionen Euro und haben sich damit beinahe verdoppelt. Das Anlagevermögen des Unternehmens dümpelt seit jeher in der Größenordnung von rund 100.000 Euro.

Millionenschwere Rangrücktrittserklärungen

Dass das Unternehmen im Sinne des Insolvenzrechtes dennoch als nicht überschuldet gilt, ist einzig und allein diversen Rangrücktrittserklärungen von anderen Unternehmen der People’s Air Group aus der Schweiz zu verdanken. Zur People’s Air Group gehören die Airport Altenrhein AG als Betreiberin des Flughafens, die Altenrhein Realco AG als Immobilienbesitzerin sowie die Altenrhein Luftfahrt GmbH als Betreiberin der Airline. Nicht direkt zur Gruppe gehört die Rexxam AG, welche den Embraer-170-Jet gekauft und an die Altenrhein Luftfahrt GmbH verleast hat.

Gemäß Jahresabschluss 2015 hat die Airport Altenrhein AG für eine Verrechnungsforderung in Höhe von 8,5 Millionen Euro eine Rangrücktrittserklärung abgegeben. Die Rexxam AG, welche eine Verrechnungsforderung von 257.000 Euro und eine Forderung aus Lieferungen und Leistungen in Höhe von 3,3 Millionen Euro gegenüber der Altenrhein Luftfahrt GmbH hat, hat eine Rangrücktrittserklärung in Höhe von 2,5 Millionen Euro abgegeben. Darüber hinaus werde die Alleingesellschafterin, die Altenrhein Realco AG, die Gesellschaft bei Bedarf mit einer entsprechenden Liquidität aussstatten, sodass diese ihre Verpflichtungen jederzeit erfüllen könne. “Derzeit ist die Gesellschaft zahlungsfähig”, heißt es im Anhang der Bilanz.

Ein Besitzer für die ganze Gruppe

Sämtliche hier angeführten Unternehmen gehören dem Vorarlberger Unternehmer Markus Kopf, der als Eigentümer über die Finanzströme zwischen seinen Firmen in Österreich und der Schweiz naturgemäß selbst entscheidet. Durch diese Eigentümersituation ergibt sich auch die weltweit äußerst seltene Konstruktion, dass der Betreiber eines Flughafens zeitgleich auch eine eigene Airline auf diesem Airport betreibt.

Keine Stellungnahme der People’s Viennaline

Die People’s Viennaline, die gegenwärtig durch Presseaussendungen im Wochenrhythmus auffällt, wollte trotz mehrfacher Anfrage der Wirtschaftspresseagentur.com keine Stellungnahme zur wirtschaftlichen und finanziellen Situation des Luftfahrtunternehmens abgeben. “Wir sind ein privates Unternehmen und wollen das nicht kommentieren”, so CEO Daniel Steffen.

Weitere Strecken und zweites Flugzeug angeschafft

Die People’s Viennaline hat ihr Angebot zwischenzeitlich nicht nur bei der Flugverbindung Altenrhein-Wien belassen. Neben diversen Charterflügen wird seit dem Winterflugplan 2016/17 auch eine Verbindung zwischen Altenrhein und Köln/Bonn angeboten. Dafür wurde anfangs ein Embraer-145-Jet der niederländischen Denim Air mit 50 Sitzplätzen geleast. Nachdem die niederländischen Luftfahrtbehörden dem Unternehmen Ende November 2016 das Betreiberzeugnis entzogen haben, fliegt People’s diese Strecke vorübergehend mit dem eigenen Jet. Auf der Wien-Strecke wird unterdessen zumeist ein Embraer-190-Jet von Helvetic Airways eingesetzt. Das dürfte sich mit der Indienststellung des neuen, zweiten Embraer-170-Jet von People’s ab Februar 2017 wieder ändern. Seit Dezember 2016 besteht zudem die Möglichkeit, mit Zwischenstopp von Friedrichshafen über Altenrhein nach Wien zu fliegen.

(Quelle: Wirtschaftspresseagentur/gübi)

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