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Provikar Carl Lampert in Dornbirn seliggesprochen

Provikar Lampert zur "Ehre der Altäre" erhoben
Provikar Lampert zur "Ehre der Altäre" erhoben ©Stiplovsek
Der 1944 von den Nazis ermordete Provikar Carl Lampert ist am Sonntagnachmittag in Dornbirn seliggesprochen worden.
Bilder von der Seligsprechung
Seligsprechung: Bilder von Carl Lampert
Wer war Carl Lampert?
Stichwort: Seligsprechung
Säule in St. Martin trägt Rot
Täter kamen ungestraft davon
Seligsprechung am 13. November

Angelo Kardinal Amato, Präfekt der Selig- und Heiligsprechungskongregation des Vatikans, verlas das Dekret des Papstes vor 1.700 Angehörigen, geistlichen und weltlichen Würdenträgern und Gästen, die in der Stadtpfarrkirche St. Martin und einem eigens errichteten Zelt davor Platz gefunden hatten. In Vorarlberg läuteten zu diesem Ereignis alle Kirchenglocken.

Dem 2005 von Papst Benedikt XVI. geänderten Ritus entsprechend, hatte Bischof Elmar Fischer als Oberhaupt der örtlich zuständigen Diözese den Kardinal formell um die Seligsprechung gebeten. In St. Martin hatte der Geistliche in den 1920ern als Kaplan begonnen, weshalb die Kirche als Ort der Verkündung gewählt wurde: “Carl Lampert, Priester und Märtyrer”, heißt es in der päpstlichen Verfügung, habe “Verfolgung und Tod auf sich genommen, weil er sich als unerschrockener Diener des Evangeliums zum Herrn Jesu bekannte und die Kirche verteidigte.” Kardinal Amato überreichte das Dekret anschließend Vorarlberger Jugendlichen, zum Zeichen dafür, dass das Glaubenszeugnis des Seligen in die nächsten Generationen weiterwirken soll.

Für Rechte der Kirche eingetreten

In seiner Predigt zeichnete der Innsbrucker Diözesanbischof und Kozelebrant Manfred Scheuer anhand von Briefen und Vernehmungsprotokollen das Bild des Märtyrers: “Bei der Verhandlung wurde er unter anderem auch gefragt, welches Werk er höher schätze, das Evangelium oder das Buch ,Mein Kampf’? Darauf gab er folgende Antwort: Das Evangelium ist das Wort Gottes und verkündet die Liebe. Das Buch des Herrn Hitler ist das Werk eines Menschen und predigt nur den Hass.” Carl Lampert hätte frei gehen können, wenn er den Talar ausgezogen hätte, erinnerte Scheuer: “Carl Lampert ist für die Rechte der Kirche eingetreten in einer Zeit, in der das Recht gebeugt wurde, in Zeiten, in denen Menschenrechte durch das Recht des Stärkeren ersetzt wurden.”

Seligpreisungen seien eine “Magna Charta gegen die Resignation und gegen die Hoffnungslosigkeit”. Trotzdem lasse sich Lampert “nicht einfach bewundern”, so Scheuer, denn zugleich müsse man auch “die Frage an das eigene Leben richten: Und was ist mit dir?” Die Seligsprechung Lamperts sei deshalb “Krisis” und “Gericht für gegenwärtige Lebens- und Glaubensstile”, mahnte Scheuer: “Wir sind nicht automatisch in einem großen Wir-Gefühl mit dem seligen Provikar eins, wir können uns nicht arrogant gegenüber den ,Bösen’ der Vergangenheit erheben, denn die Bosheit schleicht sich auch heute in der Gestalt der Wohltat ein und Menschenverachtung nistet sich in den Feldern der Gewohnheit.”

400 Kerzen als “Wolke der Zeugen”

Zur Agape auf der Marktplatz vor der Kirche stellten Schüler 400 selbst gestaltete Kerzen zu einer “Wolke der Zeugen” auf. Jede Kerze symbolisierte dabei einen Menschen aus Vorarlberg, der während des Zweiten Weltkriegs Opfer der NS-Verfolgung geworden war.

Provikar Carl Lampert (1894-1944)

Geboren wurde Carl Lampert 1894 in Göfis. Im Jahr 1918 erfolgte die Weihe zum Priester. Die ersten Jahre als Geistlicher verbrachte er als Kaplan in Dornbirn (bis 1930). Nach Studienjahren in Rom wurde Lampert 1939 zum Provikar der damaligen Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch ernannt. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten geriet Carl Lampert als mutiger Kämpfer für die Rechte der Katholiken rasch ins Fadenkreuz der Gestapo. Mehrmals wurde er in Innsbruck in “Schutzhaft” genommen und 1940 bis 1941 für Monate im KZ Dachau und Sachsenhausen inhaftiert. Nach seiner Entlassung wurde er bespitzelt und beschattet. Es folgte die Verbannung nach Stettin. Im Februar 1943 wird Lampert neuerlich verhaftet und zum Tode verurteilt. Lampert starb am 13. November 1944 in Halle an der Saale durch das Fallbeil.

(APA)

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