Sie gehören mittlerweile schon fast zu den “Stammpatienten” der Rettungskräfte: völlig betrunkene Jugendliche, die wegen ihres Zustands sogar ins Spital eingeliefert werden müssen geschehen mindestens zehn Mal allein am vergangenen Wochenende. So wurde ein randalierender 16-Jähriger im Regionalzug nach Feldkirch alkoholisiert aufgegriffen. Er gab gegenüber den Beamten ganz unverblümt an, soeben einen halben Liter Jägermeister und sechs große Bier konsumiert zu haben, schildert Stephan Schlosser, stellvertretender Bezirkspolizeikommandant in Bregenz. Ein 17-jähriger Bregenzer lag reglos an einem Bordstein mitten in Bregenz, auch er kam wegen seiner übermäßigen Alkoholisierung von 1,72 Promille ins Krankenhaus.
Uns fällt auf, dass die Jugendlichen, die Alkohol trinken, immer jünger werden und dass kontinuierlich getrunken wird, nicht wie früher nur bei größeren Anlässen, so Landesrettungskommandant Werner Meisinger. Die offizielle Zahl der wegen Komatrinkens eingelieferten Jugendlichen ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Viele der Jugendlichen werden aufgrund einer Verletzung ins Spital gebracht und später stellt sich heraus, dass derjenige betrunken war. Das scheint dann in unserer Statistik nicht auf.
Das Landespolizeikommando reagiert derzeit mit scharfen Kontrollen in jedem Bezirk auf das Problem des Komatrinkens, hat allerdings mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Wir sprechen unter anderem mit Wirten und Lebensmittelhändlern und weisen auf das Jugendschutzgesetz hin, so Stephan Schlosser. Für die Polizei ist es allerdings ein großes Problem, Jugendliche unter 16 Jahren überhaupt mit Alkohol zu erwischen. Personell ist es nicht machbar, sich etwa stundenlang bei einem Supermarkt oder einer Tankstelle auf die Lauer zu legen, um die Einhaltung des Jugendschutzes zu überprüfen, so Schlosser.
Ein großes Problem sei zudem, dass sich viele Jugendliche im privaten Rahmen mit Alkohol versorgen, in diesem Fall habe die Polizei keine Handhabe. Der betrunkene Jugendliche selber ist nicht strafbar, nur die Person, die den Alkohol weitergibt und da schweigen die betroffenen Jugendlichen meistens eisern, beschreibt Christian Schwendinger vom Bezirkspolizeikommando Bregenz die Schwierigkeiten. Eine Lücke im System seien außerdem Getränkeautomaten, an denen Alkohol erhältlich ist und Selbstbedienungskassen, wo kein Angestellter den Jugendschutz überprüfen kann.
Laut Landesrettungskommandant Meisinger gibt es in Vorarlberg etwa eine Handvoll Lokalitäten, in denen immer wieder Rettungseinsätze wegen alkoholisierter Jugendliche notwendig sind. Da holen wir dann die Burschen und Mädchen teilweise volltrunken aus dem Lokal.
Wirtschaftsminister Martin Bartenstein will nun die Strafen für Wirte und Händler verschärfen, wenn diese das Jugendschutzgesetz missachten. Der Drei-Punkte-Plan des Ministers sieht außerdem eine Ausweispflicht für Jugendliche und die Ausweitung des Alkoholverkaufsverbots auf den Handel, also etwa Supermärkte und Tankstellenshops, vor. Es bedarf außerdem einer Intensivierung der Schwerpunktaktionen., so der Minister.
Einige der Härtefalle der letzten vier Wochen:
- Bregenz
Ein 17-jähriger Bursche liegt volltrunken auf dem Gehsteig und wird nach körperlichen Attacken gegen Polizeibeamte mit 1,72 Promille ins Spital eingeliefert. - Egg
Sechs Dreizehnjährige feiern an der Ache eine Party mit mehreren Flaschen Schnaps und werden von der Polizei aufgegriffen. - Vandans
Polizeibeamte greifen am Bahnhof Vandans ein 14-jähriges Mädchen und zwei 15-jährige Burschen mit 2,2 und 1,7 Promille auf. Sie hatten zuvor eine private Kellerparty in Bludenz veranstaltet. Einer der Burschen wird wegen Alkoholvergiftung ins Spital eingeliefert.Viele Jugendliche trinken harten Alkohol, die Kinder fangen immer früher damit an. Eltern wissen oft nicht, wie sie Anzeichen für Alkoholmissbrauch früh erkennen. Andreas Prenn von der Vorarlberger Suchtprophylaxe (SUPRO) beantwortet am Telefon Fragen zum Thema Jugendliche und Alkohol am Montag ab 15 Uhr.
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