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Prozess: Mit 150 Kilo Heroin an Grenze erwischt

Schwarzach - Nach einem der größten Drogenfunde in der Schweiz hat ein Gericht im benachbarten Rheineck einen 50-jährigen Türken zu elf Jahren Haft verurteilt.

Der Mann war im August 2007 mit 150 Kilogramm Heroin an der Schweizer Grenze erwischt worden.

In Anbetracht der transportierten Menge ging das Gericht in seiner Urteilsbegründung am Mittwoch von einem schweren Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz aus. Strafmildernd wurde der Umstand bewertet, dass der Mann das Heroin transportiert hatte, es aber nicht zum Verkauf gekommen ist. Zudem ist er nicht vorbestraft. Das Gericht verurteilte den Mann schließlich zu einer Freiheitsstrafe von elf Jahren, ein Jahr weniger als die Anklage gefordert hatte. Die Verteidigung hatte sieben Jahre beantragt.

Laut Anklage konnten die Hintermänner des Drogendeals trotz aufwändiger internationaler Ermittlungen nicht gefunden werden. Ebenso unbekannt blieben die Abnehmer des Heroins. Bekannt ist lediglich die Reiseroute von Bulgarien via Serbien, Kroatien, Slowenien und Vorarlberg in die Schweiz. Laut eigenen Angaben hätte der Angeklagte für den Transport des Stoffes bei der Ablieferung in der Schweiz 50.000 Euro erhalten.

Der türkische Spediteur wollte am frühen Nachmittag des 7. August 2007 mit dem Zugfahrzeug eines Sattelschleppers den österreichisch-schweizerischen Grenzübergang bei Hohenems-Diepoldsau passieren. Ein Schweizer Zollbeamter unterzog den Lastwagen einer näheren Kontrolle und entdeckte 300 Heroinpakete von je einem halben Kilogramm Gewicht. Die Ladung war in einem Hohlraum unter der Schlafstelle in der Fahrerkabine verstaut und mit Brettern abgedeckt worden. Das Heroin hatte laut der kriminaltechnischen Untersuchung ein Reinheitsgehalt von 56 Prozent und ein Gesamtgewicht von 149,1 Kilogramm. Es hätte für über eine Million Konsumeinheiten gereicht. Die Polizei schätzte die Ware auf einen Straßenverkaufswert von rund 25 Millionen Euro.

Der Angeklagte gab an, die militante kurdische Separatistenorganisation PKK habe ihn zum Transport gezwungen. Nachdem sich diese Aussage aber wegen diverser Widersprüche als unglaubhaft erwiesen hatte, gestand er schließlich ein, den Transport freiwillig ausgeführt zu haben. Sein Unternehmen hätte sich in einer schwierigen finanziellen Situation befunden. Deshalb habe er das Angebot von zwei ihm nicht bekannten Landsleuten in der Türkei angenommen, den Stoff zu transportieren. Er sei aber davon ausgegangen, nur 50 Kilogramm transportieren zu müssen, sagte der Angeklagte vor Gericht aus. Als er sich dann geweigert habe, die 150 Kilogramm mitzunehmen, sei er mit dem Tod bedroht worden. Die Verteidigung begründete ihren Antrag von sieben Jahren mit den glaubhaften Erklärungen des Mannes. Zudem habe dieser keine Erfahrung mit dem Transport von Drogen gehabt. Die Anklage bezeichnete die behaupteten Drohungsvorwürfe als reine Schutzbehauptung.

Gegen den Beifahrer, der mit dem Angeklagten verhaftet wurde, ist das Strafverfahren eingestellt worden. Der 48-jährige in Vorarlberg lebende Türke war kurz vor der Grenze in den Lastwagen gestiegen, um dem Angeklagten den Weg in die Schweiz zu weisen. Ihm konnte laut Anklage nicht nachgewiesen werden, dass er etwas vom Herointransport gewusst hatte.

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