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Polizisten überfallen Raiba in Bregenz

Bregenz - "Auf den Boden legen, Geld her!" Schüsse hallen durch die Räume der Bregenzer Raiba am Kornmarkt in Bregenz. Zwei Bewaffnete stürmen um genau 16.30 Uhr in den Schalterbereich."  

Der eine hält Angestellte und Kunden in Schach, der andere bedroht den Schalterangestellten Patrick Winner.

“Schneller, schneller!”, herrscht der mit einer Strumpfhose maskierte den Banklehrling an. Patrick Winner stopft das Geld in die Tasche, so schnell wie die Räuber gekommen sind, verschwinden sie auch wieder.

Doch dieses Mal kehren die Männer zurück. Unbewaffnet und mit einem Lächeln im Gesicht – unter den Masken steckten zwar richtige Profis, aber keine Bankräuber sondern Polizisten. Peter Freudlsperger und ein Kollege vom Bezirkspolizeikommando Bregenz.

Die ganze Szenerie war ein Übungsüberfall, mit der Bank vorher abgesprochen. “Ich mache das seit 20 Jahren, etwa einmal pro Monat”, schildert Freudlsperger. Bei ihm schnellt der Blutdruck schon lange nicht mehr in die Höhe.

Im Gegensatz zum “Überfallenen”: Patrick Winner hat sich im Eifer des Gefechts noch nicht einmal merken können, ob der Täter eine Pistole oder ein Gewehr dabei hatte. “Es ging einfach alles zu schnell”, beschreibt der Banklehrling die Situation.

Zwar gibt es durchschnittlich weniger als fünf Banküberfälle im Jahr in Vorarlberg, doch die Angst ist immer ein unterschwelliger Begleiter in der Branche. “Unsere Angestellten sollen lernen, mit dem Stress, der durch einen solchen Vorfall entsteht, besser umzugehen”, so Geschäftsstellenleiter Gerhard Sieber. Er wurde selbst einmal Opfer eines Bankräubers und weiß: “So ein Vorfall brennt sich lebenslang ein”.

Eingebrannt in positivem Sinne hat sich auch die gestrige Übung: Das wichtigste Fazit: Nicht den Helden spielen, sondern tun, was der Täter sagt und sich möglichst vieles merken. “Es wurden auch schon wehrhafte Kunden von Bankräubern erschossen”, weiß Freudlsperger, “die Täter werden in den letzten Jahren leider nicht netter.”

Anschließend müssen alle Angestellten eine Täterbeschreibung abgeben – bei manchen ist der 59-jährige “Räuber” Freudlsperger erst 32 Jahre alt, bei anderen “etwa Mitte 40”. “Das ist typisch für Zeugenbeschreibungen. Durch den Stress entstehen falsche Wahrnehmungen. Aber uns hilft bei einem Raub trotzdem jedes Detail in der Beschreibung”, sagt Freudlsperger. Wie groß der Stress bei den Opfern ist, zeigt folgendes Beispiel: Bei einem seiner Übungsüberfälle trug der Polizist testweise sogar einmal Dienstkleidung mit der deutlichen Aufschrift “Gendarmerie”: Unglaublich aber wahr: “Keiner der Zeugen hat’s gemerkt.”

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