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Rätselhafter Virus: Infizierte könnte es bald auch in Österreich geben

Reisende tragen das Virus in die Welt
Reisende tragen das Virus in die Welt ©APA-AFP - Mark Ralston
Ein Impfstoff gegen das Coronavirus wird aber wohl frühestens in einem Jahr verfügbar sein.
Sicherheitsvorkehrungen in China
NEU
Rätselhafte Lungenkrankheit breitet sich aus

Stephan Aberle ist Professor im Zentrum für Virologie an der MedUni Wien. Seiner Meinung nach könnten sich in naher Zukunft auch Österreicher mit dem China-Virus infizieren. "Dass es Einzelfälle bei uns geben könnte, ist nicht auszuschließen", sagt der Virologe gegenüber "Österreich". Derzeit sei ihm allerdings kein einziger Fall bekannt.

Es gibt zwar keinen direkten Flug von der Virus-Quelle Wuhan nach Österreich, dennoch wurden jetzt am Flughafen Wien-Schwechat die Kontrollen verschärft. Passagiere, die Krankheitssymptome aufweisen, werden vom medizinischen Flug­hafenpersonal auf den Virus hin überprüft. Professor Aberle beruhigt: "Wir sind für den Kampf gegen das Virus gerüstet, sollte ein Fall auftauchen."

Mit dem Erreger 2019-nCoV haben sich nach Angaben des chinesischen Staatsfernsehens vom Donnerstag bereits 620 Menschen in China infiziert, 17 von ihnen starben.

Nach diesen Angaben warnen Experten auch davor, dass das neuartige Virus das Potenzial habe, sich zu verändern. Details wurden nicht genannt.

Foto: Kin Cheung / AP

Die Quelle des Coronavirus

Es wird vermutet, dass die Quelle des Coronavirus ein Wildtier auf einem Fischmarkt in Wuhan war. Es wurde nach Expertenmeinung zunächst vom Tier zum Menschen übertragen, bevor das Virus sich an seinen neuen Wirt anpasste und es zu Übertragungen zwischen Menschen kam.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief trotz der rasanten Zunahme von nachgewiesenen Infektionen mit dem neuen Virus vorerst keine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" aus. Mit einer offiziellen "Notlage" wären weitere konkrete Empfehlungen an Staaten verbunden gewesen, um die Ausbreitung über Grenzen hinweg möglichst einzudämmen. Zu solchen Empfehlungen kann beispielsweise gehören, dass Reisende auf Krankheitssymptome geprüft werden, und dass medizinisches Personal besser geschützt wird.

In Europa gab es bis Mittwoch keine Nachweise. Für die Menschen in Deutschland besteht nach Einschätzung der Bundesregierung ein "sehr geringes" Gesundheitsrisiko. Es gebe keinen Grund, jetzt in Alarmismus zu verfallen, sagte ein Sprecher von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Die EU-Präventionsbehörde ECDC sprach von einem moderaten Risiko, dass der Erreger in die Europäische Union eingeschleppt werde. Noch sei unklar, wie schwerwiegend und wie tödlich die Krankheit sei, meinte ECDC-Direktorin Andrea Ammon.

Das neue Virus gehört zur selben Art wie das, das 2002/2003 die Sars-Pandemie ausgelöst hat. Damals kamen etwa 800 Menschen dadurch ums Leben. Das neue Virus soll nach derzeitigem Stand eine harmlosere Variante sein. Sars-Viren gehören zu den Coronaviren, die oft harmlose Erkrankungen wie Erkältungen verursachen. Allerdings gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten wie Mers dazu. Eine Pandemie ist eine länder- und kontinentübergreifende Ausbreitung einer Infektionskrankheit.

Impfstoff gegen Coronavirus wohl frühestens in einem Jahr verfügbar

Die Entwicklung eines Impfstoffes gegen die in China ausgebrochene neue Lungenkrankheit wird nach Einschätzung der globalen Impfallianz Gavi mindestens ein Jahr dauern. Noch seien die Gefahren durch das Coronavirus auch schwer abzuschätzen, sagte der Gavi-Geschäftsführer und Epidemiologe Seth Berkley der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Die gute Nachricht ist, dass Forscher das Genom des Virus bereits sequenziert und veröffentlicht haben. Das hat es mehreren Organisationen rund um die Welt möglich gemacht, mit der Arbeit an einem Impfstoff zu beginnen", sagte er.

Impfstoffe, die gegen Coronaviren schützen, seien weitaus leichter zu entwickeln als Vakzine gegen Krankheiten wie Malaria oder HIV. "Trotzdem wird es bis zu ersten klinischen Versuchen Monate dauern und mindestens ein Jahr, bevor ein Impfstoff zur Anwendung verfügbar ist", sagte Berkley.

China riegelt Wuhan ab

Die chinesische Regierung hat die besonders schwer von der neuen Lungenkrankheit betroffene Millionenmetropole Wuhan praktisch abgeriegelt. Spezialeinheiten der Polizei und paramilitärischer Truppen bewachten am Donnerstagvormittag den Bahnhof von Wuhan. Ab exakt 10.00 Uhr (Ortszeit) verschlossene metallene Sperren die Eingänge, Reisende wurden abgewiesen. Praktisch alle Anwesenden trugen Atemmasken. Wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete, sollten ab Donnerstagmorgen Flüge, Zügen, Fähren und Fernbusse gestoppt werden. Bewohner Wuhans dürfen die zentralchinesische Stadt demnach nur noch unter Angabe besonderer Gründe verlassen. In der Stadt, in der das neuartige Coronavirus vermutlich auf einem Tiermarkt ausgebrochen war, leben rund elf Millionen Menschen.

Zudem wurden die Menschen aufgefordert, nur noch mit Schutzmasken in die Öffentlichkeit zu gehen. Wer in Hotels, Restaurants, Einkaufszentren oder Parks keine Maske trage, werde bestraft, berichtete die Zeitung "China Daily". Trotz der Abriegelung der Stadt Wuhan wurde befürchtet, dass sich das Virus rasch ausbreiten könnte, da Millionen Chinesen während der am Freitag beginnenden einwöchigen Mondneujahrsferien ins In- und Ausland reisen. Wegen der befürchteten Ausbreitung des neuen Coronavirus hat die Stadt Peking Großveranstaltungen zur Feier des chinesischen Neujahrsfests am Wochenende abgesagt.

Wuhan ist von der Krankheit besonders schwer betroffen. Das Virus hat sich aber mittlerweile in großen Teilen Chinas und auch über die Landesgrenzen hinaus verbreitet. Die Krankheit war bereits in Japan, Südkorea, Taiwan, Thailand und den USA nachgewiesen worden.

Weil immer mehr Menschen mit Grippesymptomen auf das neue Virus getestet werden, nimmt die Zahl der bestätigten Fälle weiter zu. 

Zahl der Erkrankungen in China steigt auf 571

Die Zahl der nachgewiesenen Fälle der neuen Lungenkrankheit in China ist auf 571 gestiegen. Das teilte Chinas Gesundheitsbehörde am Donnerstagmorgen mit. Demnach war zunächst von keinen neuen Opfern die Rede, womit seit Ausbruch der Krankheit weiterhin 17 Todesfälle bestätigt sind. Laut der offiziellen Angaben gibt es unter den nachgewiesenen Erkrankungen 95 schwere Fälle, die alle in der Provinz Hubei mit der besonders schwer betroffenen Metropole Wuhan liegen. Zuvor hatte das Staatsfernsehen berichtet, dass der Verkehr aus Wuhan gekappt werde. Flüge, Fernbusse, Züge und Fähren dürfen die Stadt nicht mehr verlassen.

(APA) (Red.)

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