In blauem Fleecepulli und nach außen hin gleichgültig verfolgte der Arzt die Verlesung der Anklageschrift. Sein Opfer dagegen verbarg den Kopf hinter einem schwarzen Schal. Der jungen Frau geht es nach Angaben ihres Anwalts “sehr schlecht”. Sie könne es kaum ertragen, ihren Peiniger erneut sehen zu müssen. Auf Verlangen der Nebenklägerin wurde das Verfahren hinter verschlossenen Türen fortgesetzt.
Die Anklage wirft dem 38-jährigen Allgemeinmediziner aus Südschweden vor, seine Tat minutiös geplant zu haben. Nach längeren Kontakten auf Distanz, bei denen er sich als US-Bürger ausgab, und einem ersten Date mit seinem Opfer am 10. September in dessen Stockholmer Wohnung kehrte er demnach zwei Tage später mit Champagner, Erdbeeren und Fruchtsaft zu ihr zurück.
Seine Mitbringsel waren mit einem starken Beruhigungsmittel versetzt, und nachdem er die Frau auf diese Weise außer Gefecht gesetzt hatte, vergewaltigte er sie der Anklage zufolge, fuhr sie in einem Rollstuhl zu seinem Wagen und brachte sie zu seinem Haus in der Nähe von Kristianstad.
Dort schloss er die junge Frau in einem regelrechten Bunker ein. Von außen wirkte er wie ein unscheinbares Gartenhäuschen, die schalldichte Zelle der Frau war aber nur über zwei elektrisch verschließbare Türen zu erreichen. Der Mann zwang sein Opfer zu Blut- und anderen Tests, um sicherzugehen, dass es an keiner Geschlechtskrankheit litt.
Doch schon nach wenigen Tagen änderte er seinen Plan. Durch Vermisstenmeldungen in den Medien nervös geworden, präsentierte er sich gemeinsam mit seinem Opfer in einer Polizeiwache in Stockholm – die Frau sollte den Polizisten versichern, dass ihr Verschwinden völlig harmlos gewesen sei. Das seltsame Verhalten der beiden ließ die Beamten rasch misstrauisch werden – sie befragten die Frau allein und erfuhren rasch die wahre Geschichte. Der Mann wurde festgenommen.
Die Verteidigung des 38-Jährigen versicherte, sein Mandant sei kein Monster. Der Allgemeinmediziner werde von seinen Patienten sehr geschätzt und von seinen Vorgesetzten als netter Kerl beschrieben. Allerdings habe seine Einsamkeit ihn “kaputt gemacht”: “Er suchte verzweifelt nach einer Lebensgefährtin”. Er habe unter einer plötzlichen psychischen Störung gehandelt und bedaure seine Tat.
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