Den Schwarzen Peter bekommen, Valat gegangen oder beim Schnapsen nicht draußen gewesen – ein Schuldiger für das fehlende Glück ist schnell gefunden: Wenn der Piatnik nicht will, meint man in Österreich schicksalergeben, während die Ungarn gar den Heiligen Piatnik verantwortlich machen. Seit mittlerweile 180 Jahren versorgt uns das Wiener Traditionsunternehmen mit dem nötigen Kartenmaterial und seit den sechziger Jahren mit den beliebtesten Gesellschaftsspielen.
14.000 Quadratmeter produktionsfläche
Das Innere des Gebäudes in der Hütteldorfer Straße 229-231 wirkt um ein Vielfaches größer als das Äußere. Kaum jemand würde nämlich bei einem flüchtigen Blick auf die Fassade vermuten, dass hier auf 14.000 Quadratmetern jährlich 25 Millionen Kartenspiele sowie je eine Million Puzzles und Gesellschaftsspiele produziert werden.
Tradition und Moderne reichen einander bei Piatnik die Hand: beeindruckende Druckmaschinen, vollautomatische Hochleistungsschneidemaschinen und Computer-to-Plate Technologie auf der einen und die händische Befüllung der Boxen für Gesellschaftsspiele auf der anderen Seite, da das Einstellen der entsprechenden Maschinen zu aufwändig wäre. Und nicht zuletzt die Familienporträts, die zumeist recht vergnügt die hunderten Kartenmotive betrachten, die in den Empfangsräumen hinter Glas bewundert werden können.
Keine Ángst vor dem PC
Auch wenn die Firma wie jede andere gemanagt wird, ein Unternehmen wie jedes andere ist es natürlich nicht. Spielerische Freude zu verkaufen, ist eben kein Geschäft wie jedes andere. Aber wird es in Zeiten des Computers, des Fernsehens und zerbrechender Familie auch weiterhin eines sein? Geschäftsführer Mag. Dieter Strehl beantwortet diese schon bis zum Überdruss gehörte Frage mit einem deutlichen Ja:
Computer sind sehr beeindruckend und erfolgreich, aber hier fehlt die unmittelbare Reaktion des Mitspielers, etwa der Triumph der Kinder beim Mensch-Ärgere-Dich-Nicht über die Eltern. Auch dieses herzliche über- und miteinander Lachen, das man bei jedem Gesellschafts- und Kartenspiel hört, fehlt beim einsamen Vergnügen vor der Maschine.
Neue Spiele-Ideen wurden und werden von dem Piatnik-Geschäftsführer auch mit seinen beiden Söhnen zu Hause getestet. Schließlich gehört es dazu, dass man neue Produkte ausprobiert. Verlässliche Bewertungen bekam er von den Sprösslingen dabei nicht. Ihnen hat alles gefallen – aber es ging ihnen vermutlich mehr um die Beschäftigung mit den Eltern, schmunzelt Strehl. Mit der Zeit wurden sie, mittlerweile zwölf und 15 Jahre alt, allerdings anspruchsvoller…
Jährlich 200 neue Spiele
Ein gewisses Gespür, ob eine Spielidee nun einschlägt, gehört schon dazu. Schließlich sind 500 verschiedene Kartensätze sowie ebenso viele Gesellschaftsspiele im Piatnik-Programm, wobei jedes Jahr etwa 200 Produkte neu etabliert und ebenso viele wieder vom Markt genommen werden. Programmierte Erfolge sind hingegen für das Weihnachtsgeschäft das Spiel des Jahres 2004 mit dem Namen Zug um Zug, Entwicklungen mit einem genial einfachen Konzept wie Pusteblume oder Umsetzungen bekannter Fernsehserien wie das neue CSI.
Doch in Österreich verbindet man Piatnik vor allem mit seinen Karten. Aber auch Kasinos von Kambodscha bis Island und den USA setzen auf die Wiener Erzeugnisse. In mehr als 60 Länder wird exportiert, wobei die alten Märkte der ehemaligen Habsburgermonarchie spielerisch erobert und alte Verbindungen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs neu belebt wurden.
Der Verkauf von Spielkarten hat übrigens auch im Inland zugenommen. Schließlich sind sie billiger geworden und werden schneller durch ein neues Blatt ersetzt. 1824 musste ein Arbeiter laut Strehl noch einen Tageslohn für ein Tarock-Spiel aufwenden, das dann auch entsprechend lange durchhalten musste…
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