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Protest an Heiligabend: Ein Zeichen für Moria

©Marktplatz Dornbirn: Wolfgang Juen wird heute ein Zeichen des Protests setzen.
Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Auf Herbergssuche: Wolfgang Juen aus Dornbirn hat angesichts der menschenverachtenden Flüchtlingspolitik in Bezug auf die Lager in Griechenland genug. Der 68-jährige Baukünstler i.R. wird heute Abend am Marktplatz ein Zeichen des Protests setzen.

VOL.AT: Als Reaktion auf die Nicht-Aufnahme von Flüchtlingen aus Moria planen Sie eine Protest-Aktion. Wie wird diese genau aussehen?

Wolfgang Juen: Ich werde am heute um 22 Uhr auf dem Marktplatz in Dornbirn ein Zelt aufschlagen und bis 24 Uhr (länger wurde es vonseiten der Stadt wegen der Corona-Ausgangsbeschränkungen nicht genehmigt) dort bleiben. Ab dem 26. sind außerdem totale Ausgangsbeschränkungen verordnet – was die Aktionen noch erschwert. Wir werden uns halt was anderes einfallen lassen müssen.

VOL.AT: Wogegen richtet sich Ihr Groll?

Wolfgang Juen: Ich habe keinen Groll, ich möchte nur meiner tiefen Trauer über diese unerträgliche Hartherzigkeit und Scheinheiligkeit Ausdruck verleihen.

VOL.AT: Sie sind/waren ja auch auf politischer Ebene bei den Grünen aktiv, die sich aktuell als Regierungspartner gemeinsam mit der ÖVP gegen die Aufnahme von Menschen aus Moria aussprechen. Hat sichIhr Blickwinkel auf Ihre Partei verändert?

Wolfgang Juen: Nein, ich sehe die Zwickmühle, in der die Partei steckt. Abzuwägen, welchen größeren Schaden man hinterlässt, wenn man sich gegen diese türkise ÖVP stellt, ist wahrlich grausam. Darum muss sich auch die sogenannte Zivilgesellschaft – also wir – gegen diese unverständliche und unethische Haltung wehren, die Europa spaltet und gegen ihre Werte handeln lässt.

VOL.AT: Wie stehen Sie zur Argumentation, dass vor Ort Hilfe geleistet werden müsse und dass man einer „Sogwirkung“ und weiteren „Nachfolge-Wellen“ an Flüchtlingen entgegenwirken müsse?

Wolfgang Juen: Wenn ich diese Bilder sehe, blicke ich auf Menschen, für die gibt es weder ein Vor, noch ein Zurück. Sie leben hinter Nato-Stacheldraht im Schlamm, in windigen Zelten, kein Mensch von uns würde das nur eine Nacht aushalten. Dort aufwachsen – Wozu? Wir müssen der Ursache, die solche Flüchtlingsbewegungen produziert, etwas entgegensetzen. Damit meine ich ein Ende von Waffenproduktion und Lieferungen, konsequente Friedenspolitik und vor allen Dingen eine Beendigung der Zerstörung und Ausbeutung von Erde und Menschen – das wird nämlich die „Nachfolgewellen“ produzieren.

VOL.AT: Gerade zu Weihnachten wird der humanitäre Appell, notleidenden Menschen zu helfen, oft und gerne bemüht. Inzwischen haben sich auch der Bundespräsident oder die Bischofskonferenz für die Aufnahme ausgesprochen. Wie erklären Sie sich den harten Kurs der Regierung?

Wolfgang Juen: Die türkise ÖVP hat die Mitte der Gesellschaft ganz diskret nach rechts verschoben und damit Menschenfeindlichkeit hoffähig gemacht. Rechte Politik ist menschenfeindlich, das können wir in der Geschichte sehen – Menschen werden gegen Menschen ausgespielt.

VOL.AT: Was erwarten Sie sich vonseiten der Politik? Und auch von Ihrer Aktion? Mit welchen Reaktionen rechnen Sie?

Wolfgang Juen: Ich erwarte mir, dass die Mandatare der ÖVP endlich ihren Mut zusammennehmen und wie damals im 1. Weltkrieg den anderen die Hände reichen und eine schnelle Lösung zur Auflösung dieser mobilen Konzentrationslager auf Lesbos finden – Menschen als Faustpfand sind unerträglich. Ich erwarte mir, dass der Druck auf und damit von den ÖVP-Politikern in den Gemeinden und den Ländern so groß wird, dass sie sich gegen diese Bundesparteispitze stellen und der Humanität zum Durchbruch verhelfen. Ich bin ein pessimistischer Optimist. Ich rechne damit, dass BK Kurz und seine Ministerriege endlich erkennen, dass die Würde der Menschen unteilbar ist und nicht auf dem Altar der Macht geopfert werden darf. Es werden Flüchtlinge aus den Lagern nach Österreich geholt werden!

(VOL.AT)

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