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Prince wird 50

Geradezu unspektakulär hört sich das neueste Projekt von Prince an: Einen Bildband für den Couchtisch will der Popstar im Herbst auf den Markt bringen. Von Prince Roger Nelson ist man sonst anderes gewöhnt.

Laszive Tanzverrenkungen, frivol-freche Texte, Glitteroutfits, hohe Absätze und Namensänderungen zu “Symbol” und “T.A.F.K.A.P.” (The Artist Formerly Known As Prince/der Künstler, der früher als Prince bekannt war). Er gilt als Kontroll-Freak, der sich mit Platten-Bossen zofft; als exzentrischer Lebenskünstler, der seine Hollywood-Villa zum Schock der Nachbarn mit rosa Streifen bemalte. Am Samstag (7. Juni) feiert Prince seinen 50. Geburtstag.

Auch als Buchautor dürfte das Multitalent für Überraschungen sorgen. Er werde “eine ganz neue Seite offenbaren”, versprechen die Verleger. Sein Buch “21 Nights” kommt im Herbst auf den Markt und soll einen seltenen Einblick in die Privatsphäre des Musikers geben, die er sonst gerne verschlossen hält. Unter anderem werden dort Gedichte, Songtexte und zuvor nie gesehene Fotos veröffentlicht. Viele der Aufnahmen entstanden während 21 ausverkaufter Konzerte im vergangenen Jahr in London.

Der 1958 in Minneapolis unter dem Namen Prince Roger Nelson geborene Musiker, Sohn eines schwarzen Jazz-Musikers und einer weißen Sängerin, galt seit seiner ersten LP “For You” (1978) als musikalisches Wunderkind. Er spielt nicht nur mehr als 20 Instrumente, er war mit 19 Jahren auch der jüngste Künstler, dem das Label Warner Bros. gestattete, ein Album in völliger Eigenregie zu produzieren.

Mit dem Doppel-Album “1999” (1982) gelang ihm der Durchbruch und mit dem Soundtrack-Album zum gleichnamigen Film “Purple Rain” zwei Jahre später der Aufstieg zum Superstar. Seine oft anstößigen Songs wurden mit “Warnhinweisen” für die Käufer versehen. Der “andere” schwarze Superstar, Michael Jackson, sah neben dem 1,57 Meter großen Prince richtig brav aus. Klein von Statur, aber ohne Angst vor Größenwahn, provozierte Prince mit schrillen Auftritten und glänzte mit einer unverwechselbaren Mischung aus Rock, Funk, Gospel, Blues und Pop, alles selbst komponiert, arrangiert und produziert.

“Bin ich schwarz oder weiß? Bin ich hetero oder schwul?”, fragte er in dem Song “Controversy”. Seine Vorliebe für hohe Absätze auf der Bühne erklärte er einmal so: “Die Leute denken, ich tue das, weil ich so klein bin. Ich ziehe hohe Hacken an, weil Frauen das mögen”. Ihm wurden Affären mit Kim Basinger, Madonna, Carmen Electra und Sheena Easton nachgesagt.

Trotz eines hochdotierten Vertrags, der ihm Einnahmen von schätzungsweise 100 Millionen Dollar brachte, lag Prince in den 90er Jahren mit Warner Bros. im bitteren Clinch. Er fühlte sich künstlerisch bevormundet – aus Protest schrieb er sich in der Öffentlichkeit das Wort “Slave” (Sklave) auf die Wange und änderte seinen Namen in T.A.F.K.A.P. ab. Die “Prince-freien” Alben fanden bei Fans und Kritikern aber weniger Anklang. 1996 brachte er in eigener Regie die Dreifach-CD “Emancipation” heraus. Im selben Jahr erlitten der Musiker und seine frisch angetraute Frau, eine puertoricanische Tänzerin, einen schweren Verlust. Eine Woche nach der Geburt starb ihr schwerbehinderter Sohn.

Seit 2000 darf man ihn wieder Prince nennen. Nach einer längeren Flaute, in der er unter anderem das religiös gefärbte Album “Rainbow Children” produzierte, kehrte er mit “Musicology” (2004) wieder auf seinen Prinzen-Thron zurück. Die “Washington Post” schwärmte: “U still got it, Prince” (“Du hast es immer noch drauf, Prince”) Mit seiner “Musicology”-Welttournee verdiente er 87 Millionen Dollar und damit den Titel als “Konzertkönig” des Jahres noch vor Celine Dion und Madonna. 2006 schaffte er es mit “3121” nach 17 Jahren wieder auf Platz eins der amerikanischen Hitparade. Das war ihm zuletzt 1989 mit dem Soundtrack zu “Batman” und davor mit den Alben “Around The World In A Day” (1985) und “Purple Rain” (1984) geglückt.

Prince ist einer der erfolgreichsten Popmusiker der Welt. Seine Alben wurden mehr als 80 Millionen Mal verkauft. Er gewann einen Oscar (“Purple Rain”) und einen Golden Globe für den besten Song (“Happy Feet”). Sicher nicht die letzte seiner vielen Grammy-Trophäen holte sich Prince im vergangenen Februar mit “Future Baby Mama” von seinem Album “Planet Earth” für den “besten Auftritt eines R&B-Sängers”.

Sein Konzert-Marathon mit 21 Auftritten in London im vergangenen August war blitzschnell ausverkauft. In der riesigen O2 Arena verwirrte Prince allerdings viele Fans: Die “21 Nights in London”-Tour sei die letzte, bei der er seine Greatest Hits live darbieten werde. Wenn das nicht nur wieder ein PR-Gag war, dürfte London der letzte Ort gewesen sein, an dem man Prince mit Songs wie “Purple Rain”, “Kiss”, “Girls And Boys” “Let’s Go Crazy” und “Nothing Compared 2 U” auf der Bühne erleben konnte.

Da wird TAFKATAFKAP sicherlich feiern, als wäre (wieder) 1999…

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