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Pilotprojekt für kostenoptimierten Wohnbau

Kürzlich erfolgte der Baustart des Pilotprojekts neben dem Haus Tosters in Feldkirch.
Kürzlich erfolgte der Baustart des Pilotprojekts neben dem Haus Tosters in Feldkirch. ©Emir T. Uysal
Baustart in Tosters für österreichweit einzigartiges Neubauprojekt, um Kosten auf Lebenszeit zu optimieren.
Bauprojekt in Tosters (April 2016)

Feldkirch. (etu) 60.000 technische Varianten wurden bei einem Forschungsprojekt zum Thema Wohnbau geprüft. Mit dem Ziel energetisch effizient und gleichzeitig ökonomisch sinnvoll zu Bauen. „Um eine, für den Mieter wirtschaftliche Wohnung zu schaffen, müssen mehrere Gesichtspunkte berücksichtigt werden“, erklärt Christina Schneider vom Energieinstitut Vorarlberg. Das Institut arbeitet gemeinsam mit der gemeinnützigen Wohnbauvereinigung Vogewosi, die Arbeiterkammer, das Land und das Forschungszentrum alpS im Rahmen von „KliNaWo“ (klimagerechter, nachthaltiger Wohnbau) zusammen. Der allgemeine Glaube, dass ein Gebäude in seiner Errichtung nicht so viel kosten darf und dadurch die Mieten gering gehalten werden, stimme nur zum Teil. „Denn was nützt es, wenn die Miete zwar gering ist, aber die Betriebskosten für Heizung, Warmwasser und Strom sowie die anteiligen Kosten für die Allgemeinflächen zu hoch sind“, stellt Schneider klar. Fakt ist, es kommt auf die richtige Mischung an. Diese Mischung kann durch eine Lebenszyklusberechnung dargestellt werden. Dabei werden die Investitionskosten eines Objektes mit entsprechenden Zinsen für einen Kredit versehen. Dabei werden etwaige Förderungen abgezogen und erforderliche Investitionen und Zahlungen der Folgejahre, wozu auch die Betriebskosten zählen, berücksichtigt.

Baustart bereits erfolgt
Dieses Pilotprojekt ist österreichweit eine bisher einzigartige Unternehmung. Energetische und im Anschluss die Berechnung der LZK lieferten hierfür die Basis. Der Baustart für den Wohnbau in Tosters erfolgte am 31. März. Das Projekt hat derzeitige Baukosten, die auf Basis der Ausschreibung bei etwa 3,25 Millionen Euro liegen. Zur energetischen Optimierung und Reduktion der Investitionskosten wurden bereits in der Vorprojektierung wesentliche Maßnahmen getroffen. So wurden beispielsweise die sehr großen Fensterflächen des Erstentwurfes um etwa 25 Prozent reduziert. „Das bewirkte einerseits eine Reduktion der Kosten, da Fenster teurer sind als die gleiche Fläche Außenwand und andererseits wird die Gefahr der sommerlichen Überhitzung reduziert, wodurch nicht gekühlt werden muss“, erklärt Schneider weiter.
Wichtig bei der Planung eines solchen Gebäudes ist auch, dass bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt an die Haustechnik gedacht wird. Die Situierung der Heiz- und Lüftungskomponenten innerhalb der thermischen Hülle reduziert die Verluste, derer ein Heizsystem unterliegt. „Einfach ausgedrückt, die Verteilung des warmen Wassers zum Beispiel vom unbeheizten Keller aus, führt dazu, dass Wärme über die Leitungen an den kalten Raum abgegeben werden“, so die Projektbetreuerin. Die entnommene Wärme sei somit wesentlich höher, als jene, die dann tatsächlich in der Wohnung ankommt. Im Fall von „KliNaWo“ stehen die Wärmepumpe und der Warmwasserspeicher in einem Technikraum im Erdgeschoss, also innerhalb der thermischen Hülle. Bei Projekten mit einem Lüftungsgerät empfehle es sich auch, dieses nach Möglichkeit im beheizten Gebäude unterzubringen. Das verhindert entweder die Verluste oder den erforderlichen Bau einer Einhausung am Dach.

Hochwertige Komponente
Ein weiterer wesentlicher Faktor, der zur Erreichung von leistbaren Wohnen heranzuziehen ist, ist die Berücksichtigung der Fördergelder. Sofern bekannt ist, dass ein Zuschuss bereitgestellt wird, sollte der Bauträger versuchen, die Kriterien auch zu erfüllen. „In unserem Fall zeigte es, dass die Lebenszykluskosten jener Projekte aus den 60.000 Varianten, welche die Kriterien der Wohnbauförderung einhalten konnten (das sind in etwa die Hälfte) um mehr als 1 Millionen Euro niedriger sind.“ Die Energiekosten aus den Varianten schwanken im Mittel um einen Faktor von 2,4. Das bedeutet im besten Fall, dass diese 550 Euro im Jahr betragen und im schlechtesten Fall über 1300 Euro. Die niedrigsten Energiekosten betreffen hierbei jene Varianten, welche so, wie im vorliegenden Projekt mit Wärmepumpe ausgestattet wurden. Der Einsatz von günstigen bis billigen Komponenten, zahle sich selten aus, da diese meist eine wesentlich kürzere Lebensdauer aufweisen und somit öfter einer Neuanschaffung unterliegen. So hat sich in diesem Projekt gezeigt, dass die teureren Holz-Alu-Fenster, durch ihre längere Lebensdauer, wirtschaftlicher gegenüber den reinen Holzfenstern sind. Aufgrund ökologischer Kriterien sowie des Wunsches des Bauherrn wurden keine PVC-Fenster untersucht. Jedoch liegt deren Lebensdauer weit unter jenen der vorher genannten Fenster, damit müssten diese öfter ausgetauscht werden.
Wenn man diese Elemente (Investitionskosten zuzüglich der Finanzierung, die Energiekosten, Ersatzinvestitionen sowie Energie- und Wartungskosten) erhält man die Lebenszykluskosten. „Und nur, wenn diese gering sind, dann kann man leistbare Wohnungen zur Verfügung stellen.“, so Christina Schneider abschließend. Die Beurteilung und Entscheidung der Varianten von Projekten nach Lebenszykluskosten sehen die Verantwortlichen mehr als sinnvoll. Fertigstellung ist für Herbst 2017 geplant. Anschließend werden Energieverbrauch und die Behaglichkeit in den Wohnungen für zwei Jahre geprüft.

Fakten zum Bau:
» Umfang: drei Geschoße, 18 Wohneinheiten und großer Gemeinschaftsraum, 1287 m² Wohnnutzfläche, 8x Zweizimmer-Wohnung (55m²) und 10 Dreizimmerwohnung (75-88m²)
» Bauträger: VOGEWOSI
» Auftraggeber Forschungsprojekt: AK Vorarlberg und VOGEWOSI
» Architektur: Walser und Werle ZT GmbH, Feldkirch
» Haustechnikplanung: eplus, Egg

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