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Radler aufgepasst! "Es ist gefährlich"

Lustenau - "Tour de Ländle": Wer Fahrrad fährt, muss mit unzähligen Gefahren-situationen rechnen.
Gefahrenstellen in Vorarlberg

Vorarlberg ist das Radfahrerland schlechthin. Das bestätigte eine VCÖ-Untersuchung in dieser Woche. 39 Prozent der Vorarlberger fahren mehrmals die Woche oder sogar täglich mit dem Rad. Grund genug, die Fahrradsituation hierzulande einmal genauer unter die „Fahrrad-Lupe“ zu nehmen. Also haben sich die VN und VCÖ-Experte Manfred Hagen das Radwegenetz während einer „Tour de Ländle“ dezidiert angeschaut.

Schmaler Radweg

„Insgesamt bin ich mit der Situation mittelzufrieden. Es werden zwar Verbesserungen vorgenommen, aber es geht mir einfach zu langsam voran“, resümiert Hagen bereits bei der ersten Gefahrenstelle – der Werbenstraße in Lustenau. Der schmale Radweg bietet nur unzureichend Schutz für die „Drahtesel“. „Es ist brandgefährlich, hier mit dem Fahrrad unterwegs zu sein“, weiß der Radexperte, der selbst jährlich 6000 Kilometer mit seinem Fahrrad zurücklegt, aus Erfahrung. Daher fordert er einen Ausbau der Straße: „Das erste Straßenstück auf Höhe der Autobahn wurde schon perfekt umgesetzt. So sollte es die folgenden drei Kilometer der Werbenstraße eben auch gemacht werden.“ Und das ist erst der Anfang. Nur ein paar Meter weiter droht Radlern erneut große Gefahr. Die historische Holzbrücke und die Senderstraße im Allgemeinen sind derart eng, dass zwei Pkw gerade so aneinander vorbeikommen. Platz für Fahrradfahrer? Fehlanzeige! „Wir haben in Vorarlberg zwar holländische Verhältnisse, aber noch nicht die entsprechende Infra­struktur“, echauffiert sich der engagierte VCÖ-Sprecher.

Perfekte Lösung

Die Untertunnelung am Kreisverkehr der Autobahnabfahrt Dornbirn-Nord hebt Hagen besonders positiv hervor: „Hier wurde eine perfekte Lösung für uns Radler gefunden.“ Die sanfte Neigung und der breit angelegte Weg zaubern dem kritischen Experten ein Lächeln auf die Lippen. Das weicht schnell tiefen Stirnfalten. „Ich weiß, dass hier im Winter Fahrradfahrer stürzen. Und die liegen dann uneinsehbar für alle anderen Verkehrsteilnehmer unter der Straße.“ Daher fordert er auch in der kalten Jahreszeit die entsprechende Pflege und Räumung.

Gedankenlosigkeit

Ein Beispiel für die „Gedankenlosigkeit der Verkehrsplaner“, wie Hagen es nennt, zeigt sich an den Fußgänger- und Radampeln am Messepark. Dort enden die Radwegemarkierungen direkt auf dem Absatz der Gehwege. „Entweder fährt man da dann drauf, hüpft drüber oder muss auf die Straße ausweichen“, bewertet der VCÖler den aktuellen Straßenzustand mit Humor. Fraglich erscheint ihm nur die rechtliche Regelung bei einem möglichen Unfall.

Auf der B 190 in Hohenems wird der Experte besänftigt. Denn auf Höhe des Gartencenters „schwenkt der Radweg ein“, sodass die motorisierten Fahrzeuge einerseits beim Abbiegevorgang nicht auf dem Radweg halten müssen und die Fahrradsituation für die Pkw-Lenker andererseits frühzeitig einsehbar ist. „Das ist wirklich gut geregelt. Für alle Verkehrsteilnehmer“, freut sich der passionierte Radler.

Radweg endet abrupt

Weniger Freude löst der abrupt endende Radweg in der Kaiser-Franz-Josef-Straße in Hohenems aus. Inmitten der Straße hört der rot markierte Seitenstreifen einfach auf. „Jetzt sollen sich die Radfahrer wohl in Luft auflösen“, schüttelt Manfred Hagen den Kopf. Auf dem weiterführenden Gehweg findet nicht einmal ein Kinderwagen Platz. Ein Zweirad wird also ernsthafte Probleme bekommen.

Ähnlich wie in der Marktstraße, wo die Radler entgegen der Einbahnstraße genau in die Fahrtrichtung der Autos und speziell der Landbusse geführt werden. Die Straße verengt sich zudem kurz vor der Kurve, sodass ein erhöhtes Gefahrenpotenzial vorliegt. Vor allem, wenn Fahrzeuge den Radstreifen nicht wahrnehmen und ihn als verbreiterte Fahrbahn nutzen, wie das Bild in der Grafik zeigt.

Viel Rücksicht und Verständnis

Noch bevor die letzte Gefahrenstelle – die „Bären“-Kreuzung in Feldkirch – erreicht ist, bricht der Verkehrsexperte eine Lanze für die Autofahrer: „Sie verhalten sich in den meisten Fällen wirklich sehr rücksichtsvoll gegenüber den Zweiradfahrern.“ Das führt er auf die vielen Radfahrer im Ländle zurück. Wer selbst viel mit dem Rad unterwegs sei, der bringe den „Pedaltretern“ auch mehr Verständnis entgegen.

Aus diesem Grund würde auch die „Bären“-Kreuzung für Radler viel gefährlicher aussehen, als sie es tatsächlich ist. „Die anderen Fahrer sehen uns ja und nehmen uns auch wahr. Eigentlich ist es nur eine psychologische Katastrophe.“ Eigene Radwege würde er natürlich trotzdem an dieser Stelle befürworten. Auch um den mangelnden Bewegungsspielraum der Radler zu optimieren. „Da fühlt man sich sonst wie in einer Sardinenbüchse.“ Und weil die Ausschilderungen der Ausweichmöglichkeiten zu wünschen übrig lassen würden. Das ist aber ein anderes Thema.

(VN)

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