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Prozess: Explosion auf Wiener Höhenstraße

Im Wiener Straflandesgericht hat am Dienstag, einer der Aufsehen erregendsten Mordprozesse der jüngeren Vergangenheit begonnen - 39-Jähriger soll seine Sekretärin mit einer Sprengfalle getötet haben.

Ein 39-jähriger Unternehmer soll seine Sekretärin in eine tödliche Sprengfalle gelockt haben, nachdem diese ihm ihr Haus überschrieben und für den Fall ihres Ablebens eine Lebensversicherung von rund 300.000 Euro vermacht hatte. Der Angeklagte sprach am ersten Verhandlungstag jedoch von einem „Unfall“.

„Nein, ich bekenne mich nicht schuldig“, erklärte der Angeklagte nach den Plädoyers von Staatsanwalt und Verteidigung. Ehe er auf das zu sprechen kam, was er als „Unfall“ bezeichnete, beschrieb er wortreich seine finanzielle Lage und vor allem seine Beziehung zu Petra M.

Kontakte zu Waffenschiebern

Der mutmaßliche Täter war zuletzt als selbstständiger Schuldnerberater tätig, nachdem er wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt geraten war. So saß er mehrere Jahre wegen eines bewaffneten Überfalls auf das Postamt in Rekawinkel im Gefängnis. Nach seiner Entlassung verdingte er sich zunächst als Kraftfahrer, wobei er unter anderem Hilfstransporte ins damalige Kriegsgebiet im ehemaligen Jugoslawien durchführte. Dort knüpfte er Kontakte zu Waffenschiebern, über die er Granaten und anderes Kriegsmaterial nach Österreich schaffte – offenbar in der Hoffnung, dieses hier Gewinn bringend verkaufen zu können.


Laut Staatsanwalt hat der Beschuldigte beim Bundesheer als Pionier Kenntnisse im Sprengwesen erworben und – wie sich auf seinem Computer rekonstruieren ließ – zuletzt im Internet über „tödliche Fallen“ und „Bombenbau“ recherchiert. Er soll schließlich sein mutmaßliches Opfer dazu gebracht haben, ihn mit ihrem Wagen auf die Höhenstraße zu begleiten, wo er angeblich Waffen und Kriegsgerät „loswerden wollte“.

Dort lud er auf einem Parkplatz die in Kunststoffsäcken verwahrten Waffen in den Kofferraum ihres Pkw um, mit dem die beiden dann weiter fuhren, um diese – wie er laut Anklage vorgab – neben einem anderen Parkplatz zu deponieren. Dort angekommen, will der Mann Geräusche vernommen haben. Er entfernte sich, um „nachzusehen“. Aus einiger Entfernung forderte er dann Petra M. über sein Mobiltelefon auf, mit dem Ausladen zu beginnen.

Verteidiger von Unschuld überzeugt

Was weiter geschah, liest sich in der Anklageschrift wie folgt:
„Petra M. stand zu diesem Zeitpunkt vor der geöffneten Heckklappe ihres Pkw. Mit der linken Hand stützte sie die ebenfalls nach oben geklappte Hutablage, während sie um die rechte Hand das Ende des schwarzen Müllsackes, in dem sich die Handgranaten befanden, mehrfach umschlungen hatte. Durch die erste Explosion wurde Petra M. sofort getötet. In Folge dieser ersten Explosion wurde eine zweite Handgranate zum Explodieren und eine weitere zum ’Deflagieren’ gebracht.“

„Ich bin überzeugt davon, dass er unschuldig ist“, meinte Verteidiger Herbert Eichenseder in seinem Plädoyer. Es fehle einerseits am Motiv, andererseits sei der in der Anklage beschriebene Tatablauf unmöglich.

Laut Zeugenaussagen soll sich dass Verhältnis zwischen dem Mann und der 39-Jährigen aber in den Wochen vor der Granaten-Explosion abgekühlt haben. „Sie hat zwar dem Angeklagten blind vertraut. Sie hat ihm alles geglaubt, wie das oft der Fall ist. Aber sie hat dann einen neuen Lebensgefährten gefunden. Der Hochzeitstermin am Standesamt war bereits fixiert. Sie war erwachsen und reif geworden“, sagte Staatsanwalt Gerhard Jarosch.

Dem gegenüber sei dem Mann „das Geld unter den Fingern zerronnen“, so der Ankläger. Dieser bezifferte seinen Schuldenstand mit zuletzt 730.000 Euro, was ihm aber keine schlaflosen Nächte bereitet habe: Er hatte nach eigenen Angaben mit einer Info-Illustrierten eine Waffen-Übergabe – Relikte aus dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien – inszeniert, was ihm im Gegenzug angeblich eine doppelseitige Berichterstattung über seine Firma einbringen hätte sollen.

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