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"Planmäßig wären wir eine halbe Stunde früher unterwegs gewesen"

Nur knapp ist die Schülergruppe aus Kehlegg einer Katastrophe entgangen.
Nur knapp ist die Schülergruppe aus Kehlegg einer Katastrophe entgangen. ©Schule/Laurence Feider
Kehlegger Schüler bei Felssturz

Riesen-Glück für Kehlegger Schulklasse beim Felssturz in der Rappenlochschlucht.

Dornbirn. Eine ganze Horde Schutzengel muss die Schulklasse von Direktor Andreas Ölz an diesem 10. Mai bei ihrem Ausflug mit dabei gehabt haben. Und die sollten dann auch alle Hände voll zu tun bekommen. Zuerst jedoch sah alles nach einem ganz normalen Ausflug aus. Bei schönstem Wetter trafen sich die Kehlegger Schüler bei der Karrenseilbahn und fuhren mit der Bahn hoch. Oben gab es einen Rundblick aufs Rheintal bevor sich die vierzehnköpfige Gruppe auf die “klassische” Wanderung zum Staufensee machte.

Noch deutete nichts auf eine herannahende Katastrophe hin, unbeschwert genossen die Kinder die mitgebrachte Jause an den Ufern des Staufensees. Der Rückweg nach Dornbirn war durch die Rappenlochschlucht geplant. Dazu sollte es ja dann bekanntlich nicht mehr kommen. “Um ca. 12.50 Uhr liefen wir bei der Staumauer des Staufensees vorbei zum Einstieg in die Rappenlochschlucht. Da kam uns schon eine weiße Staubwolke entgegen und es roch nach gesprengtem Fels”, erzählt Andreas Ölz. Doch niemand dachte zuerst an einen Felssturz. “Wir Erwachsenen dachten, es handle sich um eine kontrollierte Sprengung” ergänzt Begleitmama Sonja Klocker. Da man jedoch keine Warnschilder vorfand, ging die Gruppe noch einige Meter zum Schluchteingang weiter. Dann erst wurden plötzlich die gewaltigen Felsbrocken sichtbar, die den Fußweg komplett versperrten. “Die Rappenlochbrücke war nicht mehr zu sehen, erst jetzt konnten wir den unglaublichen Felssturz wahrnehmen”, so der Schulleiter. “Einige Felsbrocken hörte man sogar noch zu Tal donnern” erzählt eine geschockte Conny Winsauer die als Begleitperson dabei war. Schlagartig wurde den Erwachsenen bewusst in welcher lebensbedrohlichen Gefahr sich die Schülergruppe befand. Sie reagierten blitzschnell und gaben das Kommando zur sofortigen Kehrtwendung. Im Eiltempo flüchtete die ganze Gruppe aus der Gefahrenzone. Am hintern Ende des Stausees konnten die Schüler schließlich in Sicherheit gebracht werden.

“Ein Mädchen stand regelrecht unter Schock, andere Kinder waren völlig verängstigt”, erzählt Andreas Ölz. Geistesgegenwärtig gab der Schuldirektor einen Notruf ab, drauf wurde die RFL alarmiert. Innerhalb kürzester Zeit landete ein Polizeihubschrauber bei der von der Außenwelt abgeschnittenen Wandergruppe. Kinder, Lehr- und Begleitpersonen wurden ausgeflogen und kamen so ganz unverhofft zu einem Hubschrauberflug. Nachdem der erste Schreck überwunden war, fanden das dann alle auch dementsprechend cool. Die Landung in Kehlegg war glücklich und so kamen alle wohlbehalten, sogar früher als geplant zu Hause an.

Erst im Nachhinein wurde den Kehlegger Schülern bewusst, dass sie Zeugen eines absoluten Jahrhundertereignisses geworden waren und dabei mächtig Glück hatten. “Ursprünglich war der Rückweg eine halbe Stunde früher geplant, unsere ganze Gruppe wäre dann zum Zeitpunkt des Felssturzes genau in der Schlucht unterwegs gewesen. Man will sich gar nicht ausmalen, was dann passiert wäre”, so Andreas Ölz über einen Schulausflug den man in Kehlegg vermutlich nie vergessen wird.

Wie hast du den Felssturz bei eurem Ausflug erlebt?

Antonia Alge, 8 Jahre.
Wir wollten gerade durch die Rappenlochschlucht zurück nach Dornbirn laufen, da ist zumal alles nebelig gewesen. Die Erwachsenen haben gedacht, es ist eine kontrollierte Sprengung, dann hat Herr Ölz plötzlich gesagt “Die Brücke ist nicht mehr da” und wir sind zurück zum Staufensee gelaufen. Ich habe mich nicht gut gefühlt und ein bisschen Angst gehabt.

Leonie Winsauer, 7 Jahre.
Zuerst war alles schön, wir sind gewandert und haben gegrillt. Da wir ein bisschen spät dran waren, haben wir beschlossen einen Bus später zu nehmen. Frau Klocker hat uns noch ein Eis spendiert, dann sind wir Richtung Rappenloch gelaufen. Dann war plötzlich so ein Rauch da und ein Fischgeruch in der Luft. Manche von uns haben große Angst gehabt.

Linda Jones, 8 Jahre.
Bei einem Urlaub in Amerika habe ich einmal erlebt, wie ein Haus zusammengestürzt ist, deshalb habe ich den Felssturz nicht so schlimm empfunden. Wir haben nur ein bisschen was gesehen, dann sind wir schnell umgekehrt. Gott sei Dank hat uns der Hubschrauber abgeholt und nach Hause geflogen, das war echt cool.

Aurelia Diem, 7 Jahre.
Auf einmal war die Brücke nicht mehr da und ich habe gehört wie Felsbrocken runtergekracht sind. Da habe ich mir plötzlich vorgestellt, meine Mama sei unter die Felsmassen gekommen und ich mußte furchtbar viel weinen. Meine Mama hat mich dann gleich beim Hubschrauber in Kehlegg abgeholt und wir haben viel über das gesprochen, was passiert ist.

Elias Schnetzer, 7 Jahre.
Als wir zur Rappenlochschlucht liefen, sind uns zwei Wanderer entgegengekommen und haben gesagt, es sei etwas passiert. Da nichts abgesperrt war, sind wir noch ein bisschen vorgelaufen und haben abgefallene Bäume und riesige Felsbrocken gesehen. Ich habe keine Angst gehabt, da die Erwachsenen uns gleich in Sicherheit gebracht haben.

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