Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl hat heute, Montag, im Kontrollausschuss des Gemeinderats seine Ideen für eine Reform der Altenbetreuung in Wien vorgestellt. Für seine Vorschläge – mehr Pflege zu Hause, Kooperation mit privaten Hilfsorganisationen, Trennung von Heimen und geriatrischen Spitälern – erntete er Zustimmung auch von der Opposition. Zweifel gab es bei FPÖ, ÖVP und Grünen an der Umsetzung. Kritik wurde auch an Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann laut.
Häupl war auf Einladung des Kontrollausschuss-Vorsitzenden Wilfried Serles von der FPÖ vor dem Gremium erschienen. Es ging um die Konsequenzen nach den zwei Berichten des Kontrollamtes, die sich mit den Missständen im Geriatriezentrum am Wienerwald (GZW) und generell mit der Situation der Pflege in Wien auseinander setzten. Häupls Antwort ist die Pflegeoffensive 2010, für die bis zum kommenden Juni ein genaueres Konzept und Zeitplan ausgearbeitet werden soll.
Häupl will mehr Pflege zu Hause
Der Bürgermeister kündigte nach der Sitzung vor Journalisten ein völliges Umdenken im Pflegebereich an. Man wolle Menschen so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung belassen. Für jene, die trotzdem ein Heim benötigten, soll die Zeit der Mischunterbringung in riesigen Institutionen wie in Lainz vorbei sein. In Vordergrund werde die dezentrale Unterbringung stehen, und das in Zusammenarbeit mit Organisationen wie Kolping oder Caritas. Den Pflegekräften will Häupl bei der Ausbildung, der Neuorganisation der Arbeitszeit und durch ein elektronisches Dokumentationssystem unter die Arme greifen.
Welche personellen Änderungen dafür notwendig seien, ob im Krankenanstaltenverbund (KAV) oder auf politischer Ebene, ließ Häupl noch offen: Zuerst gehe es um inhaltliche Entscheidungen, dann werde ich mir die Leute suchen, die mir garantieren, dass dies auch umgesetzt wird. Ich werde sicherlich nicht zulassen, dass man von Gemeinderatsbeschlüssen nur 20 oder 25 Prozent erfüllt, sondern 100 Prozent, so Häupl in Bezug auf die vom Kontrollamt geübte Kritik an der mangelhaften Umsetzung früherer Reformkonzepte.
Lob für gute Diskussion
Der Bürgermeister hob die sehr gute Diskussion im Kontrollausschuss hervor, es habe große Einhelligkeit in der Frage, was in Zukunft zu tun ist, gegeben. Auch Pittermann stellte sich hinter Häupls Projekt: Ich bin optimistisch, dass wir es schaffen.
Positiv äußerte sich auch der Ausschuss-Vorsitzende Serles. Den großen Worten müssten jetzt aber Taten folgen, Skepsis seitens der FPÖ sei sicher begründet. Für die Grüne Gemeinderätin Sigrid Pilz ist Häupl der Erste von der politischen Führungsebene, der sieht was Sache ist und die Probleme nicht schönredet. Gesundheitsstadträtin Pittermann habe versucht, Schwierigkeiten herunterzuspielen, Häupl stehe in offenem Widerspruch zu ihr, so Pilz. Zweifel an der Kompetenz Pittermanns kam auch von der ÖVP. Gemeinderat Johannes Prochaska sprach sich erneut für eine Übernahme des Ressorts durch Häupl selbst aus.
Redaktion: Bernhard Degen
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