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Pflege: Organisationen sehen Kostenprobleme

Wien - Die österreichischen Hilfsorganisationen sehen in der Pflegedebatte weiterhin Kostenprobleme. Der Grund dafür liege bei den kollektivvertraglichen Rahmenbedingungen.

Das Österreichische Hilfswerk und die Caritas erklärten unisono, dass in Anbetracht der derzeit gültigen kollektivvertraglichen Rahmenbedingungen im Bereich der sozialen Trägerorganisationen auch weiterhin keine leistbare 24-Stunden-Betreuung angeboten werden kann. Das belegen auch aktuelle Kostenberechnungen des Hilfswerks. Die Nachfrage, so Walter Marschitz vom Österreichischen Hilfswerk gegenüber der APA, werde daher “- wenn überhaupt – äußerst gering“ sein.

Laut Berechnungen würden die Kosten pro Betreuungsfall an die 4.500 Euro im Monat betragen. Auch in der Vergangenheit hatte das Hilfswerk aus Kostengründen keine Rund-um-die-Uhr-Betreuung angeboten. Der Grund dafür war damals wie heute derselbe: Alle Mitarbeiter – egal welche Tätigkeit sie ausüben – fallen unter den Kollektivvertrag der sozialen Trägerorganisationen und müssen dementsprechend entlohnt werden. So hat Betreuungspersonal Anspruch auf gleichen Lohn wie das viel höher qualifizierte Pflegepersonal.

Während ein Großteil der Arbeitskräfte im Bereich der Betreuung keinerlei einschlägige Ausbildung besitzt, ist eine solche bei der Pflege Voraussetzung: So haben Heimhelfer eine sechsmonatige Ausbildung zu absolvieren. Die Ausbildung zum Pflegehelfer dauert zwei, die zum Diplomkrankenpfleger sogar drei Jahre. Dazu kommt: Die Tätigkeit im Bereich der Betreuung besteht zu einem Großteil aus Bereitschaftdienst. Das Pflegepersonal arbeitet zwar kürzer, kann dafür aber bedeutend mehr „echte“ Arbeitsstunden vorweisen.

Faktum ist: An dieser Situation kann auch das In-Kraft-Treten des Hausbetreuungsgesetzes am 1. Juli nichts ändern. Schließlich bleibt der Kollektivvertrag vom Gesetz unangetastet. Und eine eigene Regelung mit niedrigeren Stundenlöhnen für Arbeitskräfte in der Rund-um-die-Uhr-Betreuung wird von der Gewerkschaft der Privatangestellten kategorisch abgelehnt. Das betonte deren Vertreter Reinhard Bödenauer gegenüber der APA: „Wir haben einen Standard und da gehen wir nicht herunter.“ Zur Diskussion stünden lediglich flexiblere Modelle der Arbeitszeitgestaltung und ein Ausbau der Mobilen Dienste vor allem im urbanen Bereich.

Walter Marschitz geht aber ohnehin davon aus, dass „das Selbstständigenmodell zum Regelfall wird“. Das Österreichische Hilfswerk werde daher auch nach dem 1. Juli keine Mitarbeiter für 24-Stunden-Betreuung engagieren, so Marschitz. Man plane vielmehr, sich auf die Beratung zu konzentrieren und als Vermittler von selbstständigen Hilfskräften aufzutreten, so Marschitz. Mit jedem, der ab 1. Juli ein Gewerbe anmeldet, bestünde die Möglichkeit zur Kooperation. Für die Betroffenen sei die „Selbstständigenlösung“ die billigste Variante. Laut Berechnungen des Hilfswerks liegen hier im Vergleich zur „Angestelltenlösung im Haushalt“ die Kosten um 500 Euro (20 Prozent) pro Monat niedriger.

Auch Caritas-Präsident Franz Küberl teilte in einem Gespräch mit der APA die Einschätzung des Hilfswerks. Auch er meinte, es sei „wahnsinnig schwierig“, den betroffenen Menschen unter den gegenwärtig gültigen Rahmenbedingungen im Bereich der Rund-um-die-Uhr-Betreuung ein attraktives Angebot zu machen. Er kritisierte insbesondere die unklaren Arbeitsbedingungen im Bereich der Betreuung von alten oder kranken Menschen. „Die ganze Sache ist noch viel zu unausgegoren“, so Küberl.

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