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Platter: Ein Konsenstyp als Innenminister

Der Verteidigungsminister Platter ist Geschichte, nun ist er wieder das, was er wenige Tage nach dem überraschenden Rückzug des damaligen Ressortchefs Ernst Strasser Ende 2004 war, Innenminister.

Günther Platter (52) darf endlich den Eurofighter hinter sich lassen und ist wieder Innenminister. Das dürfte dem ehemaligen Gendarm nicht so unrecht kommen, hat der „Vorzugsstimmenkaiser“ aus Tirol entsprechende Überlegungen doch schon im Herbst selbst angestellt.

Gegen Platter hat kaum jemand etwas, nicht einmal seine politischen Gegner. Kerniger Tiroler Dialekt, freundlich im Umgang, durchaus humorvoll, loyal und konsensual in der Sache, was sich im erstaunlichen einstimmigen Beschluss der Bundesheer-Reform manifestierte. Wer sollte gegen so jemanden sein – selbst wenn er ein Ressort leiten muss, dem normal ein wenig ein graues Maus-Image anhaftet. Wäre da nicht der Eurofighter.

Die größte Beschaffung der Zweiten Republik – lang vor seiner Zeit als Minister beschlossene Sache – fiel Platter in den Schoß und er bekam sie erst dank des schlauen ÖVP-Ministerpokers los. Denn bis jetzt war er es, der wieder und wieder ausrücken musste, um zu erklären, warum denn der Eurofighter als bestes Modell unverzichtbar sei und er den Verkaufsvertrag letztlich abgesegnet hat. Mit der Typen-Entscheidung hatte er freilich gar nichts zu tun, da war er noch Landesrat in Tirol.

Trotzdem geriet Platter unter oppositionelles Feuer, insbesondere als er einen Boten zu Bundespräsident Heinz Fischer schickte, um den lange für ach so geheim erklärten Eurofighter-Vertrag einfach in der Hofburg abzugeben. Auch wenig Gefallen fanden SPÖ und Grüne daran, dass der Minister bezüglich der Ausstiegskosten bloß eine Anfrage an den Hersteller geschickt hatte und keine weiteren Aktivitäten unternommen habe. Dass er es besser kann, muss der künftige rote Verteidigungsminister beweisen.

Völlig unumstritten war Platters Rolle bei der Bundesheer-Reform. Mit der Wahl von Helmut Zilk zum Kommissionsvorsitzenden gelang dem Verteidigungsminister ein Coup. Gemeinsam schaffte man es völlig unerwartet, das Verständnis aller für den Abschlussbericht zu bekommen – ein Vorgang, der in der quasi parallel tagenden Zivildienstkommission undenkbar gewesen wäre. Dieser Hang zum Konsens kann Platter im aus menschenrechtlicher Sicht stets sensiblen Innenressort nicht schaden. Beim vermeintlichen Folter-Skandal im Bundesheer reagierte er vorbildlich entschlossen.

Dass Platter überhaupt wieder nach Wien kam, hatte zweierlei Gründe. Einerseits hat er seine Popularität bewiesen, indem er österreichweit bei Nationalratswahlen die meisten Vorzugsstimmen einheimste, andererseits wollte Landeshauptmann Herwig van Staa dem Vernehmen nach seinen ewigen Kontrahenten aus dem Land los werden. Für Platter ist das kein großer Schaden. Als Tiroler ÖAAB-Obmann hat er immer noch genug mitzureden und andererseits kann er sich in Wien auch schön medial in Szene setzen, sollte er doch noch bei künftigen Gelegenheiten auf den Landeshauptmann-Sessel losgehen. Nicht umsonst war van Staa auch diesmal erpicht darauf, dass Platter seiner Heimat noch möglichst fern bleibt.

Platter wurde am 7. Juni 1954 in Zams im Tiroler Oberland geboren. 1969 begann er eine Buchdruckerlehre, die er vier Jahre später mit der Gesellenprüfung abschloss. Zwei Jahre lang übte Platter den Beruf des Buchdruckers aus, ehe er 1976 seine Tätigkeit als Exekutivbeamter aufnahm, die er bis 1994 ausübte. 1978 heiratete Platter, der Ehe entstammen zwei mittlerweile erwachsene Kinder.

In den 80er-Jahren begann Platter seine politische Karriere, zuerst als Gemeinderat (1986-1989), dann als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Zams (1989-2000). 1994 kam er als Abgeordneter erstmals politisch nach Wien, ging 2000 als Sport- und Kulturlandesrat zurück nach Tirol, wurde dort ÖAAB-Chef und unterlag Van Staa in einer Kampfabstimmung um den Parteivorsitz, was wiederum seine zweite Wiener Periode einleitete.

Privat fährt der künftige Innenminister gerne Ski und stürmt die Berge. Auch das Gitarre-Spielen und der Gesang haben es ihm angetan, wie Platter gerne bei Truppenbesuchen im Ausland unter Beweis stellte.

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