Aufgrund der im Vorjahr in Kraft getretenen Novelle des Privatinsolvenzrechts und der damit eingeführten „Entschuldung light“ fluten die Schuldner mit Ihren Anträgen derzeit die Vorarlberger Bezirksgerichte.
Unternehmensinsolvenzen
An der Insolvenzfront bleibt es ruhig, in der Hochrechnung für das erste Quartal 2018 sind 35 Vorarlberger Unternehmen von einer Insolvenz betroffen und somit um 7,9 Prozent weniger wie zum Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Von diesen 35 Insolvenzen konnten 15 Verfahren mangels Vermögen nicht einmal eröffnet werden. Bei den Verbindlichkeiten verzeichnen wir in Vorarlberg einen beträchtlichen Rückgang auf rund 2 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es im Vergleichszeitraum noch 12 Millionen Euro.
Der Trend, dass von einer Pleite hauptsächlich kleine Dienstleistungsunternehmen und kleine Gewerbebetriebe betroffen sind, setzt sich weiter fort. Ersichtlich wird dieser Trend am deutlichsten beim Rückgang der Passiva. Bei den Branchen führt wiederum das Gastgewerbe mit 10 eröffneten Verfahren die Liste der Pleiten an. Im ersten Quartal sind rund 99 Dienstnehmern von einer Pleite betroffen, dies ist ein Plus von 17,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Ausblick auf 2018
Die Vorarlberger Wirtschaft liefert derzeit ausgezeichnete Ergebnisse. Von dieser gut geschmierten Wirtschaftslokomotive profitieren insbesondere schwächer aufgestellte Betriebe. Dabei hilft selbstverständlich auch das seit vielen Jahren bestehende niedrige Zinsniveau.
In den letzten Jahren hatten die niedrigen Kosten für Fremdkapital gepaart mit der Bereitschaft der Geschäftsbanken, ihren Kunden in Notsituationen unter die Arme zu greifen, einen starken Einfluss auf das Insolvenzgeschehen in Vorarlberg. Insbesondere in den letzten 5 bis 8 Jahren haben die heimischen Banken gezeigt, dass sie über ein ausgesprochen professionelles Krisenmanagement für ihre Firmenkunden verfügen.
Der KSV1870 geht davon aus, dass es in Vorarlberg über den Jahresverlauf 2018 einen moderaten Rückgang bei den Insolvenzzahlen im Vergleich zum Vorjahr geben wird. Klar ist dabei, dass eine Statistik der ersten drei Monate eines Jahres noch kein unumstößliches Bild über den Verlauf eines gesamten Jahres geben kann.
Privatinsolvenzen
Die Insolvenzzahlen bei Privatpersonen sind in Vorarlberg im 1. Quartal 2018 mit einem Plus von 141,2 Prozent sehr stark angestiegen.
Diese Entwicklung ist ausschließlich der Tatsache geschuldet, dass es im Jahr 2017 zu einer Novellierung des Privatinsolvenzrechts gekommen ist. Die damals noch im Amt befindliche Große Koalition setzte als eine ihrer letzten Handlungen eine „Entschuldung light“ für Konsumschuldner um. Als Folge der Ankündigung der erleichterten Entschuldung wurden von den zahlungsunfähigen Privaten die Insolvenzanträge über Monate zurück gehalten.
Nunmehr nach Inkrafttreten der neuen Regelungen werden diese Anträge bei den zuständigen Bezirksgerichten eingebracht. Der KSV1870 verzeichnete aufgrund dieser Entwicklung in Vorarlberg 164 Privatinsolvenzverfahren. Dies ist gleichbedeutend mit dem drittstärksten Anstieg aller Bundesländer (nur im Burgenland und im Tirol war der Zuwachs noch kräftiger). Österreichweit steigen die Privatinsolvenzen immerhin noch um über 60 Prozent an.
Ausblick für das Gesamtjahr 2018
Für die Gläubiger zeigen sich nun deutlich die Auswirkungen der Novellierung des Privatinsolvenzrechts im Jahr 2017. Insbesondere Konsumschuldner können sich nicht selten ohne wesentlichen Beitrag zur Schadensminimierung binnen relativ kurzer Zeit von ihrem Schuldenrucksack befreien. Dieses Zurückdrängen der Übernahme von Verantwortung für das eigene Handeln ist sicher ein zu hinterfragendes Signal. Der KSV1870 erwartet, dass über das gesamte Jahr 2018 der Nachholeffekt bei den Insolvenzeröffnungen anhalten wird.
(KSV)
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